Südtirol im Kleidermeer

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Wie bereits angekündigt müssen ab dem nächsten Jahr die Gemeinden die Sammlung der Altkleider übernehmen. „Für die Caritas rechnet sich das nicht mehr“, erklärt Guido Osthoff, Koordinator der Gebrauchtkleidersammlung der Südtiroler Caritas, die nun eingestellt wird. Auch die Sozialgenossenschaften haben sich in Brixen, Bozen, Leifers und Meran vom Markt zurückgezogen. Die Caritas hat nun angeboten, die bestehenden Container auf den Recyclinghöfen an die Gemeinden zu übergeben.
„Wir sind derzeit mit den Bezirksgemeinschaften, den Sozialgenossenschaften und dem Amt für Abfallwirtschaft im Gespräch, um eine Lösung zu finden“, erklärt Gemeindeverbandspräsident Andreas Schatzer. Bis Herbst soll die Altkleidersammlung neu aufgestellt sein. Fraglich sei noch, ob die Ausschreibung für den Dienst auf Gemeinde- oder Bezirksebene durchgeführt wird.
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Altkleidermarkt in KriseAltkleider: Second-Hand-Kleidung wird noch von wenigen gekauft. Foto: Robert/Visual Diary Berlin/Unsplash
Die Altkleider der Caritas werden derzeit von dem deutschen Unternehmen FWS in Deutschland, Belgien, Frankreich und in den Niederlanden sortiert. Im besten Fall kommt das Kleidungsstück auf den Gebrauchtmarkt, ansonsten wird es zu textilen Fasern recycelt oder im Restmüll verbrannt. Im Schnitt sind nur wenige Prozent der Textilien als Gebrauchtware einzuordnen. „Ein Sortierbetrieb muss mit händischer Arbeit jedes Kleidungsstück nach rund 300 Kriterien bewerten. Ein gebrauchtes T-Shirt kostet deshalb mehr als ein neues aus der Fast Fashion um 3,99 Euro“, so Osthoff.
Das Überangebot an Altkleidern hat in den letzten Jahren in wohlhabenden Ländern zugenommen, auch in Südtirol: „In Spitzenzeiten haben wir im vergangenen Jahr 244 Tonnen Altkleider gesammelt“, berichtet die Brixner Gemeindereferentin Sara Dejakum im SALTO Podcast. Damit steigt der Druck auf Sortierbetriebe wie den FWS. Obwohl die unsachgemäße Entsorgung verboten ist, werden auch unsortierte Altkleider aus Europa exportiert. Etwa nehmen in Tunesien mehrere Sortierbetriebe Altkleidung ab, unbrauchbares Material endet dann auf Müllbergen in Afrika. „Aus diesem Grund haben wir vor 15 Jahren die Zusammenarbeit mit einem italienischen Sortierbetrieb beendet“, erklärt Osthoff von der Caritas.
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