Cultura | Jugendkultur

Eher eine Medienschelte

Reinhold Giovanett kritisiert in seinem "Headliner" in der Südtiroler Tageszeitung die Art und Weise wie Medien und Öffentlichkeit auf den Miracle-Hill-Fall einstiegen.

Als "Super-Gau im Wasserglas" titulierte Reinhold Giovanett seinen Kommentar im Freitags-Headliner der Südtiroler Tageszeitung über den Fall Miracle Hill. Das Festival war Thema in allen Medien, seit bekannt wurde, dass der Völser Bürgermeister Othmar Stampfer den Veranstaltern eine Woche vor Termin die Absage zukommen ließ. Reinhold Giovanett, der seit Jahrzehnten die Musiksendung "Freier Fall" auf RAI Südtirol sowie die wöchentliche Musikzeitschrift "Headliner" gestaltet, der selbst in einer Band spielt und in seinem Heimatort Margreid ein Mini-Festival organisiert, verstand die Welt nicht mehr. "Mein persönliches Glas kam zum Überlaufen, als ich auch noch in der Zett und auf RAI Südtirol über den sogenannten Tod der Jugendkultur in Südtirol jammern hörte. Im ganzen Jahr berichten diese Medien - und auch ihr von salto.bz - kaum einmal über die alternative Musikszene oder die Jugendkultur, und kaum passiert etwas derartiges, wird groß und breit geschrieben, interviewt und gefilmt," so der Vorwurf.

Zuviel der Jammerei

Dass das Thema Jugendkultur und -musik eigentlich gar keines sei, das in den Medien einen gebührenden Platz findet, das stört Reinhold Giovanett. "Es ist doch so: Kaum spielt der Sohn des Redakteurs in einer Punk-Band oder der Kollege hat einen Auftritt als Nebenher-Musiker, dann wird ad hoc ein Artikel geschrieben oder sogar eine Rezension. Aber das passiert leider nur zufällig, eben weil die Aufmerksamkeit der Medien nicht auf diesem Gebiet liegt." Dabei, so Giovanett, sei die Musikszene Südtirols so lebendig wie kaum jemals zuvor, es gibt 60 Festivals südtirolweit, bei den Trentiner Nachbarn sind es gerade einmal 3 oder 4 Großevents. Die jungen Leute in Südtirol sind musikbewegt und es wäre kein Schaden, wenn Medien sich des Themas annehmen würden, nicht nur gelentlich oder wenn es wieder einmal brennt, meint der Unterlandler. 

"Den Festivalveranstaltern in Südtirol wird es nicht durch die Bank schwer gemacht, zu ihren Lizenzen und Genehmigungen zu kommen, ich wollte aber mit meinem Kommentar auch sagen, passt auf, es gibt nicht nur Schikane in den Gemeindestuben." Giovanett kennt die Szene seit langem, er sagt, auch die Gemeindepolitiker und Verantwortlichen bei den Diensten hätten dazugelernt, "schließlich sind das Leute unserer Generation und die wissen alle, wer Motörhead oder Kraftwerk sind." Trotzdem muss der Jugendarbeiter seinem Berufskollegen Thomas Kobler Recht geben, wenn dieser das immer noch schwelende Credo mancher Südtiroler Touristiker ankreidet, die Alternativszene wäre quasi ein Störfaktor für die Urlaubsbedürftigen.

Es gibt keine systematische Schikane

Die Forderung nach einer generellen Festivalordnung die für alle Gemeinden Südtirols gilt oder das Messen mit zweierlei Maß, wenn es um alternative und traditionelle Wiesenfeste geht, das sind Themen die beim kommenden Treffen der Festivalveranstalter Südtirols auf dem Programm stehen werden. Das Netzwerk der Festivalbetreiber hat sich in jahrelanger Arbeit unter Walter Eschgfäller und Thomas Kobler etabliert, Reinhold Giovanett und das Jux Lana koordinieren das Treffen am 13. Oktober um 20 Uhr im Jugendzentrum Jump in Lana. "Ich möchte beileibe nicht die negativen Seiten ausblenden, die es für uns Veranstalter ganz sicher gibt und weiterhin geben wird, aber nur das bejammern will ich auch nicht. Wir arbeiten daran, dass hier etwas weitergeht, auch in Meran und auch in Bozen, dass die "bunte Wiese" der Musikszene weiterwächst."