Economia | Kollektivvertrag

Das war der erste Streik

Rund 40 Prozent der Angestellten der großen Handelsketten haben am Samstag gestreikt. Mehr als 200 Personen bei Kundgebung. Gewerkschaften: "Starkes Zeichen gesetzt."

“Wir werden immer mehr zu Objekten, die einzig und allein den Bedürfnissen der Unternehmen dienen sollen”, kritisierte der Verkäufer Piero* im salto.bz-Interview am Donnerstag. Zwei Tage später waren rund 5.000 Beschäftigte der großen Handelsketten aufgerufen, am italienweiten Streik der Handelsangestellten teilzunehmen. Für die Erneuerung des Kollektivvertrags, der seit 2013 auf Eis liegt, gegen die voranschreitende Liberalisierung der Öffnungszeiten und Flexibilisierung der Arbeitszeiten. “Ich will, dass man endlich versteht, dass wir Menschen und keine Roboter sind”, erklärte Piero den Grund, warum er an dem Streik teilnehmen wollte. Mit ihm haben am gestrigen Samstag zwischen 35 und 40 Prozent der größten Handelsketten Aspiag (Despar, Eurospar, Interspar) südtirolweit und Metro in Bozen ihre Arbeit niedergelegt. So die offiziellen Zahlen der Gewerkschaften, die den Streik ausgerufen hatten. Über 200 Personen fanden sich am Ziller-Platz in der Bozner Romstraße ein, um ihren Protest laut kund zu tun – darunter auch Beschäftigte von OVS, Limoni, Zara und MaxiZoo. Einige waren extra mit Bussen aus der Nachbarprovinz angereist.

Foto: Facebook/Guido Margheri

Dort, im Trentino, war die Streikbeteiligung etwas höher als in Südtirol. Etwa die Hälfte der Aspiag-Angestellten legten am Samstag die Arbeit nieder, mit Spitzenwerten von bis zu 100 Prozent in einzelnen Filialen des Großhändlers Coop. “Die Coop, die sich soziale Werte ganz groß auf die Fahnen geschrieben hat, hat ihre Werte vergessen und führt sich gleich wie die anderen großen Ketten auf”, zeigt sich eine Kassiererin der Trentiner Coop empört. Eine ihrer Kolleginnen im Despar ergänzt: “An allen Sonntag geöffnet, mit einseitig am Tag vorher festgelegten Turnussen, ohne Gehaltserhöhung und Zuschläge für die Feiertagsarbeit – wie sollen wir da Arbeit und Familie unter einen Hut bringen?” Sie macht ihrem Ärger Luft: “Sind wir Angestellte oder Sklaven?”

Maurizio Surian: “Starkes Zeichen.” Foto: CGIL-AGB

Der CGIL/AGB-Funktionär Maurizio Surian erklärt: “Ketten wie Aspiag, Metro, OVS, Zara, H&M und Mediaworld sind Mitglieder des Handelsverbands Federdistribuzione, der im Gegensatz zu Confcommercio, den Kollektivvertrag nicht unterzeichnet hat.” Im Gegenzug habe es ein Angebot für eine Gehaltserhöhung von 85 Euro in mehr als drei Jahren und vor dem Hintergrund noch größerer Flexibilität, Abschaffung des 13. und 14. Monatsgehalts sowie weniger Zuschläge für die Sonntagsarbeit gegeben – nicht nur für Surian “inakzeptable Bedingungen”. Surian zeigt sich mit dem Streikverlauf zufrieden: “Wir haben ein starkes Zeichen gesetzt.” Im Gespräch mit den Medien verriet Walter Largher, Gewerkschaftsvertreter der regionalen Uiltucs: “Die Verhandlungen sind im Laufen, aber wenn wir in den kommenden Tagen keine Übereinkunft finden, werden wir am 19. Detember erneut streiken.”


*Name von der Redaktion geändert.