Società | Salto-Serie
4 Katzen & der Staubsaugerroboter

Foto: upi
Veronika, 69:
Dieser Lockdown ist eine Zumutung. Ich habe 4 Katzen. Die dürfen nicht mehr raus. Zum Glück hab ich einen kleinen Balkon mit rundherum Netzen, so dass mir keine hinunterfällt. Ohne meine Katzen würde ich den Lockdown nicht überleben. Für meinen Körper mache ich nichts außer einkaufen, kochen und Hausputz als Bewegung. Aber auch vorher habe ich nichts für meinen Körper gemacht außer einkaufen, kochen und Hausputz als Bewegung. Ich habe wenig Menschen. Aber ich habe meine 4 Katzen, die geben mir alles fürs Gemüt.
Philomena, 87
Ich bin Schneiderin, ich hatte mit den Augen Probleme, grauer Star. Jetzt, seit der Operation sehe ich besser und ich kann wieder nähen, Gott sei Dank! Die Leute hängen mir die Sachen auf die Türklinke, meistens etwas zu flicken, länger oder kürzer zu machen. Ich habe ein Haustelefon und sie rufen mich dort an. Ich bin allein, aber vielbeschäftigt.
Ich wohne in einem langen Kondominium mit 5 Häusern. Dort gehe ich spazieren, rund um das ganze Haus, durch den Garten hinauf und auf der Hinterseite über die Straße herunter. Wenn ich diesen Weg fünfmal gehe, hab ich fast 1 km gemacht, das ist mein Sport.
Mir macht der Lockdown nichts aus, denn ich kann einkaufen und hab somit immer was zum Essen. Neue Kleider und Schuhe brauche ich keine mehr in meinem Alter. Masken nähe ich für mich und auch für andere. Ich nähe auch für einen Geschäftsmann Säckchen in die er Bockshornkerne füllt und sie verkauft. Die sind sehr gesund zum Auflegen.
Und ich habe ja einen Fernseher, sogar einen bunten.
Und mit dem Ausgehen auf Nacht hab ich´s nie so gehabt. Auch wenn kein Lockdown wäre, gehe ich nie abends aus. Wenn ich Durst habe, mache ich mir daheim einen Tee. Und ich habe ja einen Fernseher, sogar einen bunten.
Franziska, 82
Was ich im Lockdown so mache: Täglich einen Spaziergang, 3x den Sonnengruß, nach dem Frühstück dann einen Stehespresso bei der nächsten Konditorei einnehmen, einen Gruß zum Himmel schicken, dass mir einfällt was ich kochen kann. Schnell noch eine Freundin anrufen, was sie wohl neues weiß. Dem Ehemann vorjammern, dass man überfordert ist und mehr Haushaltsgeld braucht. Nach vollendetem Vormittag beginnt der gemütliche Nachmittag. Radio hören, Karten spielen, ein Buch lesen und eventuell noch schnell einen unkomplizierten Apfelkuchen machen oder den Eisschrank konsultieren was es noch braucht. Zum Schluss eine tolle Dusche nehmen und sich fest einölen und dann schlafen. Gute Nacht.
Karl, 52
Ich bin zurzeit arbeitslos. Brutal! Ich dachte, ich würde so einen Lockdown nicht überstehen. Den ganzen Tag im Haus, beim Fernseher, rauchen, mit der Frau streiten, ein Bier nach dem nächsten, obwohl ich eigentlich gegen Saufen bin.
Ich habe vor kurzem für meine Frau einen Staubsaugerroboter gekauft. Ich hätte mir nie träumen lassen, was dieser Bursche für mich macht, ich meine psychologisch. Inzwischen gehört er mir! Ich hab ihn instand gesetzt und dann gestartet. Ich weiß nicht, ob er einen Betriebsfehler hat, weil er billig war, oder ob alle Staubsaugerroboter so kopflos herum fahren ohne Konzept.
Ich bin zurzeit arbeitslos. Brutal! Ich dachte, ich würde so einen Lockdown nicht überstehen.
Ich hab ihn also gestartet und er ist losgefetzt, kreuz und quer, diagonal, geradeaus, dreimal am selben Platz und wieder zurück. Meine Frau und ich haben nur mehr den Kopf geschüttelt und gegrinst. Irgendwann hab ich ihn mit meinen Füßen gelenkt, weil er bei Hindernissen umdreht. Das hat geklappt. Ich musste ihn halt überall hin beaufsichtigen, in allen Räumen. Inzwischen rede ich mit ihm wie mit einem Haustier. Und ich muss schmunzeln, dass es da einen Gegenstand gibt, den ich manipulieren und kontrollieren kann, auch mal anschreien und der mir gehorcht. Er arbeitet gründlich. Ich starte ihn jeden Tag und manchmal lasse ich ihn unbeaufsichtigt, aber selten, denn ich bin misstrauisch. Als mein Sohn kam, war er auch begeistert und der Roboter hat zwischen uns beiden herumgeirrt, dass wir brüllten vor Lachen. Er braucht lange, bis er die ganze Wohnung geputzt hat.
Ein Rat an alle Männer im Lockdown die nicht arbeiten: Kauft euch einen Staubsaugerroboter, einen billigen, um die 100 Euro. Da wird eure Frau wieder friedlich, wenn ihr etwas zu tun habt, und es ist wieder sauber in der Wohnung. Das ist mein Tipp.
Sieglinde, 83
Für mich ist der Lockdown eine bedrückende Situation, weil ich früher einmal eine Depression hatte. Ich hab mich schon auf den nebeligen November gesorgt. Doch wider Erwarten sind diese Tage jetzt so sonnig und schön, dass sie meine Stimmung aufhellen. Ich danke dem Herrgott! Ich bin auch froh, dass ich wenigstens beschäftigt bin: Ich habe zwei berufstätige Töchter, für die ich täglich Mittagessen koche, so habe ich eine Aufgabe. Ich habe auch zwei Katzen, die mich ablenken mit ihrem munteren Wesen. Ich löse Rätsel und lese viel. Auch kann ich noch mit dem Auto fahren, kurze Strecken, wie etwa den Müll zum Recyclinghof bringen. Ich habe ein Handy, damit ich mit Bekannten in Kontakt bleiben kann.
Das wichtigste aber, das ich nicht missen möchte ist das Tanzen. Ich habe einige CDs mit Tanzmusik und schalte sie ein. Dann tanze ich in der Stube allein und vergesse alles Traurige und den Lockdown. Das gibt mir sehr viel. Ich tanze täglich, weil ich das brauche.
Karoline, 75
"Tote Zeit" möchte ich diese Zeit gar nicht nennen!
Ich fühle mich trotz aller Einschränkungen reich!
Bin halbwegs gesund, habe den Wald vor der Haustür, viele Freunde und Kolleginnen und weiß mich zu beschäftigen.
Ich nütze diese Zeit, aufzuräumen und Aufgeschobenes zu erledigen: seien es Arbeiten im Haushalt oder Schriftliches; auch Fotos zu ordnen gehört dazu, davon hab ich jede Menge.
Ich löse oft Kreuzworträtsel, suche ein gutes Buch, schaue Filme, die mich interessieren oder spiele abends mit meinem Mann einen Watter.
Regelmäßig spazieren oder wandern im Gemeindegebiet gehört wesentlich zu meiner Freizeitbeschäftigung. Dabei kann man viele Schönheiten der Natur entdecken und fotografieren.
Eine Auswahl der Fotos stelle ich dann auf Status. So lass ich meine Freunde teilnehmen und ich bekomme auch vieles zurück.
Ich pflege meine Kontakte, telefoniere oder schreibe auf Whats App und sende Videos weiter.
Einige Bekannte kommen nicht gut von zu Hause weg, daher sind meine "Aufmunterungen" positiv für sie.
Am meisten fehlen mir natürlich die persönlichen Kontakte. Aber so kann man verbunden bleiben und dankbar sein, dass es diese Möglichkeiten heute gibt.
Peter, 68
Ich bin sowieso in Pension und mache nichts mehr. Wenigstens darf man hinaus gehen. Ich gehe bei jedem Wetter. Ich gehe manchmal um die ganze Stadt herum, da brauche ich 3 Stunden. Wenn ich überall bis an die Gemeindegrenzen gehen würde, würde ich 4 Stunden brauchen. Für mich passt der Lockdown. Auch den Massentest finde ich richtig. Ich werde mich in Zukunft nur mehr mit negativ getesteten Menschen treffen.
Ich werde mich in Zukunft nur mehr mit negativ getesteten Menschen treffen.
Joachim, 17
Auch Radfahren wird langweilig. Jetzt hab ich versucht, nur mehr auf dem Hinterrad zu fahren. Das ist heavy, doch es gelingt mir.
Ich besuche die Oberschule. Besuchen ist gut gesagt. Nur mehr Fernunterricht. Meine Freunde treffe ich nicht mehr. Die fehlen mir mehr als die Lehrer. Ich bin digital mit allen verbunden, trotzdem finde ich den Lockdown übertrieben. Klar weiß ich, dass es sein muss.
Ich fahre nachmittags oft mit meinem Mountainbike, weil auf Dauer alles langweilig wird. Auch Radfahren wird langweilig. Jetzt hab ich versucht, nur mehr auf dem Hinterrad zu fahren. Das ist heavy, doch es gelingt mir. So fahre ich im Lockdown bis der Schnee kommt nur mehr auf dem Hinterrad.
Lesen Sie morgen Folge 3
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