Società | Homosexualität

Fußballstar Thomas Hitzlsperger: "Man kann homosexuell und erfolgreich sein"

Thomas Hitzlsperger will nicht länger schweigen. Im Gespräch mit der "Zeit", sagt der 31-Jährige: "Ich äußere mich zu meiner Homosexualität, weil ich die Diskussion über Homosexualität unter Profisportlern voranbringen möchte."

Seit sechs Monaten ist Thomas Hitzlsperger draußen. Tägliches Training und durchgeplanter Tagesablauf sind vorerst passé. Seine Karriere als aktiver Fußballprofi hat der 31-Jährige vor einem halben Jahr beendet, nun will er Rede und Antwort stehen. Mit seiner Homosexualität eine Diskussion anstoßen, die Schlagzeilen sind ihm gewiss. Respekt, Lob und Anerkennung auch.

DFB-Präsident Wolfgang Niersbach kommentiert: "Thomas Hitzlsperger war zu seiner Zeit als Nationalspieler immer ein Vorbild, vor dem ich den höchsten Respekt hatte - und dieser Respekt ist jetzt noch weiter gewachsen. Er hat sich entschieden, den Schritt in die Öffentlichkeit zu gehen, und ich stehe zu unserem Wort, dass er von uns jede erdenkliche Unterstützung bekommt."  (Den ganzen Beitrag auf T-Online lesen Sie hier)

Anerkennung aus der Fußballszene: "Ich hoffe, in Zukunft sind solche Sachen keine Meldung mehr wert. Wir leben im Jahr 2014 - und es ist ein Unding, über diese Schlagzeile überhaupt zu diskutieren. Es zeigt aber, dass noch nicht alle Menschen im Kopf so offen sind." (Werder Bremens Trainer Robin Dutt) aber auch Politiker aus dem In- und Ausland zollen Hitzelsperger Respekt. Der britische Premier David Cameron via Twitter: "Ich habe immer bewundert, was Thomas Hitzlsperger auf dem Feld geleistet hat - aber heute bewundere ich ihn noch mehr."

"Es ist für mich genau der richtige Zeitpunkt jetzt", sagt Hitzlsperger in einer Videobotschaft. "Ich stehe vor einer neuer Lebensphase." Für ihn sei es nie ein Thema gewesen, sich "während meiner aktiven Zeit zu bekennen oder darüber Auskunft zu geben", so der ehemalige Nationalspieler. Persönlich kenne er keinen aktiven Profifußballer, und er möchte mit Klischees aufräumen: "Ob Sie es glauben oder nicht, aber wir sprechen in der Kabine nicht ständig über unser Privatleben."

Homophobe Stimmung am Fußballfeld? Schwierig zu sagen, meint der gebürtige Münchner. Am Spielfeld gab es genug homophobe Äußerungen und Witze über Schwule. Italiens Angreifer Antonio Cassano provozierte etwa immer wieder mit schwulenfeindlichen Sprüchen. 2012 ließ er verlauten: "Schwule in unserer Mannschaft? Ich hoffe nicht. Aber wenn es Schwule gibt, ist das ihr Problem." Hitzlsperger erinnert sich: "Ein schwuler Pass etwa, ja, das wurde öfter gesagt."

"Es ist im Gegensatz zum Rassismus schwieriger zu beurteilen," sagte Hitzlsperger, "beim Rassismus weiß man ganz klar, gegen wen sich der Hass richtet". Den ganzen Beitrag in der "Zeit" lesen Sie hier.

Jetzt ist es draußen, die Presse freut sich, über die Reaktionen seines Coming Out "könnte ich spekulieren, aber das interessiert mich nicht." Der ehemalige Fußballstar weiß um das Aufsehen, das er erregt und unterstreicht: "Wichtig ist mir, dass Leute, die homophob sind und andere ausgrenzen aufgrund ihrer Sexualität. Die sollen wissen: Sie haben jetzt einen Gegner mehr."