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Aus für Südtirol-Lösung

Schlechte Chancen für Arno Kompatschers Wunsch nach einer Südtiroler Bankenlösung. „Wir haben das Geld auch ohne Raiffeisen und Volksbank beisammen“, sagt Karl Pichler.

Folgt auf die Energiehochzeit die Südtirol-Lösung in der heimischen Bankenwelt? Zwei Wochen nach dem Bankengipfel  zwischen den Vertretern von Sparkasse, Volksbank und Raiffeisen mit Landeshauptmann Arno Kompatscher sind die Chancen auf den politisch gewünschten Schulterschluss aller drei Lokalbanken auf Null gesunken. Nach dem Rückzieher von Raiffeisen Ende vergangener Woche signalisiert auch die Stiftung Sparkasse, dass ein Minderheiteneinstieg der beiden lokalen Konkurrenten vom Tisch ist. „Wir brauchen die Volksbank und Raiffeisenkassen nicht“, sagt Stiftungspräsident Karl Pichler. „Wir haben das Kapital auch ohne sie schon beisammen“. Allerdings dementiert Pichler Medienberichte vom Wochenende, wonach statt der Lokalbanken nun deutsche Bankinstitute zum Zustandekommen der Kapitalerhöhung beitragen sollen. „Das steht noch keineswegs fest“, betont er. Wenn überhaupt, ginge es um eine kleine Beteiligung, für die im Gegenzug Produkte deutscher Partner vertrieben würden. „Doch wir schaffen es voraussichtlich auch alleine“, sagt der Algunder Unternehmer.

Allerdings steht zumindest offiziell bis zur Bilanzgenehmigung in den kommenden Wochen immer noch nicht  fest, wie hoch die Kapitalerhöhnung der Sparkasse tatsächlich sein wird. Klar ist, dass die ursprünglich von der Vollversammlung genehmigten 100 bis 150 Millionen Euro angesichts der höher ausgefallenen Verluste sicher nicht ausreichen werden. Werden es also 200 Millionen, 250 Millionen Euro oder noch mehr? „Das wird von der Bank in den kommenden Wochen fixiert, aber irgendwo in dem Rahmen werden wir wohl liegen“, sagt Pichler. Sicher ist in jedem Fall, dass die Stiftung ihre 66,02 Prozent der Stammanteile beibehalten will. Bei 250 Millionen Euro wären dies also rund 165 Millionen Euro, die von der Haupteigentümerin der Sparkasse in einem weiteren dividendenlosen Jahr gestemmt werden müssen. 

Noch nicht restlos geklärt ist auch, ob die Südtiroler Volksbank nicht doch noch Kapital beisteuert. Laut ursprünglichem Vorschlag war immerhin eine Beteiligung in Höhe von 50 Millionen Euro im Raum gestanden. Und: Ein endgültiger Beschluss in der Sache sei noch nicht getroffen, heißt es aus dem Hauptsitz der Bank. „Wir haben die Entscheidung von Raiffeisen zur Kenntnis genommen“, sagt eine Sprecherin. Derzeit werde noch geprüft, welche Möglichkeiten einer Kooperation es nach dem Scheitern des Ménage à trois  gebe bzw. wie sinnvoll diese für die Bank sind. Immerhin ist die Volksbank derzeit bekanntlich mit der Übernahme der Banca Popolare di Marostica beschäftigt – und dabei auf dem besten Weg ein gleichwertiger Player des bisherigen Marktführers Sparkasse zu werden. Dass Direktor Johannes Schneebacher und Präsident Otmar Michaeler sich als langfristige Perspektive durchaus mehr als nur eine lose Zusammenarbeit mit dem aktuellen Konkurrenten vorstellen können, ist zumindest bislang nicht offiziell vom Tisch. Ein wenig Hoffnung auf eine kleine Südtirol-Lösung bleibt dem Landeshauptmann und Wirtschaftslandesrat in diesen Tagen also noch. 

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Willy Pöder Mar, 03/10/2015 - 10:12

Weder die Volksbank noch die Reiffeisenkassen streben eine Einheirat bei der Sparkasse an. Diese sagt wiederum, sie hätte den beiden lokalen Konkurrenten nie ein diesbezügliches Angebot unterbreitet. Interessant ist, dass sich dabei niemand jemals von den vielen "medialen Experten" gefragt hat, ob hierfür überhaupt die Voraussetzungen bestünden. Im Hochpustertal hält sich beispielsweise hartnäckig das Gerücht, dass die Macher der dortigen Raiffeisenkassen erst kürzlich von der Banca d'Italia zum "Frühstücksbüffet" geladen worden waren. Und wie man weiß, streicht diese ihre Gästen keinen Honig ums Maul. Das dürfte wohl auch der alte Vorstand der Sparkasse noch erfahren, denn Stiftungspräsident Karl Pichler forderte die Kontrollorgane der Banca d'Italia auf, allenfalls vorhandene Verantwortlichkeiten für das enorme Schlamassel rücksichtslos aufzudecken.

Mar, 03/10/2015 - 10:12 Collegamento permanente