Ambiente | Müllverbrennungsofen

Christoph Atzwanger: "Gewundert haben wir uns schon"

Die Weichen für die Übergabe sind gestellt: Ab Mai soll die Führung des neuen Bozner Müllverbrennungsofen an die Ecocenter AG übergehen. Und was sagen die bisherigen Betreiber?

Der Stichtag heißt 12. Mai: Läuft alles nach Plan, soll die Führung der neuen Bozner Müllverwertungsanlage in viereinhalb Wochen von der Bietergemeinschaft ATI an die Ecocenter AG übergehen. Der Beschluss der Landesregierung vom Dienstag läutet auch das offizielle Ende des Probebetriebs ein, bei dem noch die Erbauer der Anlage am Schalthebel standen. „Wir sind mit unserer Arbeit fertig, von uns aus ist nun alles bereit“, sagt Christoph Atzwanger, Geschäftsführer der Atzwanger AG, unter deren Federführung insgesamt zehn, vorwiegend Südtiroler Unternehmen die Anlage gebaut und nun auch getestet haben.

Statt der geplanten sechs Monate sind aus der Probezeit zwar nun neun geworden. Nichtsdestotrotz klingt die Bilanz des Bozners Unternehmers weit positiver als es so mancher Zeitungstitel vermuten lässt. Denn trotz der hohen Komplexität der Anlage sind in den vergangenen Monaten laut Atzwanger nur „Wehwechen aufgetreten, die komplett normal für einen Probebetrieb sind“. Um nicht zu sagen, willkommen sind. Denn die Testphase sei ausdrücklich dafür gedacht, alle möglichen Szenarien durchzuspielen und Schwachstellen der Anlage ausfindig zu machen, die auf dem Papier nicht ausgemacht werden können. „Bei solch maßgeschneiderten Anlagen müssen tausende Komponenten zusammenspielen, damit der Prozess funktioniert“, so Christoph Atzwanger. „Um zu sehen, ob wirklich alles perfekt ist, muss die Anlage erst einmal ein paar Monate laufen“.

"Absurde Arbeitshypothesen"

Umso verwunderlicher war für das Betreiberkonsortium der „sehr populistische Ansatz der Presse“ sowie die „absurde Arbeitshypothese, wonach ein Probebetrieb genauso einwandfrei laufen muss wie ein Regelbetrieb“.  Etwas befremdend beispielsweise auch die Kritik von Bozens Bürgermeister Luigi Spagnolli, der die ATI-Führung anlässlich eines Lokalaugenscheins vor einem Monat dafür kritisierte, dass die Anlage zu staubig sei, so Atzwanger „Er hätte beispielsweise auch weitergeben können, dass wir bei den Emissionen selbst, inklusive der kurzen Überschreitung im vergangenen November, im Mittel bei einem Hunderstel bis Zehntausendstel der gesetzlichen Grenzwerte liegen.“

Denn, wenn es darum geht zu kritisieren, hätte auch das Unternehmerkonsortium so manches zu sagen. „Fakt ist, dass auch der Probebetrieb schwieriger wird, wenn Quantität und Qualität des Mülls nicht den Vorgaben entsprechen“, gibt Atzwanger zu bedenken. Immerhin blieb die Müllmenge in den vergangenen Monaten um gut 20 bis 30 Prozent unter der vereinbarten Jahresmenge von 130.000 Tonnen. „Zumindest solange die angelieferte Menge nicht unter 85.000 Tonnen fällt, läuft die Anlage trotzdem einwandfrei“, versichert der Unternehmer. Auch wenn die Müllmenge, wie er einschätzt, nach Ende der Rezession erfahrungsgemäß wieder signifikant zunehmen wird: Ideal sei ein solches Laufen am unteren Limit dennoch nicht. „Das ist, als ob man mit einem Auto den vierten Gang halten müsste, aber nur 30 Kilometer pro Stunde fahren darf.“ Ähnlich suboptimal sei streckenweise die Qualität des angelieferten Mülls. So finden sich dort laut ATI monatlich an die 30 Tonnen Eisen, Rohre und sperrige Störstoffe. „Und die sollten definitiv nicht im Haushaltsrestmüll sein“, sagt Atzwanger.