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Online ins Kloster

Wie die Nonnen im Welterbe-Kloster St. Johann in Müstair die Feiertage erleben, wie Corona das Klosterleben verändert und wie es online ins Kloster geht. Ein Besuch.
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Foto: Kloster St. Johann in Müstair

„Die Heilige Stunde der Anbetung am Gründonnerstag wird nicht wie üblich im Oratorium des Klosters gefeiert, da es dort mit der Abstandsregelung zu eng wird“ erzählt Elke Larcher, Museumsdirektorin und Kommunikationleiterin der Stiftung Pro Kloster St. Johann Müstair. Die in Bozen geborene und aufgewachsene Kulturarbeiterin ist seit 14 Jahren Kommunikationsleiterin vom einen Steinwurf nach dem Grenzübergang Taufers im Münstertal gelegenen kulturhistorischen Juwel. „Einige Nonnen werden in den Nonnenchor der Klosterkirche gehen und andere im Oratorium bleiben. Nur so können die verordneten Maßnahmen eingehalten werden“ verrät hingegen Priorin Aloisia und prophezeit, dass Ostern in diesem Jahr „sehr viel persönlicher, intimer und intensiver für die Klostergemeinschaft sein wird.“


1983 wurde das Kloster St. Johann in Müstair von der UNESCO zum Weltkulturerbe erhoben. Karl der Große hat es um 775 für Mönche errichten lassen. Seit dem 12. Jahrhundert wird es von Klausurschwestern des Benediktinerordens bewohnt und bewirtschaftet. Sie folgen dem Klosterregularium des Hl. Benedikt von Nursia.

Die Corona-Regeln Abstandhalten und Händewaschen gelten auch hinter der Schweizer Grenze. „Wir haben noch das Privileg, dass wir spazieren gehen dürfen. Ansonsten ist die Situation ähnlich zu Südtirol: die Geschäfte – außer der Lebensmittelhandel und die Apotheken – sind geschlossen, so auch das Museum und der Klosterladen“ berichtet Elke Larcher. Nachdem auch die Schulen geschlossen sind, ist für sie Homeoffice und Homeschooling angesagt, „da die Bündner Regierung die Schließung des Museums und des Klosterladens bis 30. April angeordnet hat.“


Vor ihrer Arbeit im Weltkulturerbe-Ambiente studierte Elke Larcher in Innsbruck Russisch und Englisch und war für Arbeits- und Studienzwecke in England und Russland. Danach sammelte sie berufliche Erfahrungen als Lehrerin und Verantwortliche für Osteuropatransporte. Nach einem Fernstudium am UMC Potsdam (Berlin) ließ sie sich zur PR-Beraterin ausbilden. Im Klostermuseum betreut sie mittlerweile fast alles was anfällt.
„Angesichts der Tatsache, dass ein physischer Besuch bei uns gegenwärtig nicht möglich ist, wir aber als UNESCO Welterbe es als unsere Aufgabe sehen, das Welterbe der Menschheit bekannt und zugänglich zu machen, haben wir nun unsere 3D-Tour online gestellt“ erzählt sie stolz, wo Online-BesucherInnen bequem am Computer den Dachraum erklimmen oder die Empore begehen können, „Räumlichkeiten, die ansonsten für unsere BesucherInnen nicht zugänglich sind.“ 


Zudem hat das Kloster weitere Formate öffentlich zugänglich gemacht, stellt beispielsweise Lieblingsobjekte der MitarbeiterInnen vor, oder eine digitale Mitmachaktion – in den Sprachen Deutsch, Italienisch, Ladinisch, Romanisch, Englisch und Französisch –, wo es darum geht, phantasievolle Geschichten zu Musuemsobjekten zu erfinden. 

 

Wer also Ostern 2020 in einem Kloster verbringen möchte, kann auf der Internetseite des Weltkulturerbes St. Johann in Müstair unkompliziert ins Kloster eintreten und verweilen. Solange die Verbindung hält.