Economia | Salto Paper
Weiter geht’s, Genoss*innen!
Foto: (c) Salto.bz V.L.
Die deutsche TAZ ist eine, das digitale Schweizer Magazin Republik ebenfalls, und ja, hierzulande hat SALTO mit dem Portal unsertirol24.com zumindest in Sachen Gesellschaftsform eine Gemeinsamkeit: Wir alle sind Genossenschaft! Oder konkreter gesagt: in Hand einer Genossenschaft. 160 Genossinnen und Genossen sind aktuell über Demos 2.0 Herausgeber des Onlineportals – und stärken mit ihren Genossenschaftsquoten nicht nur das Eigenkapital von Demos 2.0, sondern auch die Unabhängigkeit von SALTO.
Einer für alle, alle für einen. In Zeiten der Medienkonzentration und ihrer speziellen Südtiroler Ausprägung, ist das genossenschaftliche Prinzip ein interessanter Gegenentwurf zu bestehenden verlegerischen Modellen. „Als Gründergruppe wollten wir über diese Gesellschaftsform gleich mehrere Ziele erreichen: Zum einen war es uns wichtig, dass es für externe Käufer, besonders für den Monopolisten Athesia, unmöglich wird, die Plattform zu kaufen oder zu unterwandern, weshalb die Gmbh als mögliche Alternative wegfiel“, erklärt Max Benedikter, Präsident von Demos 2.0. Andererseits sollte das Prinzip „one (wo)man, one vote“ – jedes Mitglied hat unabhängig von der Anzahl seiner Geschäftsanteile eine Stimme – die Grundwerte des Projekts noch einmal unterstreichen und transportieren: Gemeinwohl, Partizipation, Vielfalt und Mitsprache.
Die Idee, Leserinnen und Leser zu Eigentümern von Medien ihres Vertrauens zu machen, schien in einem Land der Genossenschaften nicht schwer vermittelbar. Knapp 900 Genossenschaften zählt Südtirol aktuell; von den landwirtschaftlichen Genossenschaften und Kreditgenossenschaften der deutsch und ladinisch geprägten Raiffeisenwelt, über die Wohnbaugenossenschaften, über die sich viele Südtiroler*innen den Traum vom Eigenheim erfüllen, bis hin zu den Produktions-, Arbeits- und Sozialgenossenschaften, denen mehrheitlich der Genossenschaftsverband Coopbund Alto Adige Südtirol den Rücken stärkt. „Die Genossenschaft ist vielfach das einzige Modell, um wichtige und sinnstiftende Vorhaben umzusetzen oder Bedürfnisse abzudecken, bei denen der unternehmerische Appetit wegen schmaler Margen nicht groß ist und auch die öffentliche Hand nicht einspringt“, sagt der Generaldirektor des Raiffeisenverbandes Südtirol Robert Zampieri.
Umso wichtiger ist es solche Initiativen durch ein starkes Dach zu schützen und zu fördern, wie es eben ein Raiffeisenverband oder Coopbund tun. „Gerade in der Gründungsphase sind Instrumente wie unser Mutualitätsfonds extrem hilfreich“, unterstreicht Heini Grandi, der die Gründung von SALTO als damaliger Coopbund-Präsident begleitet hatte. Indem jedes Mitglied des Genossenschaftsverbandes jährlich drei Prozent des Gewinns in diesen Fonds einzahlt, kann Start-ups wie SALTO in den schwierigen Anfangsjahren mit Risikokapital der Rücken gestärkt werden. Dazu kommen Beratung und eine konkrete Förderung der Mitglieder. „Vor allem die Vernetzung mit anderen Genossenschaften, mit Menschen, die Interesse am Projekt haben und es unterstützen wollen, hat sich immer als sehr fruchtbar erwiesen“, so Grandi.
Vieles dauert bei Genossenschaften länger als in Unternehmen, wo wenige Menschen entscheiden. Doch unserer Erfahrung zeigt: Das, was dabei entsteht, hat auch mehr Bestand.
Die Kultur der Genossenschaft leben, mit ihren demokratischen und vielfach aufwändigen Spielregeln, müssen dann aber die Genoss*innen selbst. Mehr Mitsprache bedeutet klarerweise auch mehr Diskussion. „Vieles dauert bei Genossenschaften länger als in Unternehmen, wo wenige Menschen entscheiden. Doch unserer Erfahrung zeigt: Das, was dabei entsteht, hat auch mehr Bestand“, sagt der langjährige frühere Coopbund-Präsident. Zumindest zehn Jahre sind mit immer mehr Stabilität und Erfolg auch bei Demos 2.0 geschafft – obwohl auch hier nicht nur die 20 Gründungsgenoss*innen so manche Geschichte über aufreibende Abstimmungs- und Entscheidungsprozesse erzählen können. Die Bilanz nach einem Jahrzehnt fällt deshalb auch realitätsnäher aus als die vom anfänglichen Idealismus beschwingten Vorstellungen. „Unsere Idee war es ja, hunderten, ja tausende Bürger*innen über ihre Mitgliedschaft ein Mitspracherecht in der Blattlinie zu geben, so wie bei Volksaktien eines Gemeinwohlunternehmens“, erzählt Max Benedikter. Ein nie vollzogenes Vorhaben, das aber auch der Präsident von Demos 2.0 mittlerweile als „etwas zu blauäugig“ einstuft: „Es braucht am Ende auch in dieser romantischen Formel ein demokratisches Korrektiv, das sehr vorsichtig und respektvoll mit der an sich autonomen Redaktion in Dialog tritt. Dieser Prozess ist noch nicht abgeschlossen, aber der Weg, den wir eingeschlagen haben, stimmt.“
Autorin: Susanne Pitro ist ehemalige Redakteurin und aktuell freie Mitarbeiterin von SALTO.
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Warum sollte ich mich für
Warum sollte ich mich für salto.paper interessieren, wenn sich die Redaktion von salto.bz nicht in der geringsten Weise um mein Buch zur Postgeschichte interessiert. Nach meiner Leistung für salto.bz speziell in der Anfangsphase hätte ich mir doch ein bisschen Aufmerksamkeit verdient. Aber Dankbarkeit und Weizen gedeihen eben nur auf gutem Boden.