Politica | Gemeindewahlen

Misson: die SVP aufbrechen

Fünf junge Terlaner wollen frischen Wind in die Gemeindepolitik der SVP bringen. Sie sehen sich als idealistisch, sozial und kritisch – auch der eigenen Partei gegenüber.
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Foto: JG Terlan

In zahlreichen Südtiroler Gemeinden wurde im Sommer noch händeringend nach Kandidaten gesucht. Vor allem Junge und Frauen standen ganz oben auf der Kandidatenwunschliste der Parteien und Listen. Oft gestaltete es sich als schwierig, ausgeglichene und bunte Teams zu formieren. Die SVP Terlan, Vilpian und Siebeneich muss sich - zumindest um ihre Jugend - wohl aber keine Gedanken machen. Ein fünfköpfiges Team im Alter von 23 bis 29 Jahren der Jungen Generation (JG) stellt sich in Terlan der Wahl: Magdalena von Dellemann, Georg Seebacher, Michael Huber, Johannes Fontana und Elia Faes wollen keine Lückenfüller sein. Jeder der fünf Anwärter habe das Potenzial, im Gemeinderat auch etwas bewegen zu können, zeigt sich Michael Huber sicher.

Der 25-jährige Sommelier, der früh aktiv am Vereinsleben teilgenommen hat und nicht zuletzt schon politische Erfahrung im Bezirksausschuss der JG sammeln konnte, präsentiert sich als eine der kritischen Stimmen. Auch was die eigenen Edelweißenen Reihen angeht: „Mich stört derzeit einfach, dass nicht darauf geschaut wird, was man wirklich braucht, was den Menschen zugutekommt, dass nicht verschiedene Meinungen eingebracht und ein gemeinsamer Nenner gesucht wird."

Wir haben in Südtirol so viele, die nur schauen, an der Macht zu bleiben. Das stört mich. Und auch in der SVP wird viel gepackelt. So ehrlich und kritisch muss man sein. (Michael Huber )

Ein ‚Weiter so‘ dürfe es nicht geben, mit manchen Entscheidungen der letzten Jahre sei man nicht immer zufrieden gewesen. Ohne die nötige Weitsicht habe es auch „Kurzschlussbeschlüsse“ der Verwaltung gegeben, ohne wirklich an später zu denken. Die Arbeit von Bürgermeister Klaus Runer befände man zwar einstimmig als positiv, mit dessen Abgang sei nun aber ein Tapetenwechsel an der Zeit.

 

Thematisch wolle man insbesondere in der Förderung und Unterstützung des Vereinswesens, das laut Huber besonders in Terlan unabdingbar für das Dorfleben ist, und dem Bereich des geförderten Wohnbaus Akzente setzen. Letzteres hat sich besonders Elia Faes, 28 Jahre alt und Projektleiter für Beschneiungsanlagen, auf die Fahne geschrieben. Er spricht von einem großen Druck, der von Bozen aus auf den Terlaner Wohnungsmarkt ausgeübt werde: „Dadurch, dass viele nach Bozen pendeln und in Terlan nur noch übernachten, wird einerseits der Wohnraum teurer und andererseits kommt auch das Dorfleben zum Erliegen.“ Generell sollen soziale Aspekte wieder vermehrt in den Vordergrund rücken, weshalb man sich auch dem Mitte-Links-Lager der SVP zugehörig fühlt.

Die erste Resonanz ist durchaus positiv, es sind eigentlich alle ziemlich begeistert. Bleibt zu hoffen, dass wir vielleicht auch alle mit dabei sind und später die Chance haben, uns einzubringen. Magdalena von Dellemann

Ein Rechts-Links-Schubladendenken lehne man aber ab. Mit Populismus jeglicher Art wolle man nichts zu tun haben und auch über die Regierungskoalition zwischen SVP und Lega zeigte man sich zunächst nicht unbedingt glücklich. Schlussendlich gehe es besonders auf Gemeindeebene aber um die Themen. Und da wolle man keineswegs nur jugendliche Gruppen bedienen, versichert Magdalena von Dellemann. Die junge Generation umfasse schließlich auch Menschen jenseits der 30 Jahre.

Die 28-jährige Magdalena von Dellemann ist Buchhalterin und eine von drei Frauen auf der Liste der Terlaner SVP. Politische Erfahrung fehlte ihr bis jetzt noch, nicht aber das politische Interesse an ihrer Heimatgemeinde. Sie wünscht sich mehr Vertrauen für Frauen in der Gemeindepolitik, auch aus den eigenen Reihen. „Ich glaube, in der Bevölkerung wird oft noch zu wenig Potenzial in der Frau gesehen. Frauen selber wählen oft nicht Frauen.“ Und die Frauen dürfe man längst nicht mehr nur auf soziale Themen reduzieren. Da müsse auch die Gesellschaft einen Sprung machen, meint Elia Faes. Allein den Parteien sei der Mangel an Frauen in der Politik also nicht zuzuschreiben.

Der Idealismus der Jungen wird oft belächelt. Wir junge Menschen sind aber nun mal Idealisten und das sollte wertgeschätzt werden. (Elia Faes)

Ähnlich verhalte es sich auch mit den Jungen, meint von Dellemann: „Du wirst als junger Mensch einfach sofort von allen kritisiert und zurechtgestutzt, wenn du etwas erreichen willst. Und danach fehlt bei vielen der Mut, eine Idee weiterzuverfolgen“. In jungen Jahren sei man nun mal idealistisch, allzu oft werde das aber belächelt, anstatt es wertzuschätzen. Das schrecke auch viele ab, meint etwa Elia Faes. Dazu komme das schlechte Licht, in dem die Politik derzeit steht. Um die Jugend verstärkt ins Boot zu holen, plant die JG Terlan dieser in Zukunft eine regelmäßige Plattform zu bieten. Ziel sei die Etablierung eines Gremiums, um jungen Stimmen abseits des Gemeinderats Gehör zu verschaffen.

Ich glaube, die Partei weiß es zu schätzen, dass der Druck auch ein bisschen von innen kommt, wir hätten ja auch einfach zur Bürgerliste gehen können. Wir sind aber mutig und wollen eine bestehende Struktur aufbrechen, sie ändern und damit vielleicht auch aufwerten. (Elia Faes)

Gehör fände man als junger Politikinteressierter zwar schon vermehrt, insbesondere auf Gemeindeebene, meinen die Vertreter der JG. Das manifestiere sich insofern, als verstärkt nach Kandidaten der unteren Altersklassen Ausschau gehalten wird. Oft sei laut Huber aber auch entscheidend, wer die Anliegen an die Führungsetage herantrage. Er engagiere sich nun schon seit einiger Zeit bei der Jungen Generation auf Bezirksebene, zu Beginn aber sei es nicht einfach gewesen, sich einzubringen und auch gehört zu werden: „Als ob ich in den Wald gerufen hätte.“ Ob kritische Stimmen aus der eigenen Reihe in Terlan erwünscht sind, wird sich laut Faes noch zeigen. „Jetzt ist es ohnehin zu spät. Jetzt sind wir da und wir sind gekommen, um zu bleiben.“