Die Planetary Health Diet ernährt besser

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Vor einer Woche hat die EAT-Lancet Commission ihren zweiten Report zur Planetary Health Diet (PHD) veröffentlicht. Es geht um einen wissenschaftlich untermauerten Vorschlag für den täglichen Speisezettel und das Welternährungssystem, der die Gesundheit fördert, auf viele Esskulturen weltweit angepasst werden kann und bei Schutz der Umwelt 10 Milliarden Menschen Nahrung sichert. Heute sind 800 Millionen Menschen unter- oder fehlernährt und zwei Milliarden übergewichtig. Laut Lancet-Commission könnten mit der Anwendung der PHD 11 Millionen vorzeitige Todesfälle pro Jahr vermieden werden, vor allem Herz- und Kreislauferkrankungen, Diabetes und bestimmte Krebsarten.
Dabei empfiehlt die PHD keine vegane Kost, hat vielmehr flexitarischen Charakter mit pflanzenbasiertem Schwerpunkt: Obst, Gemüse, Vollkorn, Hülsenfrüchte, Nüsse und ungesättigte Fettsäuren, aber auch moderate Anteile von Fisch, Geflügel, Milchprodukte und Eier (hier die PHD im Hosentaschenformat). Auf hochverarbeitete oder gezuckerte Produkte kann man bei der PHD verzichten. Diese Kost hat nicht nur gesundheitliche, sondern auch wirtschaftliche Vorteile für das Familienbudget. Die Lancet-Kommission weist nach, dass eine Ernährung gemäß PHD in Industrieländern nicht mehr kostet als das, was der heutige Durchschnittsverbraucher fürs Essen ausgibt. In ärmeren Ländern könnten allerdings 1,5 Milliarden Menschen sich noch keinen vollen PHD-Speisezettel leisten, wird eingewandt. Da würde es genügen, dass die durch Eindämmung der Lebensmittelverschwendung im globalen Norden eingesparten Mittel in den globalen Süden umgelenkt werden (Entwicklungszusammenarbeit), um das Recht auf gesunde Ernährung für alle in relativ kurzer Zeit einzulösen.
Die PHD ist zudem auch der Schlüssel zur Reduzierung der Klimabelastung durch das Ernährungssystem. Da heute nicht weniger als 77% der landwirtschaftlichen Flächen der Erde der Futtermittelerzeugung und als Weide für die Fleisch- und Milchwirtschaft dienen, mit gewaltiger Treibhausgasemission vor allem bei CH4 und N2O, wäre eine flexitarische Kost mit geringem Fleisch-, Zucker- und Auszugsmehlverzehr eine Riesenentlastung. Das gilt auch für Südtirol: für eine grundfutterbasierte Fleisch- und Milchwirtschaft müsste der heutige Viehbestand mindestens halbiert werden. Würde sich Südtirols Bevölkerung nach PHD-Prinzipien ernähren, wäre noch weniger Vieh erforderlich, was uns überhaupt erst erlaubt, die Klimaziele zu erreichen (17% der Emissionen aus der Landwirtschaft, dabei mindestens die Hälfte aus der Viehwirtschaft).
Während die PHD-Empfehlung in den Kreisen der Ernährungswissenschaft positiv aufgenommen worden ist, hat die Lancet-Kommission – eine unabhängige Gruppe von 19 Wissenschaftlerinnen und 18 Koautoren aus 16 Ländern – naturgemäß Widerspruch erfahren, vor allem seitens der Fleischlobby, der Viehzüchter und von der Agrarlobby gesponsorte Agenturen. Paradoxerweise hat sogar die WHO, die eigentlich für die Gesundheit der Weltbevölkerung sorgen sollte, der EAT-Lance Kommission die Unterstützung entzogen. Das geschah auf Betreiben des Vertreters Italiens bei der WHO, Gian Lorenzo Cornado, mit dem Argument, eine Diätempfehlung für die ganze Welt würde die traditionellen Esskulturen zerstören, und ein geringerer Fleisch- und Zuckerkonsum würde Millionen von Arbeitsplätzen kosten. Tatsächlich ist in der PHD nicht das heutige Ausmaß an Wurst-, Speck- und Mortadella-Konsum vorgesehen und gar einige Schweinehalter und Rinderzüchter müssten auf den Anbau von gesunden Nahrungspflanzen umsteigen, zum Segen der Umwelt. Aber kurios, dass Italien mit solchen Gestalten bei der WHO vertreten ist, wo gerade die „dieta mediterranea“ in ihrer ursprünglichen Theorie und Praxis der PHD sehr nahekommt. Die PHD ist auch Thema des nächsten Treffens in der Reihe „Klimagerechtigkeit“ am 14.10. in Bozen, zusammen mit bekannten Fachleuten auf diesem Gebiet.
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