Quoten, mit denen Südtirol glänzt
Es war das Jahr 2012, der Landeshauptmann hieß noch Luis Durnwalder, da setzten sich Landesregierung und Sozialpartner ein Ziel: Die Quote der Erwerbstätigen soll in Südtirol bis zum Jahr 2020 auf 80 Prozent steigen. Ein Jahr vor Ablauf der selbst gesteckten Deadline ist das Ziel in greifbare Nähe gerückt. Denn 2018 lag die Erwerbstätigenquote der 20- bis 64-jährigen Südtiroler bei genau 79 Prozent. Das ist ein Anstieg von 2,9 Prozentpunkten seit 2014. Das für den gesamten EU-Raum geltende Ziel von 75 Prozent für 2020 hatte Südtirol bereits 2008 erreicht. Das zeigen die vom Landesamt für Arbeitsmarktbeobachtung aufgeschlüsselten Daten, die in der aktuellen Ausgabe von Arbeitsmarkt News veröffentlicht worden und in einen europäischen Vergleich gestellt worden sind.
“Südtirol positioniert sich mit dieser Zahl im oberen Drittel der europäischen Regionen – auf gesamtstaatlicher Ebene ist Südtirol bekanntlich Spitzenreiter”, hält Stefan Luther, Direktor der Landesabteilung Arbeit, fest und präzisiert: “Der Vergleich mit unseren europäischen Nachbarregionen zeigt uns allerdings, wo wir noch Steigerungspotenzial haben: bei jüngeren Altersgruppen, bei den Frauen und bei Älteren.”
Aufholbedarf bei Jüngeren, Frauen und Älteren
Der Blick auf die nähere Umgebung Südtirols verdeutlicht, dass duale Ausbildungssysteme den Anteil von erwerbstätigen Jugendlichen steigern: So sind etwa in Vorarlberg 59 Prozent der Jugendlichen zwischen 15 und 24 Jahren erwerbstätig; in Südtirol sind es ausbaufähige 35,6 Prozent.
Bei den Frauen der mittleren Altersgruppe der 35-44-Jährigen hat die Erwerbstätigkeit zwischen 2015 und 2018 hingegen abgenommen (-2,7 Prozentpunkte) und liegt bei 79 Prozent, während der entsprechende Anteil im Bundesland Tirol 85,2 Prozent beträgt. “Einen deutlichen Aufholbedarf gibt es bei der Beschäftigung der unter 35-jährigen Frauen”, heißt es im jüngsten Arbeitsmarkt News. “Hier ist die Erwerbstätigenquote im Vergleich zu den nördlichen Nachbarn bei den 25- bis 34-Jährigen noch um acht bzw. bei den unter 25-Jährigen um äußerst bemerkenswerte 20 Prozentpunkte geringer.”
Bei der Erwerbstätigenquote der 55- bis 64-Jährigen positioniert sich Südtirol im europäischen Mittelfeld, wobei es auch in dieser Altersklasse starke Unterschiede nach Geschlecht gibt. “Im Vergleich zu den nördlichen Nachbarregionen ist die Beschäftigung der über 55-jährigen Frauen mittlerweile zwar auf einem vergleichsweise hohem Niveau angelangt, zur Quote der Männer fehlen aber immer noch rund 12 Prozentpunkte (Frauen: 58,6%; Männer: 71,1%)”, teilt die Abteilung Arbeit mit.
Arbeitslosigkeit: Platz 44 von 435
Die Arbeitslosenquote betrug in Südtirol 2018 im Jahresmittel 2,9 Prozent – ein Rückgang von 0,9 Prozentpunkten seit 2015. Das ist nicht nur im italienischen Schnitt Spitze, sondern Südtirol nimmt damit auch im europäischen Vergleich den 44. Platz von 435 Regionen ein. Spitzenreiter ist dabei Prag mit einer Arbeitslosenquote von 1,3 Prozent. Tirol hält den 23. Platz mit 2,4 Prozent, das Trentino den 186. mit 4,8 Prozent. Schlusslicht ist das französische Übersee-Département Mayoette mit 35,1 Prozent.
Für den zuständigen Landesrat Philipp Achammer stimmen die vom Landesamt für Arbeitsmarktbeobachtung präsentierten Daten optimistisch: “Es zeigt sich, dass der Südtiroler Arbeitsmarkt den europäischen Vergleich nicht zu scheuen braucht. Zugleich zeigt er uns, wo wir in der Arbeitsmarktpolitik ansetzen müssen, um auch in Europa zur Spitzengruppe zu gehören.”