Arme Rentner
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Das Arbeitsförderungsinstitut (AFI) analysiert in einer Studie den Zusammenhang zwischen Einkommen und Lebensalter der Südtiroler Steuerzahler. Daraus geht hervor, dass diese ihren Einkommenshöhepunkt im Alter zwischen 55 und 59 Jahren, mit einem durchschnittlichen Bruttojahresgehalt von 35.411 Euro erreichen. Danach nimmt das Einkommen allmählich ab. Besonders auffällig sind die Einkommensunterschiede in der Altersgruppe der 70- bis 74-Jährigen, während Frauen bereits ab ihrem 30. Lebensjahr im Vergleich zu Männern deutliche Einkommensnachteile hinnehmen müssen. Angesichts des derzeitigen Rentensystems wird sich die Kluft zwischen den Generationen unweigerlich weiter vertiefen. „Mit der schrittweisen Ablösung des einkommensbezogenen Rentensystems durch das beitragsbezogene Modell wird die finanzielle Lage der Rentner:innen zunehmend prekär. Es handelt sich hier um ein relativ neues Problem, das sich zu den bereits bekannten summiert“, warnt AFI-Präsident Andreas Dorigoni.
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Methodik
Grundlage für die Analyse bilden die Steuererklärungen, die die Südtiroler und Südtirolerinnen im Jahr 2023 für das Steuerjahr 2022 eingereicht haben. Das AFI hat die entsprechenden Daten nach Altersklasse, Geschlecht und Typ von Steuerzahlenden aufgeschlüsselt.
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Einkommenseinbruch bei Renteneintritt
2023 wurden in Südtirol 432.386 Einkommenserklärungen eingereicht. Die erklärte Brutto-Einkommenssumme beläuft sich auf insgesamt 11,8 Milliarden Euro, was einem Durchschnittswert von 27.229 Euro brutto im Jahr pro Steuerzahler entspricht. Aus den Steuererklärungen schließt das AFI, dass das höchste Durchschnittseinkommen in den letzten Berufsjahren – genau genommen in der Altersklasse von 55 bis 59 Jahren – erzielt wird. Danach bleibt das Pro-Kopf-Einkommen der Südtiroler Steuerzahlenden in etwa konstant, bis es sich ab 69 infolge des Renteneintritts deutlich verringert. Eine über 80-jährige Person kommt somit durchschnittlich auf 22.586 Euro brutto. Zum hohen Einkommen, das die Steuerzahlenden im Alter zwischen 60 und 69 Jahren erreichen, trägt sicherlich auch die Abfindung bei, die einige Monate nach dem Eintritt in den Ruhestand gezahlt wird und somit die Einkommensverringerung etwas hinauszögert.
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Einkommensunterschiede nehmen im Lebensverlauf zu
Der Gini-Index misst den Grad der Gleichverteilung: Der Wert 1 bezeichnet den Zustand der vollkommenen Ungleichverteilung, der Wert 0 hingegen jenen der perfekten Gleichverteilung. Die Analyse zeigt, dass der Index ab der Altersklasse von 35 bis 39 Jahren (Gini-Index: 0,405), aufgrund der unterschiedlichen Entwicklung der Berufslaufbahnen, kontinuierlich ansteigt und seinen Höchstwert in der Altersklasse von 70 bis 74 (Gini-Index: 0,458) erreicht, um dann im Anschluss wieder zu sinken. Mit dem Eintritt in den Ruhestand werden die Einkommen also wieder niedriger, jedoch auch gleichmäßiger verteilt.
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Frauen im Nachteil
Bei der Einkommenssteigerung sind Frauen im Vergleich zu Männern in ihrem gesamten Lebenslauf benachteiligt. Die Schere öffnet sich bereits ab dem Alter von 30 Jahren und klafft immer weiter auseinander, bis sie in der Altersklasse der 70- bis 74-Jährigen ihren Höhepunkt erreicht. Dort erklären die Männer im Schnitt 21.000 Euro brutto mehr im Jahr als Frauen.
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Arbeitnehmer: Langsame, aber konstante Progression
Bei den Arbeitnehmern steigt die Kurve der Durchschnittseinkommen im Laufe des Lebens stetig. Ab dem Alter von 59 Jahren nimmt die Gesamtzahl der Steuerzahlenden aufgrund von Pensionierungen drastisch ab. Zwar steigt das durchschnittliche erklärte Einkommen nach dem 60. Lebensjahr wieder an, doch betrifft dieser Umstand nur eine kleine Anzahl von Arbeitnehmern, deren sehr hohe Einkommen wahrscheinlich auf Führungspositionen und/oder auf Sonderaufträge zurückzuführen sind.
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Sonderrolle Selbstständige
Die Selbstständigen zeichnen sich im Vergleich zu den lohnabhängig Beschäftigten durch eine hohe Einkommenssteigerung in den jüngeren Altersklassen aus. Das Lohnniveau stabilisiert sich in den Altersgruppen zwischen 45 und 59 Jahren, um dann für die 65- bis 74-Jährigen wieder relativ hoch auszufallen. Es handelt sich hierbei wahrscheinlich um Selbstständige, die wegen einer finanziell besonders einträglichen Arbeit erwerbstätig bleiben. Die Ungleichheit in der Einkommensverteilung unter den Selbstständigen ist über die gesamte Lebenszeit deutlich größer als unter den Arbeitnehmenden.
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Also ist der Selbständige…
Also ist der Selbständige hinsichtlich Einkommen doch besser gestellt als der Arbeitnehmer mit Berufsabschluss.