Ins Hinterpasseier
Das Hinterpasseier ist wohl eines der abgelegensten Gebiete Südtirols. Die Straße, mittlerweile verbreitert und ausgebaut, klettert nach Moos mit vielen Kehren und Kurven immer höher, wechselt die Talseite und windet sich nun in Serpentinen über Hochalmen, die von einem Kranz mächtiger, vergletscherter Dreitausender umgeben sind, immer höher, dem Timmelsjoch (2509 m) und dem österreichischen Ötztal zu. Wir sind im Winter unterwegs, da ist an der Timmelskehre, bei der Brücke über die hier noch kleine Passer, Stopp. Kurz vorher liegt an der Straße, am steilen Hang auf 1720 m, das Gasthaus Schönau, unser heutiges Ziel. Der Name ist eine Blendung, von schöner Au keine Spur, nur ein geröll- und felsdurchsetzter, mit schütteren Lärchen bestandener Steilhang. Hier gelang einem pfiffigen Architekten eine Meisterleistung: ein 1958 gebautes, bescheidenes Häuschen ist einem kleinen, feinen Hotel gewichen, das terrassenförmig an der Bergflanke klebt. Der Eingang ist von der Straße aus, dann geht es über vier Stockwerke tiefer, immer mit Prachtblick zu den gegenüberliegenden Bergriesen. Petra und Stephan Etschmann, die jungen Besitzer und Betreiber, können auf einschlägige Hotel- und Gastronomieerfahrung zurückblicken, das wirkt sich auf die Speisekarte und den Service aus: gute und vielfältige Küche unter Verwendung möglichst einheimischer Produkte, ein üppiges Gemüse- und Salatbuffet, Fleisch von einheimischen Rindern, der Speck ist hausgemacht, auch die Nachspeisen sind köstlich: probieren Sie die Mascarponecreme mit Amaretto und Apfelmousse! Schöne Weinkarte, Fassbier und vernünftige Preise, Herz (Gaumen) was willst du mehr!
Interessantes am Weg
Die Timmelsjoch-Hochalpenstraße. Das Timmelsjoch ist Österreichs höchstgelegener Straßengrenzübergang und einer der höchsten Alpenpässe überhaupt. Vom Baubeginn 1933 unter Benito Mussolini dauerte es insgesamt bis 1968, als die Verbindung als Mautstraße in beide Richtungen offiziell freigegeben wurde. Das Timmelsjoch ist in ein von der EU kofinanziertes Straßenprojekt eingebunden, an mehreren Haltepunkten informieren dabei fünf auffällige Architektur-Skulpturen über Geschichte, Natur, Kultur, Gesellschaft und Wirtschaft der zwei Grenztäler. Zwischen Moos und Schönau steht eine Aussichtsplattform in Gestalt eines verglasten Granaten, in Anlehnung an die Halbedelsteine, die in den nahen Bergen gefunden werden, der Granatkogel (3318 m), Fundort der Granaten auf der Grenze zwischen dem österreichischen Bundesland Tirol und der italienischen Provinz Südtirol steigt hinter Rabenstein auf.
Der Ausflug zur Oberen Gostalm
Vom Gasthaus Schönau lassen sich etliche Schneeschuh- und Skitouren und Winterwanderungen unternehmen. Lohnenswert ist eine Rundwanderung zur Oberen Gostalm. Dabei starten wir am Gasthof, gehen auf der wegen der Passsperre kaum befahrenen Timmelsjochstraße 15 Minuten talauswärts und nehmen den Forstweg, der links bergauf abzweigt. Ein großes Schild weist den Weg, die angegeben 45 Minuten sind knapp bemessen, auf dem gespurten Winterweg durch Lichtungen und Wald brauchen wir eine knappe Stunde bis zu den weiten, offenen Wiesen, wo in schönster Panoramaposition die zwei Almhütten (1989 m) stehen (Winterruhe). Vor dem Wirtschaftsgebäude bieten sich Tisch und Bank für eine Marende an. Bis hierher ist der Weg (29B) für Winterwanderer ohne Schneeschuhe meist gut gespurt, für den nächsten Wegabschnitt sind bei entsprechender Schneelage und Wegverhältnissen Schneeschuhe von Vorteil. So schlagen wir links, in nordwestlicher Richtung, den Verbindungsweg zu dem etwas höher gelegene Steig (Nr. 29, er führt zum Schneeberg) ein, er führt weitgehend eben und hangquerend mit einem etwas steileren Schlussstück durch schönen hellen Lärchenwald mit tollen Ausblicken zur Alm Tomelekaser und von dort auf dem asphaltierten Zufahrtsweg in 15 Minuten zum Gasthof Schönau zurück
Gehzeit: insgesamt 2 h 20 m, 6,5 Km, HM 340
Anfahrt
Von St. Leonhard in Passeier sind es bis Moos und weiter auf der Timmelsjochstraße bis zum Parkplatz beim Gasthof Schönau 18 km.
Gasthof Schönau, Rabenstein 55, 39013 Moos in Passeier / Timmelsjoch, Telefon: 0473 647 051, www.schoenau-timmelsjoch.it, ganzjährig geöffnet, Restaurant von 11.30 - 20.30 Uhr
Autor: Oswald Stimpfl