Ambiente | TOURISMUS

Regionales Ungleichgewicht

34:12 - Südtirol und das Trentino liegen in Sachen Tourismus erschreckend weit auseinander.
Südtirol
Foto: Unsplash

Bozner Stadtrat Stefano Fattor berichtet auf Facebook von beeindruckenden Zahlen zum Tourismus in der Region. Demnach wurden im Jahr 2022 in Südtirol 34 Millionen Nächtigungen verzeichnet, im Trentino im Vergleich dazu läppische 12 Millionen. Es klafft ein enormes Ungleichgewicht zwischen den beiden Nachbarprovinzen mit vergleichbarem Gebiet und ähnlichen Einwohnerzahlen.

 

„Non tutto è bianco e nero”

 

Der Tourismus bringt, wie Fattor schreibt, nicht nur die schönen Seiten, sondern geht auch mit enormen Belastungen für Umwelt und Einheimische einher. Zwar wird so der wirtschaftliche Wohlstand gestützt, jedoch sorgen die zum Wohle der Urlauber:innen errichteten Wellness-Tempel und Ski-Pisten beispielsweise für einen beachtlichen Wasserverbrauch. Viele Einwohner:innen klagen zudem über starke Verkehrsbelastungen durch An- und Abreiseverkehr, sowie hohe Preise in der Gastronomie.

 

Leistungsintensiver Tourismus

 

Der Anspruch, welcher von den Beherbergungsstätten in Südtirol bedient wird, fordert zudem energie- sowie leistungsintensive Standards. Hierzulande werden nämlich in diesem Jahr, nach Angaben des Stadtrates, die 4- und 5-Sterne Hotels quantitativ mit denen der unteren Kategorie gleichziehen. Demgegenüber stehen 32 Prozent, welche im Trentino auf derartige Unterkünfte entfallen. Südtirol weist zudem die höchste Beherbergungsdichte im Alpenraum auf.

Grünen-Abgeordnete Brigitte Foppa spricht von einem „Intensiv-Tourismus“, der in Südtirol betrieben wird. Es müsse darüber nachgedacht werden, welches Ausmaß an Tourismus für die Provinz verträglich sei. Für sie steht fest: „Die Diskussion über die Grenzen des Wachstums muss geführt werden.“  

Im Trentino sind zwar auch stark vom Fremdenverkehr geprägte Ortschaften, wie solche am Gardasee, zu finden. Allerdings sei dort, nach der Landtagsabgeordneten, der Tourismus landläufig weniger in das kulturelle Gefüge integriert worden. Man habe sich nicht so breitflächig dem Tourismus verschrieben.

 

Entlastungen, aber wie?

 

Die Auswirkungen des im September vergangenen Jahres beschlossenen Bettenstopps sind noch nicht klar abzuschätzen. Häufig fällt die Kritik, er solle strenger geregelt und umgesetzt werden. Für eine von vielen ersehnte Entlastung des Gebietes müsse viel mehr unternommen werden. Brigitte Foppa verweist hier auf eine nötige Betrachtung und Bewertung der einzelnen Bereiche des Tourismus. Selbstverständlich sei aber eine grundsätzliche Debatte über eine nachhaltige Gestaltung von Tourismus von großer Bedeutung.