Restauratorenverband Südtirol: Hand- und Kopfarbeit

Mit 14 Mitgliedern ist der Südtiroler der kleinste Restauratorenverband in Europa, "aber dadurch, dass wir in einem autonom verwalteten Gebiet leben, das auch bezüglich der Verwaltung der Kulturgüter erst seit relativ kurzer Zeit ein eigenes Amt hat, wird uns im Europäischen Dachverband ECCO viel Respekt entgegengebracht," sagte Martin Pittertschatscher vom Vorstand des Verbandes. "Wir arbeiten auf Baustellen und sind auch selber eine," meinte Präsidentin Verena Mumelter, "oder sagen wir mal so, ein work-in-progress, aber dass der Verband den 20sten Geburtstag feiern kann, ist ein schöner Erfolg." Das Berufsbild des Restaurators ist kein klares, Ausbildung und Kompetenzen stecken auch europaweit noch in den Kinderschuhen, genauso wie hierzulande. Einerseits ist es ein handwerklicher Meisterberuf mit einer eigenen Vertretung beim Landesverband der Handwerker. Angestrebt wird jedoch die universitäre Ausbildung mit einem Masterabschluss. "Der Restaurator sollte unserer Meinung nach nicht nur eine feinfühlige Funktion im handwerklichen Sinn haben, sondern er muss die Materie der Kulturgüter auch von einer wissenschaftlichen Seite her kennen."
Was ist schützenswert?
Das insbesondere, als sich die Kriterien, nach denen Kunst- und Kulturgüter restauriert werden, geändert haben, sagt Waltraud Kofler-Engl, Direktorin vom Amt für Bau- und Kunstdenkmäler. "Nehmen wir das Beispiel, das alle kennen, das Kirchlein St. Prokulus bei Naturns. Hier haben die Restauratoren so lange abgetragen, und zwar barocke und gotische Fresken, bis die heute bekannten Wandmalereien aus dem 8. Jahrhundert zum Vorschein kamen. Heute würden wir das wahrscheinlich nicht mehr so machen."
Heute sei die Denkmalpflege weniger darauf aus, das Älteste und Ursprünglichste aus einem Kunstwerk hervorzuheben, sondern in Zusammenarbeit zwischen Restaurator und zuständigem Amt werde erwogen, auf welche Art ein altes Kunstwerk zur Geltung kommen könne. "Auch der Mensch bleibt ja nicht in seinem Urzustand als kleines Kind mit frischem Gesicht, sondern wird älter, reifer und manchmal schöner." Genauso sei ein Kunstwerk zu betrachten, sagt Kofler-Engl.
Respekt vor dem Werk, dem alten. Mindestens 50 Jahre alt müssen die schützenswerten Werke sein, ausgewählt werden sie vom Landesdenkmalamt, dann erfolgt der Auftrag an die Restauratoren. Ca. 5000 gibt es davon in Südtirol, "nicht nur Kapellen, Kirchen und Schlösser, sondern auch Bauernhöfe, Gasthäuser und technische Kulturgüter, und wir diskutieren zur Zeit auch die Unterschutzstellung der rationalistischen Bauten in Südtirol. Die Restauratoren kümmern sich um die Ausstattung darin, die Stuckdecken, die Kachelöfen, das Mobiliar. Für diesen künstlerischen Teil sind die Restauratoren zuständig."
Viele dieser schützenswerten Bauwerke sind jedoch in den letzten Jahren sehr gut erfasst und restauriert worden. Zur Zeit gibt es weniger Aufträge, denn in Krisenzeiten werde eben dort gespart, wo die Investition nicht dringend notwendig sei.