Società | Schule

Das bilinguale Sachfachlernen

Das ist der gängige Ausdruck für den neuen, von der Landesregierung gewollten Zweitsprachenunterricht an den deutschen Oberschulen.
ceramiche_noi_piatto_antibatterico_12.jpg
Foto: © Mirko Loche

Eigentlich heißt es „Integriertes Fremdsprachen und Sachfachlernen“, auf englisch CLIL (Content and Language integrated learning).“Eine Methode, die von der Europäischen Kommission empfohlen wird,“ sagt Giorgio Mezzalira, Italienischlehrer am Bozner Franziskanergymnasium und Historiker. Die Sprachenpolitik der Europäischen Union sieht vor, dass jeder Bürger der EU neben seiner Muttersprache wenigstens zwei Gemeinschaftssprachen sprechen soll. „CLIL hat genau das im Sinn, denn es vermittelt Zweitsprachenkompetenz ohne die Muttersprache zu gefährden, das belegen Studien, die zur CLIL-Methode bereits gemacht wurden.“ Mit CLIL soll ab Herbst der freiwillige Sprachfachunterricht in den 4. und 5. Oberschulklassen Südtirols eingeführt werden. Das deutsche Goethe-Institut definiert CLIL als erweiterten Fremdsprachenunterricht, da neben dem eigentlichen Sachunterricht auch Sprachunterricht stattfindet, insbesondere wenn es die Vermittlung des Sachfachs erforderlich macht. Nicht zu verwechseln mit dem Immersionsunterricht, wo der gesamte Unterricht in einer anderen Sprache durchgeführt wird. „Diese Studien zeigen außerdem, dass die Schüler auch im fremdsprachlich unterrichteten Fach außerordentliche Fortschritte erzielen.“

Giorgio Mezzalira jedenfalls ist froh, dass nun auch die deutsche Schule Zugeständnisse in Sachen Sprache an den Schulen macht: „Es kommt ein wenig überraschend und auch etwas nebenbei, jetzt im Sommer, aber ich sehe darin eine kulturelle und politische Öffnung,“ frohlockt er. An seiner Schule, dem Bozner Fränzi, überlege man bereits, wie die neue Möglichkeit zu nutzen sei. „Natürlich hängt vieles davon ab, ob man so schnell die geeigneten Lehrpersonen findet, also solche, die eine Zweitsprachenkompetenz im jeweiligen Unterrichtsfach haben.“ Er als Historiker könne sich durchaus vorstellen, Geschichte in der zweiten Sprache zu unterrichten. „Gerade hier würde sich die Gelegenheit bieten, das neue dreisprachige gemeinsame Geschichtsbuch für den Unterricht heranzuziehen, das im Auftrag der drei Südtiroler Kulturassessorate entwickelt wurde,“ meint er. Die Öffnung für den Zweitsprachenunterricht in der 4. und 5. Oberschulklasse sei der richtige Schritt und bedeute eine zeitgemäße Auslegung des Artikel 19, ist Mezzalira überzeugt. „Die Stimmen der Eltern, Lehrer und Schüler, aber auch der Arbeitgeber und der Wirtschaft allgemein sind ja nicht zu überhören, die fordern seit langem eine bessere Sprachvermittlung.“ Für die Schüler ergebe sich die Chance, Unterrichtsfächer in einer fachverwandten Sprache neu zu entdecken. Englisch für die Wirtschafts- und Naturwissenschaftsfächer, Italienisch und Deutsch für die (regionale) Geschichte und Geographie. „Eine ausgezeichnete Methode, um sich sprachlich und fachlich der jeweils anderen Kultur zu nähern,“ findet Mezzalira.