Economia | Ausschreibungen

Der Schutzhütten-Ausverkauf

AVS und CAI sind enttäuscht. Und reichen bei der Ausschreibung der 26 Schutzhütten ein leeres Angebot ein. Simeoni: "Was in den Köpfen vorgeht, weiß ich nicht."

Georg Simeoni schnauft ein paar Mal durch. „Ob ich enttäuscht bin? Ja, für die Bergsteiger im Land, für unser historisches Erbe. Dass das nicht gesehen wird. Darüber bin ich enttäuscht.“  Der Präsident des Alpenverein Südtirols hat mögliche Szenarien gemeinsam mit Giuseppe Broggi vom CAI durchgespielt: „Wir haben bis zuletzt mit uns gerungen, haben alles durchrechnen lassen, von verschiedenen Beratern. Aber alle haben uns gesagt: Das geht sich nie aus.“

Dann die Überraschung für alle: am Mittwoch, 10. September, lief die Frist für die Ausschreibung der Schutzhütten ab. CAI und AVS reichten ein: ein leeres Angebot. „Ja, eine symbolische Handlung soll das sein, ein Zeichen“, erklärt Simeoni. "Das war eine Überraschung, damit hat sicherlich niemand gerechnet. Aber zusätzlich zum fixen Pachtzins, jährlich einen Betrag von mindestens 150-170.000 € aus eigenen Mitteln in die Hand zu nehmen, um dem Land einen Dienst zu erfüllen. Das geht einfach nicht. " Eine Ausschreibung sei vom Land gemacht worden, die „für Vereine einfach unmöglich ist zu bewerkstelligen. Diese Mittel müssten durch Mitgliedsbeiträge gedeckt werden und stünden damit nicht mehr für andere institutionelle Aufgaben zur Verfügung.“

Ich weiß nicht, was sich in den Köpfen der Landesregierung abspielt.“

Der Bestbietende gewinnt, wie im Fall Lecce? Langbewährtes, gut Gewachsenes soll einfach nicht mehr sein? Simeoni ist verärgert: „Im Land will man anscheinend nicht verstehen, dass es Vereine gibt, die keine Gewinnabsichten haben. Es gibt Dienste in Südtirol, die im Interesse der Bevölkerung und des Landes gemacht werden, von Freiwilligen und Ehrenamtlichen. Ich weiß nicht, was sich in den Köpfen der Landesregierung abspielt.“

Mit Landeshauptmann Arno Kompatscher habe Simeoni wohl gesprochen, „aber die Ausschreibung wollten sie nicht mehr zurückziehen. Das hab ich ja schon länger gefordert." Was jetzt passiert? "Wir, vom AVS und der CAI, wir ziehen auf jeden Fall an einem Strang. Wir haben ein Zeichen gesetzt, dass es zwischen deutschen und italienischen Vereinen durchaus möglich ist, einen Konsens zu finden. Wir wollten hier gemeinsam vorgehen. Ja, wir haben viel diskutiert. Und sind einer Meinung: Es geht um die Sache, um die Bergsteiger. Ob das Deutsche, Italiener oder Franzosen sind, ist vollkommen egal."

Eines will Simeoni zum Schluss noch untersteichen - bei aller Enttäuschung, die Hoffnung schimmert durch: "Wir glauben daran, dass ein alpiner Verein die Schutzhütten führen soll. Wir sind immer noch an der Führung der Schutzhütten interessiert.“ Die Bedingungen müssten dann freilich überdacht werden.

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Willy Pöder Gio, 09/11/2014 - 10:11

Aufklärungsbedarf: Simeoni führte - neben den Pachtzins - allerhand Zusatzkosten wie Energie, Wasser, Personal... etc in geschätzter Gesamthöhe von rund 170.000 Euro an. Darin hätte der Hauptgrund gelegen, warum die beiden alpinen Vereine kein Angebot abgeliefert hätten. Bemerkung: Diese Kosten lasteten in der Vergangenheit doch auch auf den Schultern der effektiven Hütten-Pächter. Mir ist nicht bekannt, dass der AVS und der CAI irgendwo fürs Hüttenpersonals oder ganz allgemein für die täglich anfallenden Betriebskosten aufgekommen wären, es sei den auf jenen Hütten, die sie in Eigenverantwortung geführt hatten. Oder sehe ich das falsch? Im Übrigen bin ich schon der Auffassung, dass man den beiden Alpenvereinen ob ihrer vorzüglichen Arbeit (beispielsweise Instandhaltung des Wanderwegenetzes, Markierung usw. ), ob ihrer Erfahrung und insbesondere ob ihrer natur- und menschenverbundenen Zuverlässigkeit eine Vorzugsschiene bei der Vergabe der Hütten einräumen sollte. Es ist nicht so lange her, dass der Präsident der Provinz, Dr. mag. jur. Arno Kompatscher, die ehrenamtliche Tätigkeit als besonders anerkennungswürdig hervorgehoben hat. Also geben wir dem AVS und dem CAI die Hütten anstatt parteipolitisch geprägte Medaillen. Damit ist den Naturfreunden und deren zigtausenden Mitgliedern sowie den Touristen mehr gedient.

Gio, 09/11/2014 - 10:11 Collegamento permanente