Cultura | Teatro Stabile

Das Theater und die Feuerwehr

Mit dem Motto "Meglio andare a teatro" präsentiert sich der neue Theaterdirektor des Bozner Stabile, Walter Zambaldi, seinem Publikum.

Zum Ende der Pressekonferenz hin kommen sie dann doch, die persönlichen Worte des neuen künstlerischen Direktors des Bozner Teatro Stabile, Walter Zambaldi, in knappen Sätzen formuliert er sein Theatercredo: „Il teatro deve essere come i pompieri, un servizio pubblico.“ Nicht mehr und nicht weniger, eine Dienstleistung am Bürger soll es sein, das Theater. Eine bescheidene, eine pragmatische Aussage. Der Spruch stamme nicht von ihm, sondern vom Mitbegründer des Piccolo Teatro di Milano, Paolo Grassi, erzählt Zambaldi später. Nur das Mailänder Piccolo ist älter als das Bozner Stabile, das in diesem Jahr seinen 65. Geburtstag feiert und mit Zambaldi nunmehr seinen ersten Intendanten mit Bozner Wurzeln stellt.

„Un bolzanino Doc“, wird dem 1975 geborenen Walter Zambaldi von allen Seiten bescheinigt, die Pressekonferenz ist sein erster "richtiger" Auftritt als Theaterdirektor, bisher wurde er zwar vorgestellt, doch nun präsentiert er seine eigene Spielzeit für 2015/2016.  Eine Spielzeit die sich in ihrer Ausrichtung kaum von den vorhergehenden Programmen unter der Regie von Marco Bernardi unterscheidet, sagt einem der erste Blick auf den Cartellone, der übrigens mit dem Motto „Meglio andare a teatro“ überschrieben ist. Das Bewährte soll offenbar weitergeführt werden, mit einer „Grande Prosa“ die vor allem den Klassikern gewidmet ist sowie der zeitgenössischen Schiene der „Altri percorsi“, die ebenfalls weitergezogen wird.

Der neue Direktor des Teatro Stabile di Bolzano, Walter Zambaldi, war Assistent von Marco Bernardi in Bozen von 1997 bis 2003. Ab 2005 führte er das Theaterzentrum "La Corte Ospitale" in Rubiera, Reggio Emilia; 2014 wurde er unter 71 Kandidaten ausgewählt, das TSB nach dem Abgang Bernardis weiterzuführen.

 

Was gibt es im kommenden Jahr zu sehen? Einen Shakespeare, einen De Filippo, Luigi Pirandello, Michele Serra, Stefano Massini und den englischen Komödienspezialisten Alan Bennett. Große Prosa und ein breites Spektrum für das Abonnentenpublikum; die Theaterrecherche der 5 experimentellen Stücke führt vom viermaligen Premio Ubu-Gewinner Danio Manfredini hin zum Kult-Stück „La Merda“ mit Silvia Gallerano, bringt die Theaterrecherche zu „Jesus“ der Babilona Teatri aus Verona nach Bozen und präsentiert die Centrale Fies aus dem Trentino mit ihrem Stück „Sorry, Boys“. Zum Abschluss der zeitgenössischen Sparte wird das mit dem „Premio nuova scena“ preisgekrönte Stück zu sehen sein, den das Teatro Stabile und das Centro Santa Chiara zum dritten Mal ausschreiben. Schade ist, dass die „Altri percorsi“-Stücke jeweils nur an einem Theaterabend zu sehen sein werden, man sollte sich also den Tag vormerken.

Vom Teatro Stabile selbst kommen drei Eigenproduktionen: „Molière: la recita di Versailles“ mit dem capocomico Paolo Rossi, inspiriert an der Commedia dell’arte, wird die Aufführung eine Art Zwiesprache zwischen Molière und Rossi sein, verspricht Zambaldi. Am 5. November wird damit die Saison eröffnet.

Die zweite Eigenproduktion folgt gleich darauf, vom 12. bis 29.11., Andrea Castelli in einem Vater-Sohn-Kammerspiel von Pino Loperfido. „La scelta di Cesare“ handelt vom Generationenkonflikt, von einer unterschiedlichen Haltung und Geschichtsauffassung thematisiert anhand des Schicksals von Cesare Battisti und dem Trentino des frühen 20. Jahrhunderts.

Die dritte Eigenproduktion gehört dann ganz der Bozner Geschichte um das sogenannte Schanghai-Viertels, wie der Bezirk Don Bosco südwärts vor Jahrzehnten genannt wurde. „Brattaro mon Amour“ spielt an einem Würstelstand in der typischen dichtbesiedelten Zone der Stadt, zeigt über die verschiedensten Protagonisten, die sich dort treffen, wie sich die Stadt und ihre Peripherie verändert haben. Der Text kommt von Paolo Cagnan, dem ehemaligen Chefredakteur des Alto Adige und jetziger Direktor der Gazzetta di Reggio. 

Mehr über die Spielzeit 2015/2016 finden Sie hier.