Politica | Reaktionen

"Die alte Politik hat gewonnen"

Cecilia Stefanelli hat sich aus dem Bozner Gemeinderat verabschiedet. Was sagen jene, die sie zurückgelassen hat?

Bereits seit einiger Zeit hatte sich der Rücktritt von Cecilia Stefanelli abgezeichnet. Bis zuletzt hielt sie an ihrer Linie, sich nicht ein weiteres Mal an den Tisch sitzen zu wollen, fest. Alle Versuche innerhalb ihrer Partei, den Grünen, sie umzustimmen und das Absehbare abzuwenden, waren vergeblich. Als schließlich immer klarer wurde, dass der Großteil der Grünen es noch einmal mit Luigi Spagnolli und seinen Koalitionspartnern versuchen wollte, sah Stefanelli ihre Zeit abgelaufen. Wie berichtet, reichte sie am Mittwoch Vormittag ihren Rücktritt aus dem Gemeinderat ein. Und will auch nicht mehr dahin zurückkehren, wie sie salto.bz in einer ersten Stellungnahme verriet. Doch was sagen jene, die sie zurückgelassen hat? Parteikollegen, politische Freunde und Gegner?

 

 

Ho analizzato l'andamento dell'assemblea dei Verdi come volontà di tentare una nuova conciliazione col sindaco. Non...

Posted by Cecilia Stefanelli on Mercoledì 9 settembre 2015

 

“Die gesamte Partei bedauert die Entscheidung von Cecilia, wir haben ihre Kohärenz und ihre Charakterstärke stets geschätzt ”, erklärt die Grüne Co-Landesvorsitzende Brigitte Foppa. Von Stefanellis komplettem Rückzug aus der Partei und der aktiven Politik will sie aber nichts wissen: “Wir werden ihr die Zeit geben, um die Wogen zu glätten. Dann werden wir schauen, in der Partei eine Rolle für sie zu finden. Denn Cecilia bleibt eine wichtige Ressource für die Grünen.” Wenn sich Foppa da nur nicht zu weit aus dem Fenster lehnt. Neben ihrem Rückzug aus dem Gemeinderat denkt Stefanelli nämlich auch laut über einen Austritt aus der Partei nach. “Ich habe großen Respekt vor der Arbeit, die Cecilia gemacht hat”, gesteht Marialaura Lorenzini, die für die ehemalige Bürgermeisterkandidatin in den Gemeinderat nachrücken wird. “Wir haben Großes mit ihr erreicht, allen voran die Verschandelung durch das Benko-Projekt abgewiesen”, so die erklärte Benko-Gegnerin Lorenzini. Als eine “kleine Verletzung” bezeichnet SEL-Gemeinderat Guido Margheri die Entscheidung Stefanellis, Luigi Gallo hingegen will den Rücktritt nicht kommentieren, es sei eine “persönliche Entscheidung” gewesen.

Gesprächs- beziehungsweise schreibfreudiger sind da schon Stefanellis ehemalige Kollegen aus den anderen politischen Lagern. Eine der ersten, die sich noch am Mittwoch Abend auf Facebook zu Wort meldet, ist Nicol Mastella von der Liste Io sto con Bolzano. Sie bringt ihre Wertschätzung und ihren Respekt für ihre ehemalige Ratskollegin zum Ausdruck. “Als ich vom Rücktritt Cecilia Stefanellis gehört habe, ist mir klar geworden, dass die alte Politik erneut gewonnen hat”, so Mastella wehmütig. Wer mit gewissen Logiken aufräumen wolle, wie es Stefanelli wollte, werde dafür offensichtlich nicht belohnt. Anerkennung für Stefanellis Schritt kommt vom Lega-Nord-Gemeinderat Carlo Vettori. Während er vor Stefanelli selbst den Hut zieht, hat er für den Rest der Partei nicht viel übrig: “Massima vergogna ai verdi che hanno dimostrato quanto tenessero alla loro candidata Sindaco”, schreibt Vettori in einem Kommentar. Er wirft den Grünen vor, Stefanelli für einen “warmen Sessel” geopfert zu haben.

 

Onore delle armi alla consigliera Cecilia Stefanelli. Massima vergogna ai verdi che hanno dimostrato quanto... http://t.co/Ss8BknzpHW

— Carlo Vettori (@CarloVettoriLN) 9. September 2015

 

Etwas anders sieht die Sache der junge Gemeinderat von Alto Adige nel Cuore, Gabriele Giovanetti: “Hätte Cecilia Stefanelli ihre Stärke und Überzeugung beweisen wollen, wäre sie im Gemeinderat geblieben, um NEIN zu Spagnolli zu sagen, und hätte sich nicht hinter einem Rücktritt versteckt.” Durch ihre Entscheidung habe sie die Stadt zu weiteren fünf Jahren unter “diesem Stadtrat” verurteilt. So einfach stehen die Dinge momentan allerdings nicht. Zwar rückt mit Marialaura Lorenzini eine Grüne in den Bozner Gemeinderat nach, die sich sehr wohl mit dem Bürgermeister und seinen Koalitionspartnern an einen Tisch setzen will. Was aber nicht bedeutet, dass die Würfel bereits gefallen sind. Zum ersten Mal werden sich die beiden Grünen Gemeinderäte am Donnerstag Nachmittag mit Spagnolli treffen. Dabei steht erneut die Hypothese einer externen Unterstützung der Grünen für den Bürgermeister und seine Mehrheit im Raum. Spagnolli könnte somit auf 23 der 45 Stimmen im Gemeinderat zählen – falls man es schafft, den abtrünnigen Rudi Benedikter wieder ins Boot zu holen, sogar auf 24.