Economia | Software

„Open Source ist die Zukunft“

Das Unternehmen Telmekom aus Lana ist seit Jahren ein Hauptsupporter der SFSCON. Chief Visionary Officer Sergio erklärt die Weiterentwicklung der Open Source-Welt.
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Sergio Vemic
Foto: NOI Techpark
  • Das Unternehmen Telmekom aus Lana ist seit Jahren ein Hauptsupporter der SFSCON. Chief Visionary Officer Sergio Vemic zählt zu den Gründervätern der internationalen Konferenz zur freien Software, die alljährlich vom NOI Techpark organisiert wird. Im Interview erklärt er, welche Bedeutung die SFSCON für ihn hat und wo die Reise bei der Weiterentwicklung der Open Source Software hin gehen wird.

    Herr Vemic, Sie sind ein großer Verfechter freier Software und von Anfang an bei der SFSCON dabei. Welche Bedeutung hat Open Source aus Ihrer Sicht heute?

    Viele Unternehmen verwenden Open Source Software für Tätigkeiten und Prozesse innerhalb des Betriebes oder sie nutzen sie, um Tools und Dienste für ihre Kunden zu entwickeln. Unter dieser Optik hat also fast jedes Unternehmen irgendwo mit dem Thema zu tun. Für viele kleinere Firmen sind große teure Softwaresysteme unerschwinglich, aber sie können dennoch auf dem Markt mitmischen, weil sie Open Source Lösungen verwenden. Für uns als Telmekom ist Open Source deshalb so wichtig, weil sie uns unabhängig von proprietärer Software macht. Wir können selbst den Quellcode anschauen und eventuell an unsere Bedürfnisse anpassen. Bei einer Software von der Stange oder einer Software, die besonders spezialisiert ist, ist es äußerst schwierig, eine „Customisierung“, also eine Anpassung an die eigenen Bedürfnisse zu bekommen. Und das ist verständlich, denn unsere Bedürfnisse sind vielleicht für sonst niemanden auf der Welt interessant.

     

    Wie wichtig ist das Networking auf einer Veranstaltung wie der SFSCON?

    Äußerst wichtig. Weil man dort die Chance hat, Menschen zu treffen, die Fans von Open Source Software sind und aus Überzeugung an bestimmten Projekten arbeiten. Oft sind das ja Projekte, mit denen man sich selbst ebenfalls beschäftigt. Ganz wichtig ist auch der Austausch mit hochrangigen Vertretern von EU-Gremien, die mit dem Thema Open Source zu tun haben. Vor allem, um zu verstehen, wo die Reise aus EU-Sicht oder aus Sicht der regionalen und nationalen Politik hingehen soll und was das für uns in Südtirol bedeutet. Es gibt aber auch andere wichtige Kontaktmöglichkeiten: Zum Beispiel habe ich auf der SFSCON den Anwalt Carlo Piana kennengelernt, der sich hauptsächlich den rechtlichen Aspekten der freien Software widmet. Da geht es um die wichtige Frage, wie man Open Source Software legal im eigenen Betrieb einsetzen kann. 

     

    Sind auf der SFSCON auch konkrete Pläne für eine geschäftliche Zusammenarbeit oder Projektideen entstanden? 

    Ich kann Ihnen ein Beispiel nennen, wo am Ende zwar kein Geschäft daraus entstanden ist, das für uns aber trotzdem sehr nützlich war. Auf einer der vergangenen Ausgaben der SFSCON gab es einen Talk über ein Verteilsystem, das wir intern in unserer Firma implementieren wollten. Uns fehlten aber noch einige Informationen und da gab es dann diesen Vortrag von jemandem, der sich mit diesem System intensiv beschäftigt hat. In einem anschließenden halbstündigen Gespräch haben wir dann verstanden, dass das nichts für uns ist. Bevor ich also 200.000 Euro in den Sand setze, ist es natürlich super, wenn mir jemand sagt: „Ich habe das System im Haus, wir haben es so und so konfiguriert und so wie du dir das vorstellst, wird das nicht funktionieren und auch die Varianten B und C werden sehr kostenintensiv.“ Also das war für uns sehr hilfreich.

     

    Wohin wird sich die freie Software in den kommenden Jahren entwickeln?

    Ich glaube, dass Open Source in Zukunft immer wichtiger wird. Immer mehr Menschen werden sich damit beschäftigen, werden sie weiterentwickeln und pushen. Auch Firmen, die heute proprietäre Software anbieten, werden sich überlegen, diese künftig vielleicht als Open Source zu veröffentlichen, um so die nicht bezahlten Entwicklerinnen und Entwickler dazu zu bewegen, etwas weiterzuentwickeln, von dem dann beide Seiten profitieren. Und ich hoffe, dass in der näheren Zukunft ein Business-Modell entsteht, wo die Software Developer, die im Moment gratis an den Projekten arbeiten, dann auch ein Einkommen daraus erzielen können. Denn für Firmen ist es immer schwieriger, Entwicklerinnen und Entwickler zu finden. Daneben stehen Probleme mit der Geschwindigkeit, weil die Bürokratie in den Betrieben heute sehr hoch ist. Das liegt an verschiedenen Zertifizierungen, die es gibt, an Protokollen, die eingehalten werden müssen, und an diversen Hierarchien. Bei Open Source geht vieles leichter und schneller und daraus wird dann hoffentlich ein Geschäftsmodell entstehen, sodass die Software Developer, die das heute gratis und vielfach aus Überzeugung machen, auch ein Einkommen daraus generieren können.

  • Foto: NOI Techpark
  • Mehr Infos zur diesjährigen Ausgabe der SFSCON, zu den Supportern, den Speakern und den vielen spannenden Themen findet ihr hier: sfscon.it.

    Die SFSCON 2023 wird unterstützt von: Eclipse Foundation, Gruppo FOS, Red Hat, Telmekom, Vates, IT Servicenet, Made in Cima, 1006.org, Catch Solve, Endian und Peer. Partner sind die Freie Universität Bozen, FOSSlife, FSFE, Linux Magazine, LUGBZ, OW2, Speck&Tech, stickermule, WUD und Zooom. Die SFSCON 2023 wird von der EU im Rahmen des Projekts FESR 1048 IMPACT kofinanziert. 

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Pasqualino Imbemba Dom, 12/03/2023 - 09:25

Was mich ein klein wenig traurig stimmt ist, dass es einen Bezahlartikel braucht, um auf Salto.bz die Verbindung "Wirtschaft-Software" herzustellen bzw. um die lokale Bewegung hervorzuheben. Könnte denn Salto.bz mal nicht genau(er) hinschauen, wie es um die Digitalisierung unseres Landes und der dazugehörigen Ökonomie steht?

Dom, 12/03/2023 - 09:25 Collegamento permanente