Ambiente | Natura 2000

Kein Plan, keine Gülle

„Die Bremser und Verhinderer haben volle Arbeit geleistet“: Ein Update zur Gülle-Diskussion vom Dachverband für Natur- und Umweltschutz.

Zuletzt war es eine „Scheiß Einladung“,  die der immer breiteren Diskussion über Gülle im Land neuen Stoff lieferte. Auf die Botschaft „Gülle macht glücklich“, die das Bild einer Einladung zur Pustertaler Jahresversammlung suggerierte, folgt nun eine ernüchternde Erinnerung des Dachverbandes für Natur- und Umweltschutz: Das Ausbringen von Gülle auf allen Natura-2000-Flächen ist ab dem heutigen 10. Dezember definitiv verboten. 

Hintergrund dafür: Die 18-monatige Frist, die den Landwirten im  vergangenen Frühjahr eingeräumt wurde, um die Ausbringung in den Naturschutzgebieten kontrolliert zu ermöglichen, ist am heutigen Donnerstag abgelaufen. Und zwar ohne Ergebnis. Keine Spur der von der Politik vorgeschrieben Management-Leitlinien. Ja, nicht einmal die grundlegenden Flächenerhebungen wurden durchgeführt, kritisiert der Dachverband. „Obstruktion“ lautet der Vorwurf, den die Umweltschützer in Richtung Bauernbund und Konsortium BRING erheben. Zwei Arbeitsgruppen hätten sich in einer ganzen Reihe von Sitzungen mit der Thematik auseinander gesetzt. Doch die Bremser und Verhinderer der Management-Richtlinien hätten in und außerhalb der Arbeitsgruppen „ganze Arbeit geleistet“, wie der Dachverband schreibt.  Er sieht als Konsequenz dieser Strategie gleich drei Verlierer. 

- die Natur, denn „auch im Herbst 2015 wurde in den Natura-2000-Gebieten ungehemmt gegüllt";

- all jene „fleißigen und hart arbeitenden Bergbauern, die aufgrund der öffentlichen Debatte um die Gülle mit ihren ‚Intensiv- und Turbo-Kollegen‘ in einen Topf geworfen und ungerechtfertigterweise mit beschuldigt werden“;

- die Politik, die „mit dem genannten Beschluss und den Arbeitsgruppen ein Kompromissangebot in Richtung Bauernschaft gemacht hat und in den 18 Monaten nichts weiter als vorgeführt wurde". 

Dann eben vollständiges Verbot

„Ende Dezember liegen die Daten endlich auf dem Tisch, und dann werden wir auch zu einer Lösung kommen“, versprach Bauernbund-Direktor Siegfried Rinner Ende November im salto-Interview. Bis zu einer solchen Lösung gilt in jedem Fall das absolute Gülle-Verbot, das im Naturschutz-Gesetz vom Mai 2010 für Natura-2000-Gebiete aufgestellt wurde, erinnert der Dachverband. Demnach ist in den Schutzzonen ausschließlich der im  Natura-2000-Gebiet anfallende Flüssigdünger zugelassen. „Die Einfuhr und das Ausbringen von Gülle und anderen Düngern von außerhalb eindeutig verboten“, so die Naturschützer.  

Das Interesse, doch noch zu einem Kompromiss in der Frage zu kommen, dürfte also vor allem auf Seiten der Bauern gewachsen sein. Vor allem, wenn die Politik und die zuständigen Stellen in der Südtiroler Landesverwaltung der Aufforderung des Dachverbandes für Natur- und Umweltschutz  nachkommen - und dafür sorgen, dass die „eigenen Gesetze eingehalten werden und alle Übertretungen in der dafür vorgesehenen Art und Weise geahndet werden.“