„Emanzipation aller Stimmen“
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Am 14. Jänner ist das „Simply Quartet“ beim Bozner Konzertverein zu Gast. Das Ensemble setzt sich aus den Geigern Danfeng Shen und Antonia Rankersberger, dem Bratschisten Xiang Lyu und dem Cellisten Ivan Valentin Hollup Roald zusammen. Wir haben Antonia Rankersberger interviewt.
SALTO: “Simply Quartet", ein seltsamer Name für ein Quartett, das sich einem Repertoire widmet, das alles andere als “einfach” ist…
Antonia Rankersberger: Der Name hat sich durch einen lustigen Zufall ergeben, als das Quartett im Anfangsstadium noch in Schanghai studierte, und auf der Suche nach einem Namen für einen bevorstehenden Wettbewerb war. In der Straße des Schanghainer Konservatoriums gab es ein Restaurant mit dem Namen „Simply Thai“, der dann bei allen Anklang gefunden hat. Für uns ist dieser Name passend, weil wir uns der großen Welt der Quartettliteratur widmen, immer mit dem Versuch der vorhandenen Komplexität so einfach und unvoreingenommen wie möglich gegenüber zu treten und genau das zu vermitteln, was die Musik verlangt.
Wie entsteht ein neues Programm des Quartetts?
Es gibt so viele Werke, die wir gerne spielen und entdecken möchten. Wir versuchen jede Saison interessante Programme zu gestalten, die auf vielfältige Weise ansprechen und inspirieren. Da ist von den Anfängen des Streichquartetts bei Joseph Haydn und W.A. Mozart, über die Epoche der Romantik, das Repertoire des 20. Jahrhunderts und bis zu zeitgenössischen Werken, wie zum Beispiel von Wynton Marsalis und Thomas Larcher, alles enthalten.
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In Bozen werden Sie Haydns Quartett op. 77 Nr. 1 , Anton Weberns „Langsamen Satz“ und Robert Schumanns Quartett op. 41 Nr. 1 spielen. Was ist der rote Faden, der sich durch dieses Programm zieht?
Das Programm bietet einen Einblick in drei unterschiedliche Stilepochen. In allen Stücken tritt die Individualität und Emanzipation aller Stimmen deutlich hervor. Das melodische Material wird auf alle Instrumente verteilt und entwickelt sich zu einer anregenden musikalischen Konversation der vier Stimmen.
Weberns Musik ist auch mehr als ein Jahrhundert nach ihrer Entstehung für viele Musikliebhaber immer noch "ein schwieriges Thema". Was fasziniert Sie an Weberns Komposition?
Weberns „Langsamer Satz“ ist für mich vergleichsweise „einfach“ zu hören und zu empfinden. Die Nähe zur Spätromantik ist noch sehr stark vorhanden. In späteren Werken Weberns kann es durchaus vorkommen, dass man einige Male genau zuhören muss um einen direkten Zugang zu finden. Deshalb bildet der „Langsame Satz“ für mich eine wunderschöne Brücke um von der Entwicklung der Gefühle der Romantik zu den Anfängen des Modernismus zu gelangen.
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Ein Buch, das Ihr Leben geprägt hat?
Es gibt sicher mehrere Bücher, die mein Leben beeinflusst haben. Unlängst habe ich Stefan Zweigs „Die Welt von gestern“ gelesen. Die Art wie er den damaligen Zeitgeist beschreibt, wie klein die kulturelle Welt war und wie eng die Leute aus Kunst, Literatur und Musik miteinander verbunden waren, hat mich sehr beeindruckt.
Stimmen Sie mit Dostojewski überein, dass "die Schönheit die Welt retten wird"?
Das möchte ich auf jeden Fall sehr gerne hoffen. Die Welt ist vielleicht gar nicht dazu gemacht, auf den Säulen der Schönheit zu ruhen. Aber ihre Schwierigkeiten und Ungerechtigkeiten können vielleicht mit Hilfe der Schönheit in der Musik und der Kunst leichter ertragen werden.
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Termin
Die Veranstalltung des Konzertverein Bozen findet am Sonntag, 14. Jänner um 18 Uhr Uhr statt.
Das Simply Quartet wird Werke von Haydn, Webern und Schumann aufführen.