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Heraus aus dem Müll!

Extreme Cooking: 17 Bixner Oberschüler verwerten Lebensmittel, die kurz vor dem Ablaufdatum stehen. Das Ergebnis: eine Mahlzeit im Haus der Solidarität.

179 Kilogramm Lebensmittel werfen Europäer*innen pro Person und Jahr im Durchschnitt weg; das ist ein halbes Kilo täglich. 17 Schüler der Klasse 3BT der TFO des Brixner Oberschulzentrums J. PH. Fallmerayer haben sich gemeinsam mit Religionslehrer Robert Hochgruber im Rahmen von „Extreme Cooking“ damit befasst: Sie baten in Brixner Geschäften um Lebensmittel kurz vor dem Ablaufdatum und kochten damit am 7. März im Haus der Solidarität für mehr als 30 Leute. Fünf Schüler beziehen Stellung.

Marvin Knoll

Die Geschäftsleute haben uns gerne Milch, Joghurt, Mozzarella, Sahne, Mascarpone und Pudding geschenkt: Es gibt Potential für solche Aktionen. Die Betriebsinhaber*innen wollen die Lebensmittel ja auch nicht wegwerfen. Man sollte die Geschäfte aus der Verantwortung nehmen, wenn sie abgelaufene Produkte verschenken. Sie dürfen sich keinen Skandal leisten und werfen die Lebensmittel lieber weg, als dass sie belangt werden. Vegetarier und Veganer sind derzeit voll im Trend. Sie machen die Welt auch nicht besser: Wenn zum Beispiel Soja in großen Mengen angebaut wird, wird auch Land gerodet und Monokulturen entstehen. 

Matthias Obergasser

Wir haben nicht mehr ganz frisches Gemüse und Obst bekommen, konnten es aber gut verwerten. Es gibt zu denken, wenn man weiß, dass sechs von zehn Kartoffeln auf den Äckern liegen bleiben, weil sie nicht die richtige Form oder Größe haben. Das Mindesthaltbarkeitsdatum ist kein „Verfallsdatum“: Wenn Äpfel, Brot oder Käse im Abfall landen oder den Acker gar nicht verlassen, verschwenden wir Wasser, Energie und Boden. Wir produzieren zu viele Lebensmittel, zu viel Plastik und Müll. 

Jonas Pfeifhofer

Manche Kaufleute haben nicht länger nachgefragt und uns einfach Lebensmittel geschenkt. Dieses Vertrauen hat mich überrascht. Klar ist: Der Staat wird Massenproduktion nicht verbieten, er profitiert ja davon. Es wäre interessant, eine Zeitlang vom Containern zu leben. Brot zum Beispiel bekäme man genug. Es würde auch Sinn machen, Lebensmittel kurz vor dem Ablaufdatum billiger zu verkaufen. Wir wissen alle, dass wir etwas ändern müssen. Mein Einkauf entscheidet im Grunde das Große mit. 

Daniel Mair

Man hat uns größere Mengen an Cola und Lardo geschenkt. Bei uns daheim gibt es im Fall von abgelaufenen Lebensmitteln eine Regel: den Augen, der Nase und dem Mund vertrauen und dann entscheiden, ob etwas weggeworfen werden muss. Das Problem ist, dass wir in Geschäften bis zum Abend prall gefüllte Regale mit Frischwaren erwarten, jede Brotsorte soll es bis zum Geschäftsschluss geben. So nur kommen die Kund*innen, auch wenn vieles dann auf dem Müll landet. Es bräuchte mehr „Gutes von gestern“.  

Alex Lechner

Wir sollten alle mehr nachdenken und weniger wegwerfen. Lebensmittel sind unterschiedlich gekennzeichnet, die meisten mit dem Mindesthaltbarkeitsdatum. Vor allem bei Obst, Gemüse, Milch, Käse oder Joghurt passiert nichts, wenn wir sie nach Ablauf dieses Datums verzehren, bei Fleisch ist eher Vorsicht geboten. Es bräuchte eine Revolution von unten. Konsument*innen wissen zu wenig vom Kreislauf der Lebensmittel und von ihrer Entstehung. Produzent*innen sind auf Teilgebiete spezialisiert. Menschen, die keine Verbindung zur Erde haben, schätzen Lebensmittel weniger.

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Dieser Artikel, verfasst von Manuel Rainer, ist in der April-Ausgabe der Straßenzeitung zebra. erschienen.