Politica | Freiwilligendienst

“Viel ‘Kluges’ erwarte ich mir nicht”

Warum Karl Zeller der Süd-Tiroler Freiheit “politischen Dilettantismus” vorwirft – und sie auffordert, sich bei “den Südtirolern und Maria Elena Boschi” zu entschuldigen.
Karl Zeller
Foto: upi

Karl Zeller weiß, wann der richtige Moment gekommen ist, um zurückzuschlagen. Mehr als zweieinhalb Monate hat der Ex-Senator der SVP zugewartet. Nun meldet er sich zu Wort. Seit heute (11. September) ist nämlich die Ausnahmeregelung für das Weiße und Rote Kreuz in Südtirol in Kraft.
Karl Zeller nimmt das zum Anlass, um scharf gegen die Süd-Tiroler Freiheit (STF) zu schießen – und sie aufzufordern, sich “bei den Südtirolern für ihren Dilettantismus und bei Maria Elena Boschi für ihr beleidigendes Verhalten entschuldigen”. Ansonsten könne es eine Klage geben, stellt der Ex-Senator in Aussicht.

Was ist geschehen?

 

Wer lügt hier?

Mit der Reform des Volontariats, des so genannten Dritten Sektors,  wurde 2017 eine für das Weiße und Rote Kreuz Südtirol sehr nachteilige Bestimmung eingeführt: Ein Freiwilliger darf nämlich nicht mehr gleichzeitig im Angestelltenverhältnis oder freiberuflich für die Organisation tätig sein, in der er Mitglied ist oder für die er ehrenamtliche Tätigkeit leistet.
Diese Regelung hätte eine tiefgreifende Neuordnung der traditionellen Organisation des Weißen Kreuzes notwendig gemacht, mit herben Nachteilen auch für viele der betroffenen Mitarbeiter. “Die Führungsspitze des Weißen Kreuzes, Ivo Bonamico und Barbara Siri, hat sich im vergangenen Winter an mich gewendet und auf dieses große Problem aufmerksam gemacht”, erinnert sich Zeller.

Im Vorfeld der Parlamentswahlen hatten er, seine Partei und die von der SVP unterstützte Kandidatin im Kammerwahlkreis Bozen-Unterland, Maria Elena Boschi, angekündigt, auf römischer Ebene eine Lösung herbeiführen zu wollen. Weil bis Juni kein entsprechendes Korrektivdekret zur staatlichen Regelung für den Freiwilligendienst erlassen worden war, bezichtigten der STF-Landtagsabgeordnete Bernhard Zimmerhofer und der Pressesprecher der STF-Landtagsfraktion Cristian Kollmann Boschi und Zeller der Wahllüge. “Es ist erstaunlich, wie leicht die SVP sich von Rom und ihren ständig wechselnden Parteien und Regierungen immer wieder über den Tisch ziehen lässt. Dabei war doch von Anfang an war klar, dass für die von der SVP der Süd-Tiroler Bevölkerung aufgezwungene PD-Kandidatin Elena Boschi folgendes Prinzip gilt: ‘Zuallererst sind wir Italiener!’. Mit solchen Freunden braucht es keine Feinde mehr!, wetterten Zimmerhofer und Kollmann in einer Aussendung.

Nun kontert Karl Zeller: Bereits kurz nach den Parlamentswahlen, habe die Regierung Gentiloni “als eine ihrer letzten Amtshandlungen, beschlossen, einen Passus in das Korrekturdekret zur Reform des Dritten Sektors einzufügen, der das Weiße Kreuz in Südtirol und das Rote Kreuz in Südtirol und Trient von der Vorschrift der Unvereinbarkeit ausnimmt”.
Die Regierung Gentiloni, die damals noch geschäftsführend im Amt war, zu überzeugen, eine “Sonderregelung für Südtirol zu erlassen, die unserer besonderen Situation Rechnung trägt”, sei “in Zusammenarbeit mit Landeshauptmann Arno Kompatscher und der damaligen Staatsekretärin Maria Elena Boschi” gelungen, unterstreicht Zeller.

 

Von Freunden und Feinden

Und diese Sonderregelung ist nach der Veröffentlichung im Gesetzesanzeiger der Republick am gestrigen Montag seit dem heutigen Tag in Kraft. “Keine andere vergleichbare Rettungsorganisation in Italien, die Kranken- und Verletztentransporte durchführt, hat eine vergleichbare Sonderregelung”, schreibt Karl Zeller am Dienstag Vormittag den Medien – und holt zur Attacke gegen Zimmerhofer und Kollmann aus: “Wieder einmal wurden die Exponenten der Süd-Tiroler Freiheit Lügen gestraft: In einer Aussendung vom Juni 2018 haben der Landtagsabgeordnete Bernhard Zimmerhofer und der nunmehrige Landtagskandidat Cristian Kollmann nämlich behauptet, dass aus den Versprechungen für das Weiße Kreuz nichts geworden sei. Sie haben Maria Elena Boschi und mich der Lüge bezichtigt und uns beschuldigt, ‘billige Wählerstimmen’ fangen zu wollen.”

Er sei gespannt, so Zeller weiter, “was die beiden STF-Exponenten nun, nach dem Inkrafttreten der Ausnahmeregelung für Südtirol, ‘Kluges’ von sich geben werden. Viel ist nicht zu erwarten, da Zimmerhofer und Kollmann offenbar nicht einmal Freund und Feind der Südtiroler auseinanderhalten können, was man von Landtagsabgeordneten oder von jenen, die in den Landtag wollen, schon erwarten könnte. Das Mindeste wäre aber eine Entschuldigung und ein großes Danke an Maria Elena Boschi und die SVP, dass wieder einmal eine wichtige Sonderregelung für Südtirol erreicht werden konnte. Sollte dies nicht in angemessener Form erfolgen, gibt es im Übrigen ja Gerichte, die zwar nicht für politischen Dilettantismus zuständig sind, aber mit der Frage der groben Rufschädigung befasst werden können.”