Ambiente | Mühlbach
Kleine Gitsch & große Lobby
Foto: Gitschberg Jochtal AG
Politiker suchen eigentlich von Natur aus gerne die Öffentlichkeit.
Manchmal hoffen sie aber auch, dass niemand gewisse Zusammenhänge all zu genau mitbekommt.
So ist es bei einem Beschluss, den die Landesregierung am Dienstag gefasst hat. Das höchste, politische Kollegialgremium in Land hat auf seiner Sitzung den Beschluss „Ergänzende Eingriffe für die Entwicklung der Skizonen Gitschberg und Vals-Jochtal in der Gemeinde Mühlbach“ genehmigt.
Die Mühlbacher Liftgesellschaft plant den bestehenden Schlepplift „Mitterwiese“ durch eine neue Kabinen-Umlaufbahn zu ersetzen und gleichzeitig das Skigebiet auf den Berg „Kleinen Gitsch“ zu erweitern. Zudem sollen drei neue Anschluss-Pisten entstehen. Teile der geplanten Infrastrukturen liegen außerhalb der Skizone Gitschberg, weshalb es sich um einen ergänzenden Eingriff handelt.
Die Landesregierung hat damit grünes Licht für die Projektierung und Erweiterung des Skigebietes rund um Meranzen und Vals gegeben. „Der Antrag wurde mit Auflagen angenommen“, heißt es im Protokoll.
Eigentlich eine Routineangelegenheit. Gäbe es nicht eine bezeichnende Vorgeschichte.
Umgedrehte Entscheidung
Derselbe Beschluss stand schon einmal auf der Tagesordnung der Landesregierung. Am 12. Juli 2019. Damals allerdings unter völlig anderen Vorzeichen.
Alle Beschlüsse werden für die Sitzung der Landesregierung von den zuständigen Ämtern vorbereitet. Bei Projekten und Planungsbeschlüssen ist es dabei üblich, dass in der Tagesordnung angegeben wird, in welche Richtung der vorbereitete Beschluss geht. Konkret steht in der Tagesordnung: „Annahme, Ablehnung oder Annahme mit Auflagen“.
Die zuständige Landesrätin Maria Hochgruber Kuenzer in deren Bereich die Machbarkeitsstudie für eine Skigebiet-Erweiterung fällt, kam im Juli zusammen mit ihren Ämtern zum Schluss, die geplante Erweiterung in der Gemeinde Mühlbach abzulehnen. Entscheidend war dabei das Gutachten des UVP-Beirates. Dieser hatte sich im April 2019 einstimmig gegen die geplante Erweiterung ausgesprochen.
Auf der Sitzung der Landesregierung kam es dann aber anders. Mehrere Mitglieder sprachen sich offensiv und energisch für die Erweiterung des Skigebietes aus. Dabei stützte man sich auf eine neue, gesetzliche Regelung, die im vergangenen Jahr von Arno Kompatscher eingeführt worden war.
Kompatscher hatte neben einer Umweltbewertung solcher Projekte und Pläne auch eine wirtschaftliche Bewertung gefordert. Dazu wurde eine Landeskommission eingeführt, die die sozioökonomischen Aspekte der Projekte zu bewerten hat. Diese dreiköpfige Kommission erteilte dem Mühlbacher Vorhaben bereits im Dezember 2018 ein positives Gutachten.
Die Befürworter argumentierten in der Landesregierung mit einer Art Gleichstand. Und man tat einen Schachzug mit dem niemand das Gesicht verlieren sollte.
Am 12. Juli wurde der Beschluss nach längerer Diskussion einfach von der Tagesordnung genommen. Um zwei Monate später, diese Woche, wieder aufzutauchen. Nur völlig umgedreht. Jetzt nicht mehr als Ablehnung sondern als Annahme.
Der Protest
Was von den Antragsstellern und jetzt auch von der Landesregierung als „ergänzender Eingriff“ bezeichnet wird, ist in Wirklichkeit die Erschließung der sogenannten „Kleinen Gitsch“. Die Befürchtung. Der neue Lift und die neuen Pisten in diesem Gebiet sollen nur der erste Schritt für die skitechnische Erschließung des unberührten Altfasstales sein.
Deshalb wehren sich die Umweltschützer von Anfang an gegen diese Erweiterung. Bereits im Winter 2017hat die Sektion Brixen des Alpenvereins Südtirol (AVS) einen Einwand gegen die Genehmigung der Machbarkeitsstudie bei der Gemeinde Mühlbach hinterlegt.
Anfang dieser Woche schickte die Obfrau des Heimatpflegeverbandes, Claudia Plaikner und Albert Willeit als Mitglied Landeskommission für Landschaftsschutz einen offenen Brief an Landesrätin Maria Hochgruber Kuenzer und die Mitglieder der Landesregierung.
Darin heißt es:
„Es geht hier offensichtlich um die Skigebietserweiterung mit Errichtung einer neuen Umlaufbahn und neuen Skipisten in einer extrem sensiblen und exponierten Lage am Rücken des Klein-Gitsch. Die UVP-Kommission hatte dazu ein negatives Gutachten formuliert. Dieses sollte die Landesregierung am 16.7.2019 bestätigt werden, denn es stand unter TOP 20 folgender Wortlaut: „Gemeinde Mühlbach - Ergänzende Eingriffe für die Entwicklung der Skizonen "Gitschberg" und "Vals-Jochtal" – Ablehnung“. Damals wurde dieser vorbereitete Beschluss abgesetzt und jetzt soll vermutlich dem Druck der Lobbyisten nachgegeben und ein positives Gutachten beschlossen werden. Wir möchten dringend davon abraten, das fachliche Gutachten nicht zu respektieren beziehungsweise durch rein kosmetische Auflagen zu verwässern.“
Kosmetische Auflagen
Der Appell hat nichts genützt. Denn die Erweiterung wurde von der Landesregierung am Dienstag genehmigt. Dass die geplanten Auflagen dabei kosmetischer Natur sind, wird deutlich wenn man sich das Ganze genauer anschaut.
Die Genehmigung durch die Landesregierung ist jetzt mit der Auflage verbunden, dass für die Gestaltung der Bergstation der Aufstiegsanlage „Klein-Gitsch“ ein Gutachten des Landesbeirats für Baukultur und Landschaft eingeholt werden muss.
Nach Informationen von salto.bz hat man im UVP-Beirat darüber zwar diskutiert, der Hauptgrund für das negative Gutachten war aber prinzipieller Natur. Ein grundsätzliches Nein aus umwelt- und landschaftsschützerischer Sicht zur Erschließung der „Kleinen Gitsch“. Demnach war und ist die Gestaltung der Bergstation nur zweitrangig. Die Fachkommission war grundsätzlich gegen das Projekt. Deshalb gab sie zur Machbarkeitsstudie auch ein negatives Gutachten.
Die Landerregierung hat die Entscheidung jetzt gedreht. Mit dieser „Auflage“ will man davon ablenken, dass man sich über das Gutachten der eigenen Fachkommission hinwegsetzt hat.
Auch Arno Kompatschers Vorgänger Luis Durnwalder hat das in seiner Amtszeit immer wieder getan. Nur offen und ohne Kosmetik..
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Wieder ein Armutszeugnis
Wieder ein Armutszeugnis unserer SVP-Landespolitik, wieder wurde ein Gutachten einer Fachkommission ignoriert und es siegt die Geldgier und der Profit einiger Individuen in der Landespolitik und der Gitschberg Jochtal AG. Die Landesrätin Maria Hochgruber Kuenzer, welche sich für ihren Zuständigkeitsbereich Raumordnung und Landschaftsschutz bemüht, wurde auch wieder übergangen.
Wir haben jetzt also dank
Wir haben jetzt also dank Kompatscher eine Kommission, die entscheidet, dass sich eine Spekulation so sehr lohnt, dass man deswegen auf den Umweltschutz verzichten kann. Und wenn es für das Skifahren zu warm wird, dann wird man den unverschuldet verschuldeten Liftgesellschaften halt wieder einmal unter die Arme greifen müssen. Der Gewinn für wenige, die Kosten für alle.
In risposta a Wir haben jetzt also dank di Hartmuth Staffler
Wo werden die businesspläne/
Wo werden die businesspläne/ Rentabilitaten dieses Projektes offengelegt ? - es geht um Landesgelder und deren Verschleuderung. Für ein neues Gitschenhaus/bergmuseum kümmert sich dann Umweltschützer Messner.
Ich denke, viele Touristen
Ich denke, viele Touristen kommen auch wegen der Natur und Landschaft nach Südtirol, und wenn wir außerhalb Südtirols eine Trekkingtour planen, vermeiden wir aus naheliegenden Gründen auf unserer Route Skigebiete, da wir Natur suchen. Und auch in Südtirol gibt es Gebiete, wo ich mir trotz spektakulärer Berge genau überlege, wo ich meine Wanderungen mache, weil durch Lifte und Pisten total verschandelt. Müssen die Skigebiete wirklich immer größer werden, kann man nicht einfach mal Natur, Natur sein lassen? Stichworte wie 'Sanfter Tourismus' oder 'Bergsteigerdörfer' fallen mir ein.
Liebe Politiker, warum hört ihr nicht auf Heimatschützer und Gutachten der Fachkommission? Zerstört doch bitte nicht immer weiter noch einigermaßen unberührte Landschaften! Muss es denn wirklich immer mehr, mehr, mehr sein? Könnte "mehr, mehr mehr", vielleicht auch mal wieder "mehr Natur" sein?
Vielleicht als kleine Erinnerung auch nochmals die Seite der Alpenvereine "https://www.unsere-alpen.org/"
In risposta a Ich denke, viele Touristen di Schorsch Peter
Voll einverstanden. Danke.
Voll einverstanden. Danke.