Spannende Zeit mit Folgen
Das wird nun eine spannende Zeit: In diesen Wochen vor den Landtagswahlen können wir beobachten, wie sämtliche Kandidat:innen sich ihr Plätzchen suchen und volksnahe Bereiche einnehmen. Da kann es dann schon mal passieren, dass die Eine oder der Andere Expertisen abgibt und nicht verifizierte Allgemeinplätze von sich gibt. Dann wird es peinlich, z.B. wenn über „giustizia riparativa“ bei Vergewaltigung geschrieben wird an demselben Tag, an dem weitere vier Täter der Gruppenvergewaltigung in Palermo verhaftet werden (drei weitere wurden schon vorher verhaftet). Nicht nur spannend oder peinlich, sondern sogar gefährlich wird es, wenn auf der Stimmenjagd gar irrführende Informationen breitgetreten werden, die einer jeden von uns Angst einjagt, wenn sie erwägt, ihre toxische Beziehung zu einem gewalttätigen Mann zu beenden. Und das ohne jeglichen Hinweis auf die existierenden unterstützenden Dienste, bei denen Hilfe eingeholt werden kann. Ganz zu schweigen von einem Landeshauptmann, der während er mit der rechten Wählerschaft liebäugelt, zum großen Frauenverteidiger wird und ein Abschiebezentrum herbeiwünscht, um die Sicherheit der Frauen zu gewährleisten. Not in my name, please: Schon mal davon gehört, dass die eigenen vier Wände für Frauen um ein Vielfaches gefährlicher sind als die Straßen und Plätze des Heiligen Land Tirols? Wie wäre es mit Prävention von häuslicher Gewalt?
Wobei ich der Richtigkeit halber präzisieren muss, dass Politiker:innen bei weitem nicht alleine dastehen mit dem Bedürfnis, sich in diesem Bereich als Expert:innen zu outen und dabei je nach Reichweite mehr Schaden anrichten als alle nicht engagierten Bürger:innen zusammen. Das gilt für die wahllose Veröffentlichung angeblicher internationaler Hilferuf-Zeichen, die kein Protokoll mitführen und im Nichts landen, zwischen dem Unverständnis der Bevölkerung und der unzulänglichen Ausbildung der Carabinieri. Und das gilt genauso für die Bagatellisierung des zaghaften Hilferufes einer Frau durch selbstdefinierte Gewaltexpert:innen online. Oder eben auch für angesehene Psychiater, deren Empfehlungen passé und kontraproduktiv sind.
Dabei ist männliche Gewalt an Frauen derart verbreitet, dass wir entweder selbst davon betroffen sind oder jemanden kennen, die davon betroffen ist, oder aber vom Hörensagen wissen, wie damit umgegangen werden soll. Selbst wenn dem nicht wirklich so ist.
Darum zur Erinnerung an alle Expert:innen da draußen:
- Häusliche Gewalt ist kein Konflikt: Konflikte in einer Beziehung sind Auseinandersetzungen auf Augenhöhe, Gewalt basiert auf Ungleichgewicht, Dominanz und Übergriffigkeit.
- Eine Strafanzeige ist ein wichtiges Zeichen für Gesellschaft und Täter und mag je nach Situation Sinn machen, sie bedeutet aber lang nicht das Ende der erlebten Gewalt.
- Frauenhausdienste bieten für Frauen in Gewaltsituationen einen kostenlosen und anonymen Beratungsdienst, der unter anderem eine unverbindliche Risikoeinschätzung, Rechtsberatung und psychosoziale Begleitung vorsieht.
- Wer das Thema der männlichen Gewalt an Frauen vertiefen und über die Allgemeinplätze hinausgehen möchte, kann die zahlreichen Sensibilisierungs- und Fortbildungsangebote beanspruchen.
PS: Wenn du Angst hast, dann ist immer was dran! Höre auf dich und hol dir Hilfe:
Frauenhass sei eine "gewohnte
Frauenhass sei eine "gewohnte Emotion", sagt auch Christina Clemm, Anwältin für Straf- und Familienrecht. Politik und Justiz fehle es am Bewusstsein, wie Frauenverachtung zu konkreter Gewalt führe.
Clemm schreibt in ihrem neuen Buch "Gegen Frauenhass", warum selbst bei schwerer Gewalt gegen Frauen die gesellschaftlich tief verankerte Frauenverachtung nicht gesehen wird und zeigt wie allgegenwärtig die Gewalt gegen Frauen ist, und was wir verändern müssen – politisch wie privat.
Gegen Frauenhass https://g.co/kgs/B4QvTF
Zitat: “Konflikte in einer
Zitat: “Konflikte in einer Beziehung sind Auseinandersetzungen auf Augenhöhe...”:
Sie hatten dies schon einmal geschrieben, und ich hatte - leider vergebens - danach gefragt, worauf sich diese Behauptung gründet, da ich der Ansicht bin, dass wohl die meisten Konflikte zwischen Menschen eben nicht auf Augenhöhe stattfinden.
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Dass männliche Gewalt gegen Frauen ein weit verbreitetes Problem auch in unserer Gesellschaft ist, ist leider eine beschämende Tatsache, dass aber, wie im Kommentar oben geschrieben, “Frauenhass eine gewohnte Emotion”sei, kann ich nicht nachvollziehen... in meinem privaten und beruflichen Umfeld kann ich bei niemandem Frauenhass als Gewohnheit ausmachen, ja nicht einmal gelegentlichen “Frauenhass”.
Da bin ich bei Roger Pycha: Gewalt und Mord entstehen aus Konflikten heraus, sicher auch aus dem falsch verstandenen Anspruch, “Sein”, also lieben, würde auch “Haben”, also besitzen bedeuten.
Es ist zudem auch ein Problem der Gesellschaft und der Eltern, da ja alle diese Täter von einem Vater und einer Mutter erzogen werden.
Ich sehe Gewalt und Mord also als Folge von Konflikten, von falscher Konditionierung und ganz eingeschränkt in Einzelfällen (fehlgeleitet) als immanent in der Spezies homo sapiens, aber nicht als Folge eines allgemeinen Frauenhasses als Wesensmerkmal des Mannes.