Hoppe: St. Martin als "Opfer" für 2500 sichere Arbeitsplätze
Update: 223 Arbeitsplätze weniger in St. Martin: Das ist seit Ankündigung der Schließung des Hoppe-Werks am vergangenen Freitag die traurige Realität, mit der sich die Passeirer abfinden müssen. Bis April muss das heutige Werk „besenrein“ sein, wie es der Finanzchef der Gruppe Norbert Mayr am Montag Vormittag bei einem Treffen mit Bürgermeisterin Rosmarie Pamer und anderen lokalen Verantwortlichen ausdrückte.
Die 65 Arbeitsplätze in Verwaltung und Vertrieb sollen bis dahin nach Meran verlegt sein. Acht MitarbeiterInnen werden sofort und unbefristet von den beiden Vinschger Werken des Produzenten von Beschlagsystemen übernommen; für weitere acht wurde eine fixe Anstellung zumindest in Aussicht gestellt, sagt Pamer. Mehr als 140 Arbeitskräfte stünden aber tatsächlich auf der Straße. Die Bürgermeisterin erfährt im eigenen Umfeld, wie einschneidend sich die Schließung des größten Betriebes im Tal auf alle Familien auswirkt. Als Hoppe 2009 in allen drei Südtiroler Werken insgesamt 130 Mitarbeiter entließ – davon fast 60 in Passeier – war ihr ältester Bruder, ein Nebenwerbsbauer, betroffen; diesmal trifft es den jüngsten. In vielen Familien seien auch beide Partner von der Schließung des Werks betroffen, sagt Pamer. Immerhin beschäftigte Hoppe bislang 14 Prozent der Arbeitnehmer des gesamten Tals.
Christoph Hoppe bei Landesregierung
Wie ihnen nun unter die Arme gegriffen werden kann, war am Montag nicht nur Thema der Sitzung der scheidenden Landesregierung. Am späten Nachmittag trafen Unternehemenschef Christoph Hoppe und Finanzchef Norbert Mayer mit Landeshauptmann Luis Durnwalder, Bürgermeisterin Rosmarie Pamer, den Landesräten Roberto Bizzo, Thomas Widmann und Richard Theiner zusammen, um über Lösungen für die Zukunft der Hoppe-Mitarbeiter zu diskutieren. „Das Unternehmen hat uns glaubhaft versichert, alle Möglichkeiten ausgelotet zu haben, um eine Schließung des Werkes zu vermeiden. Für Hoppe steht die Zukunft des gesamten Konzerns auf dem Spiel und für die Sicherung von 2500 Arbeitsplätzen müsse der defizitäre Standort St. Martin geopfert werden", fasste Landeshauptmann Durnwalder die Darstellung der Unternehmensführung zusammen.
Die Hoppe-Unternehmensleitung, Gemeinde und Land wollen nun an einem tragfähigen Sozialplan arbeiten. Arbeitslandesrat Bizzo wird seinen Ämtern den Auftrag geben, die Situation jedes einzelnen der 158 Mitarbeiter zu überprüfen und Härtefälle herauszufiltern, die von der Schließung des Werkes besonders betroffen sind. Auch Soziallandesrat Theiner hat nach dem Treffen betont, dass kein einziger Mitarbeiter im Regen stehen gelassen werde: „Der Sozialplan hat jetzt absolute Priorität. Wir werden alle Möglichkeiten überprüfen und jeden Mitarbeiter und jede Mitarbeiterin sozial absichern." Wirtschaftslandesrat Thomas Widmann kündigte einerseits Sondierungen des Arbeitsmarktes in Zusammenarbeit mit dem Unternehmerverband an, um die Hoppe-Mitarbeiter in anderen Unternehmen unterzubringen; gleichzeitig werde mit der BLS versucht werden, auf der frei werdenden Betriebsfläche in St. Martin neue Unternehmen anzusiedeln. „Auch wenn dies bei der derzeitigen Wirtschaftslage nicht einfach werden wird“ sagte Widmann.
Abbau hat bereits begonnen
Bürgermeisterin Rosmarie Pamer will darüber hinaus gemeinsam mit dem Passeirer Wirtschaftskonsortium eine Umfrage unter allen Betrieben im Tal starten, mit der erhoben werden soll, wo welche Qualifikationen gefragt sind. Hinsichtlich der Qualifikation der Hoppe-Arbeitskräfte gibt es laut Pamer unterschiedliche Niveaus: von einfachen Arbeitern bis hin zu qualifizierten Arbeitskräften wie Maschinenschlosser.
Befremden herrscht auf politischer Seite über die fehlende Vorwarnung in der Causa. Der scheidende Landeshauptmann erklärte, dass er erst am Freitagabend von der Unternehmensleitung vor vollendete Tatsachen gestellt worden sei; Pamer war nach der Betriebsversammlung am Freitagvormittag von einem Arbeiter in Kenntnis gesetzt worden. Als 2009 das Unternehmen King sein Passeirer Werk schloss, habe es wenigstens ein halbes Jahr vorab eine Ankündigung gegeben, sagt die Bürgermeisterin von St. Martin. „Damit hatten viele der damals betroffenen Frauen die Möglichkeit, sich nach Alternativen umzusehen.“ Dies wird nun in Passeier knapp. Denn die ersten Arbeitskräfte mussten bereits mit Freitag ihren Arbeitsplatz aufgeben.