Società | Schule in Südtirol

Koalitionsverhandlungen: Annäherung auf dem Minenfeld Mehrsprachigkeit

Die Koalitionsverhandlungen zwischen PD und SVP scheinen nicht an der mehrsprachigen Schule zu scheitern. Zumindest Cornelia Brugger bescheinigt den Verhandlungspartnern auch auf dem größten Minenfeld eine langsame Annäherung.

Letzter Verhandlungstag für die Arbeitsgruppe Schule bei den Koalitionsverhandlungen zwischen SVP und PD. Und laut Stand von Dienstag Nachmittag dürften die sechs Verhandlungsmitglieder am Donnerstag der gesamten Delegation ein Ergebnis präsentieren, dass einer weiteren politischen Partnerschaft nicht im Weg steht. So zumindest die Einschätzung von PD-Verhandlerin Cornelia Brugger, die nach Abschluss des gestrigen Tages von einer „sehr guten Stimmung und einer konstruktiven Zusammenarbeit“ sprach.

Immerhin haben die  potentiellen Regierungspartner auch im Bereich Schule mehrere gemeinsame Anliegen, die nun im Koalitionsabkommen festgehalten werden sollen. Dazu gehört das Ziel, auch für Grund- Mittel- und Oberschulen primäre Zuständigkeiten von Rom zu erhalten genauso wie ein Überdenken der LehrerInnen-Ausbildungen. „Wir sind alle der Meinung, dass die Art, wie an der Universität Brixen ausgebildet wird, ausbaufähig ist“, so Bruggers diplomatische Formulierung. Einigkeit herrsche auch darüber, dass Schüler mit besonderen Bedürfnissen wie Kinder von MigrantInnen mehr Unterstützung brauchen.

Doch auch auf dem politischen Minenfeld Mehrsprachigkeit hätte eine intensive Diskussion am Dienstag zumindest zu mehr gegenseitigem Verständnis geführt, so die Einschätzung der ehemaligen CGIL-Gewerkschafterin und PD-Landtagskandidatin. Auf italienischer Seite heißt dies mit den Ängsten und Befürchtungen umzugehen, die allein der Begriff  „Mehrsprachige Schule“ innerhalb der SVP imstande ist auszulösen. Auf deutscher Seite gilt es wiederum anzuerkennen, dass der immer stärkeren Nachfrage italienischer Eltern nach guten Deutschkenntnissen ihrer Sprösslinge Rechnung zu tragen ist. Statt zuzuschauen, wie ihre Schüler in Richtung deutsche Schule abwandern, hätte die italienische  Schule den Zweitsprachenunterricht bislang mit viel Fantasie und Kreativität und wenig Mitteln ausgebaut, so Brugger. „Nun müssen diese Projekte in Richtung eines Modells der Mehrsprachigkeit optimiert und potenziert werden.“

Mehr Offenheit und zusätzliche Mittel

Zumindest teilweise werde die Schule dazu nun ohnehin durch stattliche Vorgaben gezwungen. Einerseits durch den Fachunterricht in anderen Sprachen (CLIL), der noch auf das Gelmini-Dekret zurückgeht und für die 4. und 5. Oberstufenklassen gilt. „Zusätzlich verpflichtet ein weiteres staatliches Gesetz dazu, ab 2014 in den Maturaklassen zumindest ein Fach in einer anderen Sprache zu absolvieren“, sagt Cornelia Brugger. Doch das Dekret der Landesregierung, auf dessen Basis das deutsche Schulamt nun ab dem Sommersemester erste Erfahrungen in Sachen CLIL sammeln will, geht dem PD viel zu wenig weit. Auf italienischer Seite will man bereits in den unteren Klassen mit dem Fachunterricht in anderen Sprachen beginnen. Ja, selbst Sprachprojekte im Kindergarten wären weit fruchtbarer, wenn beispielsweise der Wunsch nach einem Austausch einzelner pädagogischer MitarbeiterInnen zwischen deutschen und italienischen Kindergärten Realität würde, meint Brugger. „Es ist klar, dass eine solche Potenzierung nur mit einer Offenheit des Lehrpersonals, aber auch entsprechenden Ressourcen für zusätzliche Ausbildungen möglich ist.“

Ob diese angesichts der Vorsicht der SVP in Sachen sprachlicher Experimente tatsächlich schwarz auf weiß in der Koalitionsvereinbarung zu finden sein werden, ist noch abzuwarten. Vorerst sollen nun einmal die PD-Vertreter ihre konkreten Forderungen ausformulieren. Zumindest Cornelia Brugger bleibt zuversichtlich, dass auch hier eine gemeinsame Position gefunden wird. „Vielleicht sollten wir einen anderen Begriff für das Modell der Mehrsprachigkeit finden, der weniger Ängste auslöst.“ Auch wenn sie dafür keine realen Gründe sieht. „Denn es ist auf beiden Seiten ein Anliegen, dass nach wie vor vorwiegend in der Muttersprache unterrichtet wird“, so Brugger.