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SKI-WM in Gröden: Quo vadis?

„EINE ZUKUNFT IM RESPEKT VOR DEN BEDÜRFNISSEN DER BEVÖLKERUNG UND DER UMWELT“ - Seite 4, Dossier des Organisationskomitees der WM 2029 in Gröden.
Avvertenza: Questo contributo rispecchia l’opinione personale dell’autore e non necessariamente quella della redazione di SALTO.
  • Liest man das veröffentlichte Online - Dossier für die Alpinen Skiweltmeisterschaften in Gröden 2029 - das Dokument wurde anscheinend nach der Vergabe Juni 2024 noch immer nicht an das effektive Austragungsjahr 2031 angepasst -, entsteht der Eindruck, dass das WM-Organisationskomitee bereits vorab sämtliche Interessensgruppen, an erster Stelle die Bevölkerung und die Gemeinden, mit ins Boot geholt hat und im engen Austausch miteinander steht. Die Realität ist allerdings eine ganz andere. 

     

    Kollektives Projekt?

    Auf Seite 4 des Dossiers steht: „Reason why: Die Alpinen Skiweltmeisterschaften 2029 sind eine einmalige Chance, die Gröden geschlossen wahrnehmen will. Als eingeschworene Einheit stehen Einwohner, die Institutionen, die Unternehmen und die Partnervereine hinter der Kandidatur, die auf vier tragenden Säulen basiert.“ 

    Am 29. September wurde bei einer Pressekonferenz der Koordinierungsgruppe WM ’31 (Provinz Bozen, Gemeinden St. Ulrich, St. Christina, Wolkenstein und Kastelruth, FISI und WM-Organisationskomitees) der neue Koordinator Eugen Hofer vorgestellt. Während der Pressekonferenz sprach der OK-Präsident, Rainer Senoner, von einer WM als „kollektives Projekt, welches nur gelingen wird, wenn alle an einem Strang ziehen“, er meinte weiter „Um unsere Ziele zu erreichen, brauchen wir ein Kongresshaus in Wolkenstein, Infrastrukturen in St. Christina und auch noch für St. Ulrich.“ (Interview Trail Rai Ladinia 29.9.25).

    Es mutet zynisch an, dass man das WM-Projekt als „kollektives Projekt“ bezeichnet. Die Bevölkerung wurde bis jetzt weder in einer Entscheidung zur Kandidatur noch im Entwicklungsprozess des Events, miteinbezogen und auch der Zugang zu den Informationen gestaltet sich weiterhin sehr mühsam. BürgerInnen wissen immer noch nicht konkret, was auf sie und ihre Gemeinden im Februar 2031 zukommen wird. Es fehlt an Transparenz, an echter Bürgerbeteiligung und an einsehbaren Plänen und Strategien, samt verpflichtenden Umweltauflagen.

     

    Es gab kein Referendum, keine öffentliche Vorstellung dieser WM-Idee, keinen partizipativen Prozess, aber auch keine offene Diskussion in den Gemeinderäten zu diesem Thema. In den Gemeinderäten wurde schlussendlich nur eine Entscheidung zur Finanzierung der Kandidatur getroffen (Beiträge jährlich für die Jahre 22-24 laut GR - Beschlüsse vom 3.8.22 in Wolkenstein 50.000 €, vom 15.09.22 in St.Christina ca. 23.740 €, vom 27.9.22 in St. Ulrich ca. Euro 26.500 €) aber nie ein klares Ja oder Nein zur Ski-WM, diskutiert. 

    Im letzten Wiku Wirtschaftskurier vom 3.12. ist auf Seite 5 von einem historischen Moment die Rede: „Der italienische Wintersportverband FISI hat die Grödner Weltcupveranstalter offiziell mit der WM- Organisation beauftragt und die organisatorischen WM - Rechte an sie abgetreten. Damit ist der Saslong Classic Club ab sofort Eigentümer der organisatorischen WM – Rechte.“ Was das bedeutet, wird im Artikel nicht erklärt.

     

    Verschlossene Türen

    Ein detailliertes Dossier zur WM’31 sind trotz jüngster Nachfrage an den Präsidenten des OKs , Rainer Senoner weiter nicht öffentlich zugänglich. Es handle sich um „ein internes Dokument für ein Sportevent“. Diese Antwort kam auf eine schriftliche Anfrage einiger Mitglieder der Task Force, die aus den Bürgermeistern von St. Ulrich, St. Christina, Wolkenstein, den Präsidenten der Tourismusvereine Gröden und einer Vertretung der Liftvereinigung Gröden, besteht.

    Das Dokument „Verkehrstechnische Maßnahmen zur Mobilität in Gröden hinsichtlich der SKI WM 2031“ wurde von der Task Force Gruppe ausgearbeitet und ist bis jetzt für die BürgerInnen nicht zugänglich, da es sich ebenfalls um ein internes Dokument handeln soll.  

    Und schlussendlich, für die WM wurde, wie mir der Nachhaltigkeitsreferent der Provinz Bozen, Klaus Egger, mitgeteilt hat, eine Nachhaltigkeitsbeauftragte ernannt. Der Name dieser Person ist aber der Öffentlichkeit immer noch nicht mitgeteilt worden, trotz Anfrage an den Präsidenten des OKs und auf weiteren Wegen.

    Transparenz und Miteinbeziehung sieht anders aus.

     

    Die (falsche) Richtung

    Auf den Seiten  der Landesagentur für Umwelt und Klimaschutz häufen sich seit einigen Monaten Projekte aus dem Skigebiet Gröden/Seiser Alm (Seilbahn Furnes – Seceda, Sessellift Catores, Sessellifit Gran Paradiso, Umlaufbahn Ruaccia -  Sochers, Sessellift Sochers – Ciampinoi, Sesselllift Steger Dellai um nur einige zu nennen) bei denen es schon lange nicht mehr nur um Erneuerungen von Liftanlagen geht, sondern um invasive Erweiterungen der Anlagen mit massiven Kapazitätssteigerungen bis zur doppelten Personenförderleistung pro Stunde, die erhebliche Eingriffe in die Umwelt, weitere Versiegelungen, Rodungen und Erdarbeiten zur Folge haben. In diesem Rahmen, der einer Goldgräberstimmung ähnelt (noch schnell holen was zu holen ist, bevor es zu spät ist) fügt sich die Ski-WM ein, die noch einmal die invasive und hemmungslose Förderung des Massenskitourismus in den Dolomiten, unterstützen wird. Die Ski-WM ist ein alpines Großevent, das sich primär an Klima und Gemeinden anpassen sollte.

     

    Gröden steuert einer Ski-WM zu, die als kollektives Projekt verkauft wird, aber keines ist. Eine Ski-WM, die als nachhaltig angekündigt wird, aber wenig Nachhaltigkeit erblicken lässt. Man kennt die Verfahren nicht, man kennt die Projekte nicht, man kennt die Timeline zur Umsetzung der verschiedenen Maßnahmen und Organisationsetappen nicht. Man kennt das Gesamtbudget, für dieses Megaevent nicht.

    Kollektivität entsteht nicht, in dem man sie per Media groß ankündigt, sondern in dem man sich mit den Ängsten, Anliegen und Erwartungen der Bevölkerung aktiv zuwendet, sie miteinbezieht und versucht einen gemeinsamen Weg für eine konstruktive und positive lokale Entwicklung, zu finden. Die Ski WM ist ein Großevent, das hinter verschlossenen Türen entschieden wurde und nun über den Köpfen der Grödner und der Südtiroler Bevölkerung, weitergesponnen wird. Was kollektiv bleibt sind Zweifel, Ängste und Frustration gegenüber der sich zuspitzenden Wohnungskrise, dem Mobilitätschaos, der Überteuerung der Lebensunterhaltungskosten, dem Verlust an Lebensqualität im Tal und der rücksichtslosen Ausbeutung der Landschaft und Umwelt. Probleme, die durch eine anstehende WM nicht gelöst, sondern noch einmal verstärkt werden.

    Es ist endlich Zeit aus dieser WM auszusteigen. Ich appelliere an alle Gemeinde VertreterInnen des Grödner Tales und von Kastelruth die Unterstützung für diese Ski- WM zu überdenken und im Sinne des öffentlichen Interesses und in Verantwortung gegenüber der Bevölkerung und den zukünftigen Generationen ein Stopp zu setzen.

     

    Heidi Stuffer

    Grüne Gemeinderätin der Gemeinde St. Ulrich und Beauftragte für Umwelt.

  • Sara Stuflesser (Gemeinderätin St. Ulrich 2020-2025) und Heidi Stuffer sind die InitiatorInnen der Online-  Umfrage „Skiweltmeisterschaften 2029 in Gröden – ja oder nein?“ die zum Ziel hatte, die Meinungen der BürgerInnen des Grödner Tales und außerhalb einzuholen. 66,2 % der 937 TeilnehmerInnen sagten im Frühjahr 2022 NEIN zu den Skiweltmeisterschaften in Gröden 2029!  

    Auf die Frage des Referendums im Jahre 1991, ob Gröden sich für die Austragung der Alpinen Skiweltmeisterschaften bewerben soll, antworteten 3214 Wähler/innen (56,48%) mit Nein und 2314 Wähler/innen (41,86%) mit Ja (Quelle SOS Gherdëina`95)