Landtag stellt Technologiepark in Frage
Verzichten wir auf den Technologiepark, vernetzen wir statt dessen Uni, TIS, Eurac und Fraunhofer Institut besser – und investieren wir die freigeworden Mittel in Kredite für innovative Unternehmen: Das forderten die Freiheitlichen am Mittwoch im Südtiroler Landtag. Ein Antrag, der eine rege Diskussion über das nach wie vor umstrittene Innovationsprojekt lostrat. Denn nicht nur Roland Tinkhauser sieht den Technologiepark als „unnötig, veraltet und zu teuer“ an. Überdimensioniert, findet ihn auch Andreas Pöder von der BürgerUnion, der für kleinere, konkretere Projekte wie die Breitbandvernetzung eintrat. Paul Köllensperger von M5S räumt dem Park nur eine Chance ein, wenn er über exzellente Verbindungen zu großen Zentren verfüge. Eva Klotz (STF) findet es viel sinnvoller, nun jenen Betrieben helfen, die Hilfe bräuchten, um ihre Arbeitsplätze zu erhalten.
Skeptisch auch Hans Heiss von den Grünen: Die Erfahrung mit dem Gründerzentrum sei nicht berauschend, die Forschungsergebnisse aus Eurac und TIS allerdings ebenfalls nicht, meinte er. Er sei nicht grundsätzlich gegen einen Technologiepark, doch eine Vernetzung wie Tinkhauser sie vorschlage, könne sinnvoller sein.
Zur Verteidigung des Projektes schritt dagegen Landeshauptmann Arno Kompatscher: Die Kreditklemme könne man nicht mit einem Verzicht auf den Technologiepark bekämpfen, widersprach er der Forderung der Freiheitlichen. Das Projekt sei bereits intensiv mit den Wirtschaftsvertretern diskutiert worden. In Folge hat es laut Kompatscher bereits Änderungen im Konzept gegeben, die in Kürze vorgestellt werden sollten. Einige Beispiele nannte der Landeshauptmann bereits: So sollen Schwerpunkte für den Park vorgesehen werden; statt wie ursprünglich nur Mietlösungen vorzusehen, sollen die Unternehmen selbst entscheiden, ob sie kaufen oder mieten wollten. Und: Es gebe nun einen Konsens, die bestehenden Forschungseinrichtungen, die derzeit in Miete seien, in einem Gebäude mit Gemeinschaftslabors zusammenzufassen. Unter diesen Voraussetzungen macht der Technologiepark laut Kompatscher durchaus Sinn: „Südtirol darf nicht stehen bleiben, sondern muss sich weiter entwickeln“. Zumindest seine Mehrheit im Landtag konnte er damit überzeugen: Der Antrag der Freiheitlichen wurde mit 14 Ja, 18 Nein und einer Enthaltung abgelehnt.
Südtirol gibt 0,6% des BIP
Südtirol gibt 0,6% des BIP für Innovation aus. 3% wären volkswirtschaftlich absolut notwendig. Der Technologiepark wäre genau der richtige Schritt um die von den Freiheitlichen genannte Vernetzung hinzukriegen. Es braucht ein übergeordnetes Zentrum (mit peripheren Außenstellen!) welches die Fäden zusammenführt. Innovation ist einer der wichtigsten Schlüssel zum wirschaftlichen Wandel. Die Frage ist nicht ob wir uns den Technologiepark leisten können, die Frage ist wie schnell wir damit mutige neue Wege einschlagen können.
Auch im aktuellen
Auch im aktuellen europäischen Förderprogramm Horizon 2020 wird grosser Wert auf weit gehende Vernetzung gelegt: virtuelle weil über mehrere Länder verteilte sowie regionale Wissens- und Innovationszentren (KICs/RICs) spielen eine wichtige Rolle.
Sie sollen auch sicherstellen dass aus den mit EU-Geldern initiierten Projekten auch tatsächlich nachhaltiger Nutzen entsteht, nämlich innovationsgetriebene Unternehmen mit wertvollen zukunftsorientierten Arbeitsplätzen.
Das ist bisher leider nicht sehr häufig der Fall; oft ist es eher so dass sich Verbände und Landesstellen die Fördermittel (vermutlich mit Unterstützung der Politik) zuweisen lassen um ihre Budgets zu füllen. Das gilt wohl auch oft für TIS und EURAC, letztere wird ja gern als Parkplatz der lokalen Akademikerschaft bezeichnet.
In Summe ist also der Technologiepark eine gute Sache, aber der Ansatz muss ein neuer sein. Wenn er nur die Reproduktion der bisherigen Innovations- und Forschungsstrategie sein soll, dann lassen wir's lieber.