Perspektiven geben, Arbeit schaffen
Können gebrauchte Kleider Arbeitsplätze schaffen? Inwieweit tragen Sozialgenossenschaften zur wirtschaftlichen Entwicklung Südtirols bei? Die vor kurzem stattgefundene Vollversammlung des Südtiroler Genossenschaftsverbands Legacoopbund stand ganz im Zeichen der Arbeit und Arbeitsintegration. Legacoopbund ist vor allem in diesem Bereich stark vertreten: Insgesamt zählt der Verband 185 Mitgliedsgenossenschaften in ganz Südtirol, davon 43 Sozialgenossenschaften des Typs A und 30 Sozialgenossenschaften des Typs B (ca. 40% der in Südtirol tätigen Sozialgenossenschaften des Typs B). Letztere fördern die Arbeitsintegration von benachteiligten Personen. Durch unternehmerische Tätigkeiten in verschiedenen Sektoren – von der Landwirtschaft bis hin zum Dienstleistungssektor – schaffen sie Arbeitsplätze und Mehrwert für die gesamte Gesellschaft.
Die aktuellen Daten zu den Mitgliedsgenossenschaften von Legacoopbund wurden im Rahmen der Mitgliederversammlung vom Vorsitzenden des Verbands Heini Grandi vorgestellt. Der Schwerpunkt lag dabei vor allem auf die Sozialgenossenschaften: „In den an Legacoopbund angeschlossenen Sozialgenossenschaften des Typs B waren im Jahr 2016 257 benachteiligte Personen beschäftigt, welche aus verschiedenen Gründen auf dem regulären Arbeitsmarkt keine Stelle finden. Wir beobachten einen ständigen Zuwachs an Arbeitsintegrationsprojekten, daraus schließen wir, dass der Bedarf an Arbeitsplätzen in diesem Bereich stetig steigt“.
Arbeitsplätze für benachteiligte Personen im neuen Sortierzentrum REVITATEX
Neue Arbeitsmöglichkeiten wurden auch im Unterland geschaffen. Erst kürzlich hat die Sozialgenossenschaft Renovas in Zusammenarbeit mit der Caritas in der Industriezone von Neumarkt das Sortierzentrum für Gebrauchtkleidung REVITATEX eröffnet. Hier fand auch die Vollversammlung von Legacoopbund statt. Mitglieder und Teilnehmer konnten so das Sortierzentrum besichtigen und sich ein Bild dieses Unternehmens und der Gebrauchtkleidersammlung in Südtirol machen. „Früher hat die Caritas der Diözese Bozen-Brixen die gesammelten Kleider unsortiert an den Abnehmerbetrieb FWS in Bremen verkauft. Seit unser Sortierzentrum REVITATEX seine Tore geöffnet hat, veräußert die Caritas die gesammelten Textilien, Schuhe und Taschen nun an uns. Dieses Jahr werden wir in unserem Sortierzentrum insgesamt 500 t an Gebrauchtkleidung sortieren, schrittweise soll die Menge erhöht werden. Unser Ziel ist es, die in Südtirol gesammelte Ware, also ungefähr 2.000 t pro Jahr, zur Gänze im Unterland zu sortieren und sofern möglich in regionale Kreisläufe wieder zu verkaufen“, so Matthias Spögler, Mitglied des Verwaltungsrats der Sozialgenossenschaft Renovas.
Dadurch, dass die gesammelte Ware nun in Südtirol sortiert wird, werden die Fahrtwege verkürzt und mehr Transparenz gewährleistet – es ist nachvollziehbar woher die gebrauchten Kleider kommen und wohin sie gehen. Vor allem entstehen aber neue Arbeitsplätze für Menschen am Rande der Gesellschaft. Beim Sammeln und Sortieren der Kleider und Schuhe ist nämlich Handarbeit gefragt. Nach erfolgreichem Aufbau des Sortierwerks sollen insgesamt 50 Personen im Sortierwerk beschäftigt sein, wobei davon rund 35 Plätze Menschen mit Beeinträchtigung vorbehalten sind. Diese arbeiten Hand in Hand mit Fachkräften und können so ihre beruflichen und persönlichen Kompetenzen erweitern. „Es braucht die Unterstützung Vieler, damit dieses Projekt gelingen kann. Von der Politik bis hin zu den Partnerorganisationen. Vor allem hoffen wir aber, dass die Südtiroler Bevölkerung mithilft und weiterhin gute gebrauchte Kleidung in die Container der Caritas abgibt“, so Matthias Spögler.
Genossenschaften leben von Aufträgen
Lobende Worte für die neue Tätigkeit der Sozialgenossenschaft Renovas fanden auch der Landesrat Christian Tommasini und der Vorsitzende des Oberalp Group Heiner Oberrauch. Im Rahmen der Vollversammlung von Legacoopbund hat er die Wichtigkeit der sozialen und gesellschaftlichen Verantwortung der Unternehmen unterstrichen und die Sozialgenossenschaften als positives Beispiel genannt.
„Sozialgenossenschaften leben vor allem von Aufträgen. Es ist also wichtig, dass die öffentliche Hand diese Unternehmen als wertvolle Partner betrachtet und die bestmöglichen Voraussetzungen schafft, damit sich diese auf dem Markt behaupten können“, betonte zum Abschluss der Vollversammlung der Vorsitzende von Legacoopbund Heini Grandi.