Economia | US-Zölle

„Kein einfacher Markt“

Welchen Einfluss haben Zölle auf den Verkauf von Schneekanonen in den USA? Nemanja Dogo, Verkaufsleiter bei TechnoAlpin, erklärt die Lage in Zeiten von „America First“.
Schneeanlage TechnoAlpin
Foto: TechnoAlpin
  • SALTO: Herr Dogo, TechnoAlpin ist im Bereich Beschneiungsanlagen weltweit vertreten. Wie wichtig ist der US-amerikanische Markt für TechnoAlpin? 

    Nemanja Dogo: Wir sind in 55 Ländern tätig und decken etwa 60 bis 65 Prozent des Weltmarkts ab. Das ist ein Nischenmarkt. Für uns ist es sehr wichtig, in jedem Land, in jedem Markt tätig zu sein. Deswegen ist der US-amerikanische Markt ein wichtiger Markt, wir haben bei Denver unsere Filiale, von der aus wir die USA betreuen. Natürlich ist es kein einfacher Markt, weil wir in den USA lokale Mitbewerber haben, zu 100 Prozent amerikanische Gesellschaften. Die USA haben das Credo „America First“ und sind dementsprechend viel auf US-eigene Produkte fokussiert. Trotzdem haben wir unsere Filiale vor Ort und schauen da tätig zu bleiben.

  • Nemanja Dogo: TechnoAlpin-Verkaufsleiter Foto: nmr/SALTO
  • Inwieweit haben sich die Zölle schon bemerkbar gemacht?

    Das Thema Zölle ist ein Riesenthema. Das betrifft nicht nur unsere Branche, sondern den gesamten US-Markt. Stand jetzt liegt der Zoll für uns bei 15 Prozent. In dieser Saison hat das keine große Auswirkungen für uns. Unsere Anlagen können nur zwischen Mai und Oktober gebaut werden. Deswegen bekommen wir von den USA früh die Bestellungen. Das Material wurde mit den alten Verträgen in die USA importiert. Wir gehen davon aus, dass wir dieses Jahr keine 15 Prozent bezahlen müssen. Aber die Zölle sind nur ein Thema. Ein zweites Thema ist die Dollarkursschwächung von 10 bis 15 Prozent. Den Markt wirbelt das auf, das ist natürlich nicht ideal. Das sollte uns nicht zu stark treffen. Natürlich wäre es schöner, wenn es bliebe, wie es war, ein Beinbruch sind die Zölle aber nicht. Es kommt fortlaufend zu Änderungen. Bis zu den nächsten Bestellungen kommen sicherlich noch weitere.

    Inwieweit ist hierbei die Tochtergesellschaft in den USA relevant?

    Für uns spielt sie eine große Rolle. Ohne die Tochtergesellschaft wäre Business in den USA nicht so leicht möglich. Das war eine wichtige Maßnahme, ohne die wir den Markt nicht so hätten bedienen können, wie es unser Ziel ist. Nichtsdestotrotz müssen wir importieren. Die Zölle greifen daher gleich.

    Spielt Sie mit dem Gedanken, die Produktion nach außen zu verlagern, auch abgesehen von der Zollfrage?

    Unser Ziel ist, die Produktion weitestgehend hierzubehalten. Was in Zukunft sein wird, weiß man nicht, aber wir wollen die Südtirol-Marke stärken. Es gibt keine Strategie, keinen Plan, die Produktion aus Südtirol zu verlegen.

    Gibt es geplante Anpassungen zur Abfederung der Zölle?

    Für diese Saison sind die Bestellungen bereits getätigt. Wir sind nicht so stark betroffen. Wir werden uns die gesamte Situation anschauen, was bedeutet das für die weiteren Geschäfte? Da müssen wir uns mit den Kunden zusammensetzen, kommunizieren, dass es teurer wird. Das heißt Lösungen finden, Verkaufsstrategien anpassen. Dank der vollautomatischen Beschneiungsanlage sind wir allerdings etwas voraus, da sind Kunden bereit, mehr zu zahlen.

    Inwieweit hat man Berechnungen über mögliche Einbußen erstellt?

    Wir haben uns das angeschaut, aber das kann man in unserem Geschäfte nicht so leicht sagen. In Amerika sind viele Skigebiete Investments. Wenn sie Geld haben, wird Geld investiert. Der Markt ist nicht konstant, sondern ein volatiles Auf und Ab. Es hängt zum Teil vom Winter ab, von der Menge des Schneefalls, von geplanten Projekten über Jahre hinweg, von Bewilligungen und Genehmigungen. Das heißt, Höhen und Tiefen über die Jahre sind normal. Deswegen ist weltweite, globale Tätigkeit wichtig; damit wir die Spannungen in Einzelmärkten abfedern können. Deshalb haben die 15-Prozent-Zölle wahrscheinlich keinen großen Impact auf unseren Umsatz in den USA.

    Wie werden diese 15 Prozent aufgeteilt, fließt alles in den Produktpreis oder gibt es einen Mittelweg?

    Zu verstehen ist natürlich, welche Alternativen es gibt. Was kann man in Amerika kaufen? Was muss man von hier hinschicken? Das schauen wir eh schon bei jedem Markt. Aber am Ende wird es natürlich etwas teurer für den Kunden in den USA.

     

    „Aber die Zölle sind nur ein Thema. Ein zweites Thema ist die Dollarkursschwächung von 10-15 Prozent.Den Markt wirbelt das auf, das ist natürlich nicht ideal.“

  • TechnoAlpin: Big Player in Sachen Beschneiungsanlagen Foto: nmr/SALTO
  • Inwieweit befürchten Sie den Verlust der Wettbewerbsfähigkeit im Vergleich zu US-Bewerbern, wenn die USA eigene Produkte mehr fördern will?

    Amerika pusht eher eigene Produkte. Das ist klar. Jedes Land schaut etwas lokal zu bleiben. Schauen wir in Südtirol auch. Der große Unterschied zwischen uns und unseren Mitbewerben in den USA ist, dass wir vollautomatische Anlagen produzieren. Die Mitbewerber sind nicht so weit, in dieser Hinsicht sind wir einige Schritte voraus. Kunden, die die händischen Anlagen wollen, bedienen sich eher noch an den lokalen Produkten. Der Qualitätsunterschied ist groß genug, dass der Kunde bereit ist, für unsere Produkte mehr zu zahlen.

    Wie steht es um Investments in den USA? Herrscht da etwas Zurückhaltung aufgrund der Unsicherheit oder bleibt man auf dem selben Level? 

    Für uns hat sich bei der USA-Strategie nichts geändert und wir haben auch keine großen Befürchtungen. Unser Markt ist ein Nischenmarkt, geht immer auf und ab, wir haben keinen konstanten Markt. Wir wollen gleich weitermachen und schauen, dass unser Geschäft vorangeht. Zu schauen ist, ob es bei 15 Prozent bleibt. In Stein gemeißelt ist da nichts. Wenn Ruhe einkehrt, wird es leichter, da können wir besser und der Kunde besser planen. Die Unsicherheit ist das größere Problem als der Zoll. Das verstehen die Kunden auch. Die Bestellungen fürs nächste Jahr starten Ende des Jahres, bis dahin kann sich viel ändern. Wir werden weitermachen wie gehabt. Einen fundierten Blick auf die Auswirkungen kann man sowieso erst mit der Zeit werfen.