„Ja, da kommt viel Material herunter“
Roland Graf ist guter Dinge. Obwohl er die Nacht nicht in seinem Haus verbracht hat. Auch sein Bruder und seine Eltern wurden in einer Gemeindestruktur in Moos untergebracht, „aber ich glaub eigentlich nicht, dass etwas auf unser Haus runterkommt", sagt der 47-Jährige gelassen. Die Evakuierung musste sein, sagt der Bürgermeister. Die Bewegungen im Felsen werden genau beobachtet.
Es ist frisch und kühl zur Zeit im Passeiertal, „hoffen wir, dass keine starken Regenfälle dazu kommen“, sagt Bürgermeister Wilhelm Klotz. 100.000 Kubikmeter Felsmaterial bewegen sich bei Rabenstein Richtung Tal, zwei Höfe, mit insgesamt 11 Personen mussten evakuiert werden. „Aber nur in der Nacht“, erzählt Graf, von der Hoch- und Tiefbaufirma Graf und Söhne. Neben dem Wohnhaus liegt die Firma und das Schotterwerk, „unsere Arbeit läuft ganz regulär. Die Arbeiter sind eh alle unterwegs und die Sekretärin arbeitet hier vor Ort.“
Dass der Felssturz kommt, darüber besteht für Graf kein Zweifel. „1.000 bis 1.500 Kubikmeter gehen jeden Tag ab. Das ist teilweise ganz schön laut. Vor zwei Jahren wurde zwar ein Damm errichtet, der ist vier Meter hoch. Aber wenn das runter kommt, dann hält der die Massen niemals ab. Runterkommen wird viel.“ Der Auslauf der Mure würde in das Feld der Familie Graf abgehen, „aber ich bin mir so gut wie sicher, dass unserem Haus nichts fehlen wird.“
Der 47-Jährige, der mit seinem Bruder und seinen Eltern im selben Haus lebt, ist gelassen. Doch allen in der Familie geht es nicht gleich: „Meine Eltern machen sich schon große Sorgen, kommen tut etwas. Das ist sicher.“ So sieht es auch der Landesgeologe Konrad Messner. Die brüchige Felswand auf einer Höhe zwischen 1500 und 1640 Metern sei seit März in Bewegung, so Bürgemeister Wilhelm Klotz. „Wann es los geht ist natürlich unklar, aber wir mussten die Leute einfach evakuieren. Die Bewegung war zu stark.“
Die Vorsichtsmaßname versteht Roland Graf, sein Mittagsschläfchen hält er aber nach wie vor in den eigenen vier Wänden und wartet darauf, was die nächsten Tage bringen. „Ich schlafe gut hier, nein, ich mach mir keine Sorgen. Es wird schon alles gut gehen.“