Gefährlicher Müll vor der Haustür? Xela beschlagnahmt
Für Rosa Terzer ist der heutige Montag ein Freudentag. Denn nach der Beschlagnahmung des Müllverarbeitungsbetriebs Xela heißt es für die Anrainerin erst einmal aufatmen. Im wahrsten Sinne des Wortes. 450 Meter wohnt die Kurtatscherin von der privaten Müllverarbeitungsanlage entfernt. Die bescherte ihrer Familie und anderen Anrainern in den vergangenen zwei Jahren nicht nur drei Brände, sondern auch regelmäßige Geruchsbelästigungen. Ein Geruch, der schwer zu beschreiben ist, sagt Terzer: „Manchmal war er süßlich, dann wieder ganz undefinierbar. Meine Tochter und auch viele Bauern der Umgebung haben jedes Mal Kopfweh bekommen, wenn er aufgetreten ist“.
Nun scheinen zahlreiche Petitionen und Hilferufe der Anrainer sowie Aussprachen und Anfragen der Gemeinde zumindest vorübergehend Früchte getragen zu haben. Nach einjährigen Ermittlungen führte die Carabinieri-Sondereinheit NOE (Nucleo operativo ecologico) aus Trient zusammen mit den Carabinieri eine Beschlagnahmung durch. Laut dem Onlineportal des Alto Adige lautet der Vorwurf auf illegale Behandlung von gefährlichem Müll.
Inwiefern dieser tatsächlich gesundheitsschädigend war, ist für den Kurtatscher Bürgermeister Martin Fischer noch völlig offen. „Als gefährlich werden fast alle Industrieabfälle eingestuft“, sagt er. Die wesentliche Frage, die auch die Gemeinde mittlerweile seit Jahren beschäftigte, laute vor allem, ob und inwiefern das Unternehmen berechtigt sei, bestimmte Abfälle zu vermengen. Genau damit macht das Unternehmen von Patrick Santini jedoch einen wichtigen Teil seines Geschäfts. Da es in Italien keine Entsorgungsanlagen für Industrieabfälle gibt, müssen diese ins Ausland exportiert werden. Die Xela in Kurtatsch stellt dabei einen Zwischenstopp dar, wo die Abfälle nicht nur gelagert, sondern teilweise auch vermengt werden, um so besser weiterverkauft werden zu können. „Wir haben jedoch in der Vergangenheit immer wieder den Eindruck gehabt, dass dies auf sehr sorglose Art geschieht und der zur Verfügung stehende Grund zu eng ist für eine solche Aktivität ist“, meint Bürgermeister Fischer.
So hätten die seit dem ersten Brand 2011 laufenden Ermittlungen mittlerweile auch klar ergeben, dass die Brände auf dem Xela-Areal durch chemische Reaktionen zwischen dort gelagerten Abfällen entstanden seien. Diesbezüglich läuft derzeit noch ein Verfahren gegen Betriebsinhaber Santini; einer seiner Mitarbeiter hat bereits einen Vergleich geschlossen. Neben mehreren Verwaltungsverfahren wurde mit der heutigen Beschlagnahmung nun also eine weitere rechtliche Schiene eröffnet. Wohin sie führt, ist noch abzuwarten. Rosa Terzer macht aus ihrem Wunsch in jedem Fall keinen Hehl: „Hoffen wir, dass die Xela nun für immer geschlossen bleibt.“