Christian Thuile: „Mit Doping habe ich nichts am Hut“
Eintragung ins Ermittlungsregister wegen Verdachts auf Begünstigung im Doping-Fall Alex Schwarzer: Diese Hiobsbotschaft erschütterte am Mittwoch nicht nur den bekannten Arzt Christian Thuile. Bereits um 7 Uhr morgens wurde der Primar der Meraner Abteilung für Komplementärmedizin von Beamten der Carbinieri-Sondereinheit ROS und NAS überrascht, die mit einem Durchsuchungsbefehl in seiner Wohnung in Lana auftauchten. „Ich bin aus allen Wolken gefallen“, kommentiert der Alternativmediziner die Aktion in der Südtiroler Tageszeitung.
Im Zentrum der Ermittlungen? Eine Mail mit scheinbar harmlosem Inhalt, die auf dem beschlagnahmten Laptop Alex Schwarzers gefunden worden war. „Ich habe das Zelt nun gekauft, bei E-Bay“, schrieb der Geher an den Arzt und bezog sich dabei auf ein hierzulande als Doping-Mittel eingestuftes Hypoxie-Zelt. Die auch zum Training für Aufenthalte in dünner Höhenluft eingesetzten Sauerstoffzelte führen zur schnellen Anreicherung des Blutes durch rote Blutkörperchen. Während die Anwendung der Zelte in vielen anderen Staaten zulässig ist, fällt sie in Italien unter die Bestimmungen des Doping-Gesetzes. Die verhängnisvolle Mail war aber bei weitem nicht die einzige, die auf Schwarzers Computer an den Mediziner gefunden wurde und nun mit Daten von Thuiles Computer abgeglichen werden. Den Erhebungen zufolge standen der Arzt und der Sportler in den Jahren vor Schwarzers Dopinggeständnis im Juli 2012 in regelmäßigem E-Mail-Kontakt. Darüber hinaus habe Thuile Schwarzer bereits seit 2006 immer wieder betreut – unter anderem mit Blut- und Urintests.
Auch nachdem im Ermittlungsverfahren gegen Alex Schwarzer mittlerweile widerlegt wurde, dass der Geher aus Kalch erst vor der Olympiade in London im Jahr 2012 auf Dopingmittel zurückgegriffen hat, schient der Kontakt mit Christian Thuile dem Staatsanwalt nun einer Überprüfung wert. So begründete zumindest Oberstaatsanwaltschaft Guido Rispoli die Ermittlungen. „Die bisher gesammelten Hinweise“ hätten die Staatsanwaltschaft zur genaueren Untersuchung der Beziehung von Schwarzer zu Thuile gezwungen, erklärte er. Der Primar der Komplementärmedizin selbst ist überzeugt, alles klären zu können. Schwarzer sei ein Patient wie jeder andere gewesen, erklärt der den Dolomiten in einem Interview. Die Blutproben, die er in den Jahren 2008 und 2010 bei Schwarzer entnommen habe, hätten nie einen Hinweis auf Doping ergeben. Vom Zelt wiederum sei ihm nichts bekannt gewesen; er habe Schwarzer damals geraten, lieber die Natur für sein Training zu nutzen. Denn, so der bekannte Mediziner: „Ich arbeite mit Naturheilkunde, mit Doping habe ich nichts am Hut.“