Mario Draghi
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Politica | Regierung Draghi

Neues Kabinett mit zu wenig Frauen

Draghi präsentiert seine Regierungsmannschaft
In den römischen Chigi-Palast zieht ein neuer Stil ein. Davon konnten sich am Freitagabend Millionen Italiener überzeugen, die am Fernsehschirm die Vorstellung der neuen Regierung durch Premier Mario Draghi erfolgten: nüchtern, schlicht, schnörkellos, kein Wort zuviel. Ein trockenes Buona sera mit Ankündigung der Namen. Fragen der Journalisten waren nicht zugelassen. Dem neuen Kabinett gehören acht Frauen und 15 Männer an - ein nicht gerade ausgewogenes Verhältnis. Alle Schlüsselressorts gehen an parteilose Experten. Galionsfigur ist ein Banker wie Draghi: Daniele Franco, Generaldirektor der Notenbank, übernimmt die Ressorts Wirtschaft und Finanzen. Er soll darüber wachen, wohin die 209 Milliarden Euro aus den EU-Recovery-Mitteln fliessen. Dieses Streitthema hatte zum Scheitern der bisherigen Regierung geführt. Das auf Drängen der Fünf Sterne neu geschaffene Ministerium für den ökologischen  Umbau geht an den parteilosen Physiker Robero Cingolani. Im Aussenministerium bleibt Luigi di Maio, das Innenministerium betreut weiterhin die Parteilose Luciana Lamorgese. Gesundheitsminister Roberto Speranza wurde ebenso bestätigt, um einen Amtswechsel während der Pandemie zu vermeiden.
Das Erfolgsgeheimnis dieser Regierung: alle wesentlichen Schlüsselressorts  sind in den Händern parteiloser  Experten. Das soll den gewohnten Parteienstreit ausschalten.
Eine politisch wichtige Änderung bringt das  neu geschaffene Ressort für wirtschaftliche Entwicklung: es  geht an den Vize-Chef der Lega und Bocconi-Absolventen, Giancarlo Giorgetti - jenen Mann, der Salvinis Partei im EU-Parlament  aus dem rechten Lager in die Fraktion  der Volksparteien führen will.  Salvini wird ihr nicht angehören. Am Dienstag wird Draghi sein Programm im Parlament vorstellen.
Der ehemalige Vodafone-Chef Roberto Colao übernimmt das ministero per innovazione tecnologica e transizione, neue Regionenmininsterin wird überraschend die Berlusconi-Vertraute Mariastella Gelmini. Der ehemalige Rektor der Universität Ferrara, Patrizio Bianchi, erhält das Unterrichtsministerium der vielkritisierten Vorgängerin Lucia Azzolina.  Der grosse Vorteil dieser Regierung ist ihre breite politische Unterstützung in den Parteien, die sich beim Vetrauensvotum zeigen wird. Um ein Kabinett mit ähnlich breiter Mehrheit zu finden, muss man bis in die Ära Andreotti zurückblättern. Diese politische Lösung trägt die Handschrift des Staatspräsidenten. Die einzigen Gegenstimmen werden aus Melonis Rechtspartei Fratelli d´Italia erwartet.  Die Vereidigung durch den Staatschef wurde bereits vorgenommen. 
La Stampa: "Un perfetto compromesso tra vecchio e nuovo, tecnici e politici, uomini e donne, novità e grandi  ritorni, prifili alti e meno alti."
Der scheidende Premier Giuseppe Conte hat seinem Nachfolger bereits die Amtsräume im Chigi-Palast übergeben. Zu seiner beruflichen Zukunft wollte er sich nicht äussern.