Sport | Sportklettern

Sportklettern: Fieser Sport mit Spaß

Ein stetes Messen mit sich selbst und seinen Grenzen und der Wand, ein dauerhaftes Überschreiten eigener Limits: Das ist Klettern.
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Nadia Insam bei ihrem Einsatz beim Italien-Cup in Genua Anfang März
Foto: Piero Balestrini/AVS
  • Es gibt keine offiziellen Daten zur Anzahl von Sportkletterern in Südtirol. Allerdings sind die 40 Kletter- und Boulderhallen der AVS-Sektionen und Ortsstellen im Land stets gut besucht, die über 100 Klettergärten bei Einheimischen und Touristen beliebt und Kletterkurse meist ausgebucht. Was aber macht den Reiz des Sportkletterns in der Kletterhalle – das im Unterschied zum Klettergarten (im Freien an Felswänden) an künstlichen Wandstrukturen mit Plastikgriffen ausgeübt wird - aus? „Sportklettern ist ein fieser Sport, man ist immer am Limit unterwegs, zu 90 Prozent bekommt man auf den Deckel, zu 10 Prozent hat man ein Erfolgserlebnis. Aber das ist dann unglaublich intensiv“, fasst es Daniel Springeth, Ausschussmitglied des Referats Sportklettern im AVS und einer der wenigen Berufs-Klettertrainer im Land, zusammen. Klettern ist aber nicht nur körperlich eine Herausforderung, sondern vor allem eine mentale: Man muss sich mit der eigenen Angst auseinandersetzen – der Angst, abzustürzen, der Angst, es nicht bis ganz nach oben zu schaffen. Und man muss sich immer wieder überwinden, den nächsten Griff zu bewältigen – ohne zu wissen, ob man ihn wirklich schafft. 

  • Die Besten klettern im Landeskader

    Der Alpenverein hat über 10 Sektionen, die auch im Wettkampfbereich aktiv sind und Athleten von 6-20 Jahren betreuen. Im Wetkampfklettern gibt es die drei Disziplinen Bouldern, Lead- und Speedklettern. Die jüngste Wettkampfkategorie ist die U11, also Kinder ab etwa 9 Jahren. Der Alpenverein betreut die Athleten bis zum Niveau Leistungssport durch die eigene Wettkampfserie „Juniorcup“ welche gemeinsam mit den Vereinen aus dem Trentino veranstaltet werden. Zusätzlich werden die Besten noch durch eigene Trainingsmöglichkeiten im Landeskader gefördert. Sobald Athleten den Spitzensport erreichen findet die Förderung vorwiegend über die Nationalmannschaft statt; die besten treten dann in der Regel in die Mannschaft eines Militär- oder Polizeikorps ein und treten bei internationalen Wettkämpfen an. Aktuell gehört eine Handvoll Südtiroler Athleten zur italienischen Jugend-Nationalmannschaft (U17), Michael Piccolruaz beispielsweise war AVS-Athlet, derzeit tritt er mit dem Abzeichen der Finanzpolizei (Fiamme Oro) bei Wettkämpfen an (zuletzt am 21./22. Februar beim Italiencup in Mezzana). 

  • Die Disziplinen

    Bei Wettbewerben wird grundsätzlich in drei Disziplinen unterschieden, Speed, Lead und Bouldern.

    „Das Speedklettern ist eine eigene Szene. Weltweit ist die Route genormt, es ist immer und überall dieselbe Route, dieselbe Neigung, dieselbe Wand, dieselbe Art der Sicherung, die gleichen genormten Griffe und Abstände. Es geht einfach nur darum, statt horizontal zu sprinten, vertikal eine Wand so schnell wie möglich hinaufzuklettern“, sagt Daniel Springeth. Vor allem im Kindesalter lässt Springeth die Athleten alle Disziplinen trainieren. „Ich denke, dass es athletisch wichtig ist, weil das Speedklettern die Bewegungsqualität heben kann; es ist auch wichtig für die Reaktionsfähigkeit, für das Ryhthmusgefühl und die Koordination in der Wand“, sagt Daniel Springeth.

    Im Breitensport und auch im Leistungssport sind die zwei wichtigsten Disziplinen das Seilklettern (Lead) und das Bouldern. Bei Lead wird seilgesichert eine Wand hinaufgeklettert, beim Bouldern hingegen wird ohne Seil, jedoch mit dicken Matten am Boden auf Absprunghöhe geklettert. Bei beiden geht es anders als bei Speedklettern

    Ebenfalls seilgesichert eine Wand hoch geht es beim Leadklettern während beim Boulder ohne Sicherung und mit dicken Matten am Boden geklettert wird. Bei beiden geht es aber nicht um Geschwindigkeit, sondern um das Ankommen am höchsten Punkt, nachdem man die von den Routenbauern gestellten Aufgaben geschafft hat. „Bei Wettkämpfen haben die Routenbauer die Aufgabe, beim Lead und beim Boulder den Kletterern Routen vorzugeben, die sich im Verlauf nach oben hin im Schwierigkeitsgrad steigern. Nur die Besten sollen das Ziel erreichen. Dabei sind die Schwierigkeiten Sprünge, Überhänge, Platten oder Fingerlastigkeit. Im Durchschnitt hat ein Boulder 6 Züge, es können aber auch mehr oder weniger sein. Bei Lead hingegen gilt es Routen mit 40 und mehr Zügen zu klettern, hierbei gilt es vor allem auch eine gute Kraftausdauer zu besitzen “, erklärt Daniel Springeth. Die Wettbewerbe bestehen normalerweise immer aus einer Qualifikationsrunde, gefolgt vom Semifinale und anschließend dem Finale in welchem sich die Besten messen.

    Bei Wettkämpfen erleben die Athleten und Trainer auch den Unterschied zwischen guten und weniger guten Routenbauern. „Gute Routenbauer schaffen es, die Griffe so zu schrauben, dass sie im unteren Bereich für viele und nach oben hin für immer weniger Athleten zu schaffen sind. Es geht oft um wenige Millimeter Verwinkelung“, sagt Daniel Springeth. 

  • Klettern ist etwas für Alle: Das ist das Motto der Gruppen "inklusives Klettern", im Bild eine der Meraner Gruppe mit Trainerin Claudia Larcher (ganz rechts). Foto: Verena Kirchmaier/AVS
  • Fokus auf Breitensport

    Aktuell erlebt das Sportklettern einen Boom, vor allem im Kinder- und Jugendbereich. „Unser Ziel ist es, dem Breitensport viel Raum zu geben. Aus diesem Grund gibt es mehrere Teamwettbewerbe vor allem im Boulder, an denen alle teilnehmen können. Die Einzelwettkämpfe möchten wir verstärkt für die Talente ausrichten, auch um die Wettkampfdauer etwas zu straffen“, sagt Daniel Springeth.