Economia | Flughafen

HGV-Mitglied zweiter Wahl?

Auch in den Verbänden wird das Thema Flughafen immer mehr zum Zankapfel. Das jüngste Beispiel lässt sich auf Facebook nachverfolgen.

180 „Gefällt mir“-Angaben, 96 geteilte Inhalte und 28 Kommentare: Keine schlechte Response für ein Post eines HGV-Mitglieds an seinen Verband. Genauer gesagt: Für die Meinung von Petra Pircher, Wirtin des Leiferer Hotels Grüner Baum, zur Haltung des Hoteliers- und Gastwirteverbandes in Sachen Flughafen-Referendum. „Ich bin als HGV-Mitglied extrem von Eurer Handhabe und Haltung enttäuscht“, beginnt das Post, das die Hotelierin vor zwei Tagen auf die HGV-Facebookseite stellte. Darin kritisiert sie ein „undemokratisches Prozedere“ des Verbandes in der Flughafenfrage.

Jeder zahlt seinen Mitgliedsbeitrag und dieser wird im Falle Flugplatz einfach missbraucht ... zum Schaden des eigenen Betriebes ... das kann es wirklich nicht sein! Herr Pinzger tritt in der Öffentlichkeit auf und meint sein Credo allen Mitgliedern aufdrücken zu müssen / können. Die, die nicht seiner Meinung sind, sind in seinen Augen anscheinend einfach ein paar, auf die es nicht ankommt. Das ist dem absolut nicht so und ich wehre mich vehement gegen dieses undemokratische Prozedere! Eine Mitgliederbefragung wäre auf jeden Fall angemessen gewesen ... man kann nicht einfach für ALLE sprechen ohne zu fragen und das im absoluten Wissen, dass das gesamte Unterland und Überetsch nur Schaden vom Ausbau des Flugplatzes davontragen würde.

„Bei uns hört man die Kritik immer nur hinten rum. Doch ich habe die Schnauze voll, dass keiner die Courage hat, offen seine Meinung zu äußern“, erklärt die Gastwirtin ihren Vorstoß auf Nachfrage von salto.bz. Als eine der Ursachen dafür sieht sie auch ein Monopol des HGV im Gastgewerbe. „Wir werden eben alle vom gleichen Verband vertreten“, sagt sie. „Doch wie leben immer noch in einer Demokratie, und da muss man auch seine Meinung sagen können.“

Zumindest von der Mehrheit der Kommentatoren bekam die Wirtin dafür auf der sozialen Plattform Applaus. Neben zahlreichen Bravos für Zivilcourage und hinaufgestreckten Daumen gibt es auch inhaltliche Zustimmung. „Der HGV dürfte sich eigentlich zu so einem brisanten Thema überhaupt nicht äußern“, schreibt einer der Kommentatoren. „Im schlimmsten Falle seinen Mitgliedern bei Fragen über das Vorhaben sachlich und neutral zur Seite stehen. Der HGV betreibt stattdessen mit falschen Zahlen Werbung. Negative Aspekte scheint es keine zu geben.“ In eine ähnliche Kerbe schlagen die Betreiber von einem Bio-Hotel in Auer: „Wir finden auch, dass der HGV da vorher hätte können seine Mitglieder befragen, bevor so etwas hinausposaunt wird. Über andere Themen verschickt er ja sonst so gerne Umfragen.“

Etwas derber wird es beispielsweise in diesem Beitrag.

Doch auch HGV-Obmann Manfred Pinzger antwortet Pircher in einer ausführlichen Stellungnahme.  Darin versichert er den Mitgliedern nicht nur Respekt vor anderen Meinungen zu, sondern fordert auch Respekt für „demokratisch Entscheidungen innerhalb des Verbandes“ ein.

„Es gibt Entscheidungsfindungsprozesse im HGV, die wir überzeugt und seit Jahrzehnten getreu dem Mehrheitsprinzip mit den von den Mitgliedern gewählten Vertretern auf Orts- Gebiets-, Bezirks- bis hin zur Landesebene pflegen. So wie es ein repräsentativ-demokratisches System eben vorsieht. Ähnlich funktionieren die Entscheidungsfindungsprozesse auch in Vereinen wie beispielsweise dem Alpenverein Südtirol (AVS) oder dem Südtiroler Bauernbund (SBB). Unseres Wissens nach haben die zitierten beiden Vereine keine Mitgliederbefragung oder Urabstimmung zum aktuellen Thema Flughafen abgehalten.“

Nicht von ungefähr hat auch der Bauernbund aus dem Süden des Landes heftige Kritik wegen seiner neutralen Haltung beim Referendum einstecken müssen, könnte man hier ergänzen. Warum sollten die Wirtschaftsverbände schließlich vom immer erbarmungsloseren Kampf zwischen den beiden Lagern verschont werden? „Natürlich sind Gastwirte, die weit weg vom Geschehen sind und nur die positiven Aspekte des Flughafen zu spüren bekommen würden, eher für einen Flughafenausbau“, räumt auch Pircher ein. Deshalb wolle sie aber nicht als Mitglied zweiter Wahl behandelt werden. Als Denkanstoß gibt sie ihrem Verband in der öffentlichen Korrespondenz noch die jüngste Entscheidung des Tourismusvereins Leifers/Branzoll/Pfatten mit. Dieser habe eine Abstimmung unter seinen Mitgliedern durchgeführt, um sich auf deren Basis gegen den Ausbau des Flugplatzes auszusprechen. „Wäre vielleicht eine Überlegung wert, ob der HGV mit seinen Mitgliedern auch so demokratisch umgehen sollte“, so Petra Pircher.