Mehr Politikerinnen für Südtirol
-
Nach den Wahlen 2020 zeigte sich folgendes Bild in Südtirols Gemeindestuben: 11 Prozent aller Bürgermeistersessel wurden von Frauen besetzt, in den Gemeinderäten waren 26 Prozent der Mitglieder Frauen. Zwei Drittel der Südtiroler Gemeinden werden von einem männlichen Duo (also Bürgermeister und Vizebürgermeister) geleitet, nur zwei – nämlich Laas und Branzoll – von einem weiblichen Führungsduo.
„Frauen müssen ihre Kompetenz erst unter Beweis stellen – Männer nicht!“
Was braucht es, damit Frauen kandidieren und in der Folge auch gewählt werden? Diese Frage stellte sich auch die Präsidentin des Landesbeirates für Chancengleichheit für Frauen, Ulrike Oberhammer, bei der Pressekonferenz zur Vorstellung des neuen Lehrganges für Frauen.
Das Angebot baut auf das Ergebnis einer Befragung von Eurac Research zu Frauen in der Gemeindepolitik. Eurac-Forscherin Sara Boscolo, hat bei der Befragung mitgearbeitet und betont, dass sich weibliche Leadership positiv auf die Qualität der Politik als Ganzes auswirke. Gerade deshalb sei es ratsam, auch in der Politik den Frauenanteil zu steigern. Der Lehrgang trage dazu bei, ebenso wie die seit 2022 wirksame Gesetzesänderung, wonach ein Drittel aller Kandidatinnen und Kandidaten Frauen sein müssen.
-
„Frauen haben den Lehrgang nicht notwendiger als Männer, aber es braucht ihn zur Vernetzung, zum Austausch und zur Wissenserweiterung“, so die Präsidentin des Beirates, Oberhammer. Beiratsvizepräsidentin Nadia Mazzardis erklärt, dass es nach wie vor ein patriarchales Muster in unserem Wählverhalten gebe: „Frauen müssen ihre Kompetenz erst unter Beweis stellen – Männer nicht!“
„Denn gemeinsam getroffene Entscheidungen, sind bessere Entscheidungen.“
Der Lehrgang solle dazu beitragen, den Frauen das Gefühl der Unzulänglichkeit zu nehmen und sich selbst Zeit für qualitätsvolle Beziehungen zu gönnen, während Pflege- und Betreuungsarbeiten mit den Männern der Familie geteilt werden könnten. Auch der für Chancengleichheit zuständige Landesrat, Landeshauptmann Arno Kompatscher, ermutigte dazu, am Lehrgang teilzunehmen, nicht weil Frauen mehr Wissen bräuchten, um zu kandidieren, sondern weil es nach wie vor ungleiche Startbedingungen für die Geschlechter gebe.
„Der Lehrgang ermöglicht Netzwerkarbeit und hilft konkret dabei, dass wir als Gesellschaft weiterkommen. Denn gemeinsam getroffene Entscheidungen, sind bessere Entscheidungen“, sagt Kompatscher. Ebenso Gemeindenverbandspräsident Andreas Schatzer betont: „Der Lehrgang sollte vor allem dazu ermutigen, sich in die Gemeinde, in die Politik einzubringen.“ Beiratspräsidentin Ulrike Oberhammer ruft alle Interessierten dazu auf, sich anzumelden. Geplant sei, den Lehrgang periodisch zu wiederholen, „um einen breiten Pool an Kandidatinnen aufzubauen, die sich motiviert und unterstützend auf einen Wahlkampf einlassen“.
-
Das Angebot
Der Basislehrgang für Frauen in der Gemeindepolitik ist darauf ausgerichtet, potentielle Kandidatinnen zu bestärken, sie auf den Wahlkampf vorzubereiten und miteinander zu vernetzen. Das Projekt haben der Landesbeirat für Chancengleichheit für Frauen, das Frauenbüro und Eurac Research entwickelt, der Lehrgang startet am 8. November, Anmeldungen sind ab sofort und bis zum 31. Oktober online auf dem Landeswebportal im Bereich Chancengleichheit möglich.
Um möglichst vielen die Teilnahme daran zu ermöglichen, wurde der Lehrgang vor allem mit Online-Modulen organisiert. Der Auftakt und der Abschluss sind als Präsenztreffen eingeplant, um Sichtbarkeit zu ermöglichen und die Motivation der anwesenden Frauen einzufangen. Nach den Gemeindewahlen im Mai 2025 soll dann ein Aufbaulehrgang für die gewählten Gemeindepolitikerinnen folgen, bei dem Fachwissen zu diversen Bereichen vermittelt wird.
Infos und Anmeldung hier
Articoli correlati
Society | kalašnikov&valerianaWenn Frau will, steht alles still!
Society | Interview„Frauen dürfen die Kirche putzen“
Society | Violenza di genereUn intervento di Codice rosso al giorno
„Frauen müssen ihre…
„Frauen müssen ihre Kompetenz erst unter Beweis stellen – Männer nicht!“
Ob es so einfach ist? Ich bin ein Mann und muss täglich meine Kompetenz unter Beweis stellen - beruflich wie privat. Und weil ich ein Familienmensch bin und drei Kinder habe, konnte ich auch noch kein politisches Engagement beginnen. Betrifft also beide, sorry alle Geschlechter.