Ambiente | Jahresende

Mehr als heiße Luft

In Meran gibt es statt einem Feuerwerk heuer Luftballons an Silvester – aus Umweltschutzgründen. Eine tatsächlich umweltfreundliche Alternative?
LED-Ballons
Foto: Twitter

Das Ende des Jahres rückt unaufhaltsam näher. Und damit für viele die Überlegung, was tun an Silvester? Auch in Meran hat man sich diese Frage gestellt, zumal die Posse des vergangenen Jahres um die Silvesterfeier in der Kurstadt noch gut in Erinnerung ist. “Die Stadt Meran verzichtet zum heurigen Jahreswechsel aus Umweltschutzgründen auf ein Feuerwerk”, hatte Bürgermeister Paul Rösch Anfang Dezember 2015 mitgeteilt. Und sich damit den Ärger der Tourismustreibenden zugezogen. Am Ende gab es einen Kompromiss: Das Feuerwerk an Silvester 2015 sollte das letzte in der Kurstadt sein. Und in Zukunft durch eine “umweltschonende und dennoch attraktive Alternative” ersetzt werden, wie Ingrid Hofer, Präsidentin der Meraner Kurverwaltung, die Jahr für Jahr die Feierlichkeiten am Jahresende organisiert, versicherte. Diese scheint man nun gefunden zu haben. Es soll ein “mitreißendes Schauspiel unter freiem Himmel” werden, “das die Feiernden direkt mit einbezieht”, verspricht die Kurverwaltung. “Originell, stimmungsvoll und gleichzeitig umweltverträglicher” soll der 31. Dezember in Meran werden.

Leuchtende Verschmutzung?

Hauptattraktion des neu gestalteten Mitternachtsprogramms sind: Luftballons. Allerdings keine gewöhnlichen, sondern biologisch abbaubare. Ausgestattet mit LED-Leuchten, sollen tausende weiße Ballons um Punkt Mitternacht von den Feiernden im Stadtzentrum in die Lüfte steigen gelassen werden, den nächtlichen Himmel erleuchten und damit das Jahr 2017 einläuten. Der Vorschlag zu dieser Aktion kam im Sommer dieses Jahres aus der Gemeinde und wurde von der Kurverwaltung und der zuständigen Arbeitsgruppe, gutgeheißen. So weit so gut. Doch sind abertausende Luftballons tatsächlich eine umweltverträglichere Alternative zu einem Feuerwerk? In der Meraner Bevölkerung sind Zweifel daran aufgetaucht. Mit einem offenen Brief wandte sich eine besorgte Bürgerin vor wenigen Tagen an Kur- und Stadtverwaltung. Nachdem sie sich für den “mutigen und lobenswerten” Schritt, “auf das Feuer-Rauch-Krach-Werk” zu verzichten, bedankt hat, bringt sie ihre Skepsis ob der “Luftballonorgie” zum Ausdruck: “Ist man/frau hierzulande wirklich so blauäugig zu glauben, dass diese Aktion umweltfreundlich sei, weil die Luftballons angeblich ‘biologisch’ abbaubar seien? Abbaubar wodurch überhaupt?”, fragt sich die Bürgerin. Ihre Befürchtung: “Alle Luftballons kommen zu uns zurück, sie hängen dann ‘nachhaltig’ in Bäumen, Büschen, an Grashalmen und in Felsritzen….als nachhaltige Umweltverschmutzung!” Am Ende legt die Schreiberin einen Scheit nach: “Nie hätte ich geglaubt, dass Meran, die sich als Gartenstadt und Kurort präsentiert, in Sachen Umweltpolitik einen derartigen Frevel zulässt und diesen als originelle Idee propagiert!”

“Wenn es so wäre, wie die Dame geschrieben hat, würden wir uns ja in den eigenen Finger schneiden”, kontert Bürgermeister Rösch, von salto.bz mit dem Vorwurf konfrontiert. Für ihn steht außer Frage, dass die Luftballons als Alternative zum Feuerwerk um einiges umweltfreundlicher sind. Abgesehen von der Lärmbelastung für Mensch und Tier, die praktisch nicht existiert, würde vor allem die hohe Feinstaubbelastung, die ein Feuerwerk hervorruft sowie die giftigen Schwermetalle, die damit einhergehen, verhindert werden. “Mit den Luftballons lassen sich all diese Auswirkungen minimieren”, so Rösch, der auf die Kurverwaltung verweist, die das Silvester-Programm organisiert – “und nicht die Gemeinde”.

Mehr als heiße Luft

Auf Nachfrage bei den Zuständigen in der Kurverwaltung sind dann auch genauere Details zu den Luftballons in Erfahrung zu bringen. “Das Material, aus dem die Ballons sind, ist zu 100 Prozent aus Naturlatex, das aus Naturkautschuk, also einem organischen Material, besteht”, wird von mehreren Seiten beteuert. Sobald die Ballons eine gewisse Höhe erreicht haben, zerplatzen sie aufgrund des Drucks und schweben zu Boden. Dort angekommen, “zersetzen sie sich laut Hersteller in gleicher Zeit wie ein Eichenblatt”, informiert Karin Tscholl, die als extern Beauftragte der Kurverwaltung das gesamte Projekt betreut. Was aber passiert mit der LED-Batterie und der Schnur, die an den Luftballons angebracht ist? Immer laut Hersteller, beteuert man in Meran, werde eine Lithiumbatterie beziehungsweise eine Knopfzelle des Modells CR2032 verwendet, die einen Durchmesser von 20 Millimeter und eine Höhe von 1,6 Millimeter hat und keine giftigen Schwermetalle wie Quecksilber und Cadmium enthält, wie sie in vielen herkömmlichen Batterien zu finden sind. “Was die Schnur anbelangt, so haben wir gestern (12. Dezember, Anm. d. Red.) noch einmal bei dem Hersteller angefragt, weil diese Frage so noch nie aufgetaucht ist”, berichtet Tscholl.

Für die Lieferung, den beidseitigen Druck – “700 Jahre Meran” soll anlässlich des Jubiläums, das die Stadt 2017 begeht, auf den Ballons zu lesen sein –, das Aufpumpen und die Verteilung vor Ort ist das Unternehmen Creative Grandi Eventi zuständig. Kostenpunkt: rund 3 Euro pro Ballon. Einziges Risiko: Wenn es regnet, saugen die Poren im Naturlatex das Wasser auf – und die Ballonaktion fällt in dasselbe. Nichtsdestotrotz ist man in Meraner Stadt- und Kurverwaltung sicher: Die Luftballons sind eine würdige und sinnvolle Alternative zum Feuerwerk. “Daneben haben sie auch ein partizipatives Element, da alle Feiernden die Ballons gemeinsam und gleichzeitig steigen lassen”, freut sich Bürgermeister Rösch. “Neben den ökologischen, ökonomischen, kulturellen und unterhalterischen Ansprüchen kommt aber auch eine soziale Komponente hinzu”, will Karin Tscholl festgehalten wissen. Seit wenigen Monaten steht fest: Die Flüchtlinge, die in Meran untergebracht sind, sollen in die Silvesterfeier mit einbezogen werden, “in welcher Form konkret, entscheidet sich in den nächsten Wochen”, verrät Tscholl. Silvester in Meran soll also mehr werden als leuchtende Lufballons.

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Christoph Moar Mar, 12/13/2016 - 13:47

Dass ein ausgewachsenes Feuerwerk um Größenordnungen umweltschädlicher ist als Naturlatex mag ich ohne mit der Wimper zu zucken abkaufen - was mit Feuerwerk in den Himmel geschossen wird ist reine Chemie. Aber, dass die LED Leuchten und die Knopfzelle (Lithium?) biologisch abbaubar wären, huch...

Sicher, Quecksilber oder Cadmium wären schlimmer, aber ob ich die Dinger wirklich bis ins Grundwasser haben möchte, ich weiß nicht. Wobei, man sagt Lithium ja antidepressive Wirkungen nach. Vielleicht ist es an der Zeit für einen Feldversuch...

Mar, 12/13/2016 - 13:47 Collegamento permanente
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Markus S. Mar, 12/13/2016 - 22:20

Laut Gesetz müssen jegliche Batterien fachgerecht entsorgt werden (siehe Eu-Direktive 2006/66/CE.). Es ist schlicht illegal diese in der Natur zu entsorgen. Das Gesetz kennt keine "biologisch abbaubare" Batterien (und ich auch nicht).
Auch die Led-Lampen sind keineswegs biologisch abbaubar.

Kann es also sein, dass es illegal ist diese Ballons fliegen zu lassen?

Ach und diese Ausage "... zersetzen sie sich laut Hersteller in gleicher Zeit wie ein Eichenblatt” ist der blanke Hohn. Es ist nämlich belkannt, dass gerade Eichenblätter sich extrem schwer zersetzenl Laut www.garten.de: "Eichenlaub verrottet im Gegensatz zu Blättern von anderen Bäumen nur sehr langsam – es kann sogar mehrere Jahre dauern ..."

Mar, 12/13/2016 - 22:20 Collegamento permanente
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Markus S. Mar, 12/13/2016 - 22:51

“Das Material, aus dem die Ballons sind, ist zu 100 Prozent aus Naturlatex, das aus Naturkautschuk, also einem organischen Material, besteht”. Natur-Kautschuk ist sehr wohl ein Naturprodukt. Gummi wird aber durch Vulkanisation von Kautschuk gewonnen und ist somit KEIN Naturprodukt mehr. Auch Kunststoff wird aus Erdöl gewonnen, ist aber ebenso kein Naturprodukt, obwohl Erdöl sehr wohl in der Natur vorkommt.

Und zu den LEDs: diese gelten als Elektroschrott und müssen laut Gesetz ebenso gesondert entsorgt werden.

Mar, 12/13/2016 - 22:51 Collegamento permanente
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Meraner Soltner Mer, 12/14/2016 - 12:06

Gelten die Umweltgesetze für alle, d.h. für die Bürger UND die staatlichen Institutionen?
Dann kann ich ja davon ausgehen, daß ich in Zukunft meine Knopf-Batterien (Uhren, Fernbedienungen, usw.), LED-Lampen und Präservative (Naturkautschuk) auf der Kurpromenade entsorgen kann?

Wie umweltfreundlich ist eine Lithium-Knopfzelle Typ CR2032?
Auszug Quelle: https://www.amazon.de/gp/help/customer/display.html/ref=hp_left_v4_sib?…
"Batterien recyceln - Wenn Sie gebrauchte Batterien über öffentliche Sammelstellen entsorgen, tragen Sie dazu bei, unsere Umwelt und natürliche Ressourcen zu schützen. Batterien werden aus wichtigen Ressourcen und Chemikalien, wie z. B. Blei, Kadmium, Zink, Lithium und Quecksilber, hergestellt. Wenn Sie Batterien über den Hausmüll entsorgen, werden diese auf eine Mülldeponie gebracht. Dadurch gehen diese Ressourcen verloren und verschmutzen die Umwelt. Bitte entsorgen Sie daher gebrauchte Batterien getrennt von Ihrem Abfall, entweder über örtliche Sammelstellen oder Recycling-Programme.

Was passiert einem "normalen" Bürger, wenn er illegal Müll entsorgt? Eine saftige STRAFE!
Auszug Quelle: https://www.suedtirolnews.it/suedtirol-lokal/saftige-bussen-fuer-weggew…
https://www.stol.it/Artikel/Chronik-im-Ueberblick/Lokal/Raucher-aufgepa…
"...Wird jemand bei der illegalen Entsorgung einer Kippe erwischt, ist eine Strafe von 60 bis 300 Euro vorgesehen....
...Dasselbe gilt für diejenigen, die ein Papiertaschentuch, einen Kassabon oder einen Kaugummi achtlos auf die Straße werfen. In diesem Fall liegen Strafen zwischen 30 und 150 Euro. Im Normalfall werden 55 Euro fällig..."
Das macht dann, sofern z.B. ein VIERTEL der Bürger Merans einen Lufballon aufsteigen lassen, nach Adam Riese:
39.462 Einwohner : 4 = 9865,5 x € 100 Strafe (Durchschnittswert) = € 986.550 = eine Menge Geld, mit der man etwas Gscheides machen könnte!

Wer sammelt überhaupt nach der Sylvesternacht die "heruntergefallenen" Batterien, Lufballons und LED-Lampen auf?

Mer, 12/14/2016 - 12:06 Collegamento permanente
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kurt duschek Sab, 12/31/2016 - 17:37

Ausserdem muss das wahrscheinlich bei der Luftaufsicht Enac gemeldet werden! Der Einsatz einer Drohne muß gemeldet werden, vermutlich sind 10.000 Luftballone auch nicht ganz ohne Risiko.

Sab, 12/31/2016 - 17:37 Collegamento permanente