Politica | SVP-Frauenkür

Sabina Kasslatter Mur: "Den Schmutz gegen meine Familie will ich einfach nur vergessen"

Auf der SVP-Frauenversammlung trat Sabina Kasslatter-Mur auf die Bühne. Sprach von Schuld, Verletzungen, von Verantwortung und möchte die letzten Monate einfach nur "vergessen."

Als Buhfrau eignet sie sich gut. Eingestiegen in die Politik mit Drohungen,  ("Wissen Sie, was ich mir damals alles anhören durfte", erzählte die ehemalige Landesrätin im September 2013.  "Ich hab mir eine Mappe zugelegt, mit groß „Gift“ darauf geschrieben: 'Wos, de isch 30 Johr und hot zwoa Poppilen dohoam, wos will en de in do Politik?' - das haben die Leute gesagt.“), Kampf um den ans Kreuz genagelten Frosch, Abgang mit Ehre, dann der Rückschlag Ende Februar als die Rentenmillionen bekannt wurden.

Sabina Kasslatter-Mur führte die Spitze der Pensionsmillionäre an, "dass ich als erste, und ohne den Aufruf der Partei den Vorschuss zurückgezahlt habe", sehe niemand mehr. Dass von 17 ehemaligen und aktiven SVP-Mandataren nur sechs (Richard Theiner, Thomas Widmann, Florian Mussner, Martha Stocker, Sabina Kasslatter Mur) ihr Geld bislang zurückgezahlt haben, das soll gesagt sein. Doch blinde Wut auf alle PolitikerInnen, Vertrauensverlust aufgeheizt durch "die Gossensensationsgier vor allem im Internet" verhindert echte Sachlichkeit, befindet die ehemalige Kulturlandesrätin am Samstag, 12. April.

Die SVP will durch die Rückzahlung der Pensionsvorschüsse die Wogen glätten, heißt es auf Südtirol Heute, doch jeder Mandatar entscheidet selbst, ob er der Region sein Geld zurückgibt. Martha Stocker: "Ich hab es gleich am Anfang gemacht, das muss jedeR mit sich selber ausmachen, zurechtkommen mit dem eigenen Gewissen."

Alle gegen eine?
Auf der SVP-Landesversammlung der Frauen in Klausen trat sie heraus. Aus dem wochenlangen, medialen Schweigen und machte keinen Hehl aus den Verletzungen, aus den Wunden, die noch offen liegen. "Den Schmutz und die Gehässigkeit gegen meine Familie will ich einfach nur vergessen." Heimliches Getuschel, schiefe Blicke, offene Drohungen, von einer Episode erzählt man sich, wo im Gasthaus die Leute den Wirt aufgefordert hätten, Sabina Kasslatter Mur des Lokals zu verweisen. "Als Projektionsfläche hätte sie eben herhalten müssen", so wie halt schon öfter. Doch vor "ihren" Frauen stellt sie sich und die Politikerin aus Leidenschaft sagt: "Begonnen hat es mit unserem Fehlverhalten, mir tut es leid, dass jetzt ihr den Kopf dafür herhalten müsst, die Verantwortung dafür tragen wir aber alle."

Applaus für Ehrlichkeit
Mit ihrer Ehrlichkeit und Offenheit erntete Kasslatter-Mur Standing Ovations in einem proppenvollen Klausner Dürersaal. Die Frauen hatten den Rentenskandal nicht gescheut, anders als die SVP-Arbeitnehmer haben sie ihre Landesversammlung abgehalten. Und während die Kammerabgeordnete Renate Gebhard zur neuen SVP-Frauenchefin gekürt wurde, rief die gebürtige Brixnerin zum Frauenkampf auf: "Hängt Euch rein, gebt nicht zu früh auf", tönte Kasslatter-Mur von der Bühne.

Ja, habt einen langen Atem und zeigt euch, so wie die ehemalige Landesrätin. Denn Versteckenspielen könnte fast als Schuldeingeständnis, als Angst aufgefasst werden. Danke, sagen die Frauen, danke, sagt die Partei. Sabina Kasslatter Mur hat wieder einmal ein bisschen gerettet, was viele andere mitverschuldet haben.