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Soziales, Familie, Sanität: Wo überall zu stopfen ist

Nach dem Sanitätsbetrieb schlägt auch die Agentur für soziale und wirtschaftliche Entwicklung in Sachen Finanzierung Alarm: Präsident Karl Tragust sieht derzeit noch Löcher beim erhöhten Familiengeld sowie beim Pflegegeld.

Alarmsignal von einer der wichtigsten Stimmen in Südtirols Sozialwesen: Karl Tragust, langjähriger ehemaliger Abteilungsdirektor für Familie und Sozialwesen und Präsident der Agentur für soziale und wirtschaftliche Entwicklung sieht derzeit sowohl beim Landesfamiliengeld als auch beim Pflegegeld finanzielle Löcher. 14 der insgesamt 32 Millionen Euro, die nach der Verdoppelung des Familiengeldes auf 200 Euro ab 2014 gebraucht werden, sind noch ungedeckt, erklärte Tragust im Mittagsmagazin von RAI Südtirol. Zwar stehe das Versprechen von Landeshauptmann Arno Kompatscher; bei der Agentur, die für die Auszahlung der Gelder zuständig ist, wartet man allerdings noch auf die entsprechende schriftliche Zusicherung, dass der Mehrbedarf tatsächlich finanziert ist. Und war so schnell wie möglich, wie Präsident Tragust klarmachte: Denn die erste Auszahlungen des Familiengeldes stehen bereits an.

Etwas mehr Zeit haben Arno Kompatscher und die zuständige Landesrätin Martha Stocker das aktuelle Loch im Pflegefonds zu stopfen. Bis spätestens Herbst müssen dort noch 27 Millionen Euro aufgestellt werden, um den Bedarf zu decken, so Karl Tragust. Er zeigt sich zwar zuversichtlich, dass die Mittel trotz der Kürzungen von 3,5 Prozent, die im Haushalt 2014 im Bereich Soziales gemacht wurden, noch bereit gestellt werden. Vor allem für die kommenden Jahre sieht der Präsident der Agentur für soziale und wirtschaftliche Entwicklung jedoch ein zunehmendes Dilemma im Sozialsystem aufziehen: Dort stehen knappere Haushaltsmittel infolge  der Bevölkerungsentwicklung und der Krise am Arbeitsmarkt einem immer höheren Bedarf gegenüber. Ein Fakt, der am Montag erneut von Seiten der Caritas bestätigt wurde, die mittlerweile rund ein Viertel aller Südtiroler Familien als armutsgefährdet einstuft.

Sanitätsbetrieb: Überziehungsrahmen von 25 Millionen Euro

Hier zu kürzen, ohne wirklich weh zu tun, ist nur eine der großen Herausforderungen die Sozial- und Gesundheitslandesrätin Martha Stocker derzeit vor sich hat. Eine mindestens genauso große Baustelle stellt die Sanität dar. Dort hat das Assessorat Sanitätsdirektor Andreas Fabi nun ein Minus von 25 Millionen im Haushalt 2014 des Sanitätsbetriebes zugestanden, das in den kommenden drei Jahren abgebaut werden soll. Wie Fabi bereits auf salto.bz klarmachte, braucht es nun aber so rasch wie möglich tiefgreifendere politische Reformen, um mittelfristig nicht nur Löcher zu stopfen. Harte Zeiten und vor allem schwierige Ressorts also um eine für das moderne Südtirol neue Kunst zu erlernen: Tatsächlich mit weniger Mitteln auszukommen.