Michela Morandini: "Das Amt ist eine Herzensangelegenheit"
Frau Morandini, von der Vize-Direktorin der Stiftung Vital zur neuen Gleichstellungsrätin. Kommt der neue Job wie gerufen?
Michela Morandini: Zeitlich ist das jetzt blöd zusammengefallen, doch das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Ich habe mich für das Amt der Gleichstellungsrätin beworben, bevor die Veränderungen bei der Stiftung Vital bekannt wurden. Und zwar auf Basis einer ganz persönlichen und bewusst getroffenen Entscheidung für das Amt, das für mich eine Herzensangelegenheit ist.
Ob Beirat für Chancengleichheit, Landesrätin Martha Stocker oder SVP-Frauenbewegung: Alle freuen sich über die „besten Voraussetzungen“, die Sie für das Amt mitbringen. Was qualifiziert Sie für Ihren neuen Job?
Vielleicht primär, dass ich mich schon immer für Themen der Gleichberechtigung interessiert habe, egal ob es um Rasse, sexuelle Orientierung oder Geschlecht ging. Ich habe schon in meiner Jugend ehrenamtlich in diesen Bereich gearbeitet, von der Aids-Hilfe bis zur Arbeit mit Menschen mit Beeinträchtigungen. Später ging es mir vor allem darum zu verstehen, welche Mechanismen hinter solch einer Ungleichbehandlung stehen. Also, es gab da immer so ein Ungerechtigkeitsempfinden, das mir ein Antrieb war mich in diesem Bereich weiterzubilden.
Haben Sie die Mechanismen mittlerweile durchschaut?
Zum Teil zumindest. Vor allem im Bereich Frauenpolitik habe ich mich im Rahmen meines Studiums der Politikwissenschaften spezialisiert, unter anderem mit meiner Diplomarbeit über die Unterrepräsentation von Frauen in den italienischen Regierungen und Parlamenten. Vieles habe ich auch aus einem Lehrgang für Gender Mainstreaming mitgenommen. Da geht es um den Ansatz, beiden Geschlechtern gerecht zu werden – beziehungsweise um die Frage, welche Strukturen es in einer Gesellschaft braucht, damit gleiche Bedingungen für beide Geschlechter bestehen. Das ist auch die Basis, von der aus ich mein neues Amt angehen werde.
Also Gleichstellung für beide Geschlechter, nicht nur für Frauen?
Natürlich geht es um beide Geschlechter und darum, zu verstehen, wo es zu Benachteiligungen kommt und welche sozialpolitischen Maßnahmen man dagegen ergreifen kann. Gerade auf dem Arbeitsmarkt betreffen die massiven Benachteiligungen, also jene mit großen Auswirkungen, aber großteils immer noch Frauen. Wenn man sich den gesamten Lebensbereich anschaut, gibt es auch Benachteiligungen, die subjektiv von Männern empfunden werden, wie zum Beispiel die Elternzeit.
Gibt es ein Thema, das Sie als Gleichstellungsrätin besonders in den Vordergrund rücken wollen?
Dazu kann und möchte ich jetzt noch nichts sagen, vor allem weil ich meine Arbeit in enger Absprache mit der Abteilung und dem Frauenbüro anlegen will. Was jetzt schon sicher ist: Ich werde stark im Netzwerk arbeiten. Also primär mit meinen AnsprecherpartnerInnen in der Politik, bei den Landesabteilungen und im Frauenbüro, aber auch mit Verbänden und Interessenvertretungen in allen Bereichen – vom Sozialen bis zur Wirtschaft.