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Die Not(durft) an der Talfer

Auf den Talferwiesen gibt es keine öffentlichen Toiletten. Warum? Über einen neuen alten Anlauf im Stadtviertel Gries-Quirein und die Reaktion der zuständigen Stadträtin.
Talferwiesen
Foto: Othmar Seehauser

Rudi Benedikter stinkt es. Sprichwörtlich. Und das nicht erst seit gestern. Doch nicht nur der Stadtviertelrat von Grüne/Projekt Bozen hat die Nase voll. Seit Jahren häufen sich die Beschwerden aus der Bevölkerung: “Das Talferufer ist verschissen”, brachte es Benedikter schon im Sommer 2016 ganz ungeniert auf den Punkt. Damals genehmigte der Stadtviertelrat Gries-Quirein einstimmig seinen Beschluss für die Einrichtung öffentlicher Toiletten auf den Talferwiesen. Dass der wichtigste Erholungsraum der Landeshauptstadt “immer mehr zur Latrine” – nicht nur für tierische, sondern mangels öffentlicher Toiletten auch für menschliche Bedürfnisse – werde, sei “eine hygienische Zumutung” und “einer zivilisierten Stadt unwürdig”, findet Benedikter.

 

Lauter Appell für stilles Örtchen

 

Knapp drei Jahre sind vergangen. Entlang der Talfer sucht man weiter vergebens nach öffentlichen Klos. Auch 2019 verrichtet so mancher seine Notdurft noch im Freien. Notgedrungen. Denn für die Besucher der Talferwiesen, für Eltern und Kinder, die die Spielplätze aufsuchen und nicht zuletzt für die Touristen gibt es auf der Grieser und auf der Bozner Seite der Talfer nach wie vor je ein einziges öffentliches Lokal bzw. eine Bar.
Getan hat sich also nichts. Daher versucht man es in Gries-Quirein ein zweites Mal. Am Montag hat der Stadtviertelrat auf Initiative von Rudi Beneditker die Forderung nach öffentlichen Toiletten an der Talfer erneut platziert – sie richtet sich auch bzw. vor allem an die eigene Stadträtin.

Als Umweltassessorin ist Marialaura Lorenzini die Causa bestens bekannt. Auf Nachfrage von salto.bz erklärt sie, weshalb entlang der Talfer bisher keine öffentlichen Toiletten eingerichtet wurden, welche Alternativen es gibt und was sie nach dem erneuten Beschluss aus dem Stadtviertelrat zu tun gedenkt.

 

Nur widerwillig aufs WC?

 

Zwischen 2001 und 2006 gab es ingesamt neun öffentliche Toilettenhäuschen in Bozen, die die SEAB im Auftrag der Gemeinde betrieb. Eines davon stand auch auf den Talferwiesen. 2007 jedoch wurden allesamt geschlossen und abgebaut. “Die Toiletten wurden großteils kaum benutzt. Einige waren zerstört oder verwahrlost”, erklärt Lorenzini. Die 200.000 Euro an Instandhaltungskosten wollte die Gemeinde damals nicht aufbringen.

Außerdem habe auch ein jüngerer Testversuch gezeigt, dass “unsere Bürger einen gewissen Widerwillen bei der Benützung dieser öffentlichen Toiletten an den Tag legen”, hielt Lorenzini 2017 in ihrer Antwort auf eine Anfrage im Gemeinderat fest. Von Juli 2015 bis Juni 2016 wurden in einer probeweise an der Rombrücke aufgestellten öffentlichen Toilette, für deren Verwendung 50 Cent zu zahlen waren, 796 Zugänge registriert. “Zieht man den täglichen Kontrollgang des zuständigen Personals ab, bleibt circa ein Zugang am Tag”, resümiert Lorenzini.

Angesichts des erneuten Lebenszeichen aus dem Stadtviertelrat Gries-Quirein signalisiert die Grüne Stadträtin Entgegenkommen: “Ich bin für einen weiteren Versuch, an der Talfer öffentliche Toiletten aufzustellen, mehr als offen und bereit, die Entscheidung von damals zu überdenken – ein entsprechender Beschluss müsste dann natürlich vom Stadtrat getroffen werden.”
Indes erinnert Lorenzini daran, dass die Toiletten der beiden Bars an der Talfer – jene am Kinderspielplatz im Petrarca-Park (Bar 2000 Pippo) und jene unweit des Skateparks (Bar St. Anton) – kostenlos, sprich ohne etwas zu konsumieren, benützt werden dürfen. Ebenso wie die der Bar Theiner am Beginn der Talferpromendade auf Bozner Seite.

Dessen ungeachtet steht für Rudi Benedikter fest: Die Bozner Stadtverwaltung muss auf den Talferwiesen “endlich das Minimum an hygienischen Strukturen einrichten, das einer zivilisierten Stadt gebührt”.

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Frei Erfunden Mer, 05/15/2019 - 10:08

Danke Herr Benedikter!
Bitte auch um Einbeziehung von Hundekot in die Petition,
es sollte doch endlich ein DNA Register zur Identifizierung von herrchenlosem Hundedreck erstellt werden, damit anfallende Reinigungsgebühren und Analysekosten an den Hundehalter adressiert werden können.

Mer, 05/15/2019 - 10:08 Collegamento permanente
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Salto User
Sepp.Bacher Mer, 05/15/2019 - 10:52

Ich habe mich auch schon immer gefragt, warum man das schöne Klohäuschen auf der ober Bozner Wassermauer nicht wieder in Stand setzt, Es böte sogar noch eine kleine Wohnmöglichkeit für den Betreuer. Denn wenn ich am Fluss entlang gehe, muss ich öfters. Auch das gehen fördert und beschleunigt den Stuhlgang!
Im Winter sind auch die beiden Barbetriebe eine Zeit lang geschlossen. Und im Sommer muss man Schlange stehen. Und die ganzen Jugenlichen, die sich spielend in der Nähe aufhalten, benutzen auch das Talferufer.

Mer, 05/15/2019 - 10:52 Collegamento permanente
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Papi llon Mer, 05/15/2019 - 11:14

Nehmt den Bürgermeister in die Pflicht, Er ist verantwortlich für die Hygiene auf seinem Gemeindegebiet. Wenn Benedikter Eier in der Hose hätte müsst Er als Rechtsanwalt Bescheid wissen.

Mer, 05/15/2019 - 11:14 Collegamento permanente