Cultura | Salto Afternoon

Der erste Tony Italiens

Stefano Massini ist der erste Italiener, der einen Tony Award gewinnt. Fünf von acht Nominierungen konnte sein Stück „The Lehman Trilogy“ für sich entscheiden.
Stefano Massini
Foto: Teatro Stabile di Bolzano
Das 2009 in Italien uraufgeführte, von Ben Power adaptierte und 2019 vom Britischen Regisseur Sam Mendes nach New York exportierte Stück konnte folgende Kategorien für sich entscheiden: „Best Play“, „Best Direction of a Play“ (Sam Mendes), „Best Performance by an Actor in a Leading Role in a Play“ (Simon Russell Beale), „Best Scenic Design of a Play“ (Es Devlin) und „Best Lighting Design of a Play“ (Jon Clark). Das Stück erzählt die Geschichte der Lehman Brothers, von der Einreise in die Staaten aus Deutschland und Firmengründung 1850, bis zum Scheitern im Jahr 2008 mit hinlänglich bekannten globalen Auswirkungen. Aktuell ist auch eine Tv-Serie unter der italienischen Produktionsfirma Fandango in Ausarbeitung. Anfangs zeigte sich der Preisträger sprachlos: „Ich finde, es gibt gewisse seltene Momente, in denen Worte ihre eigenen Grenzen zeigen. In diesem Moment könnte ich danke sagen, aber ich denke das „Danke“ mein Gefühl nicht zum Ausdruck bringt.“ und sprach dann, auch von der Erfahrung der unterbrochenen Spielzeit am Broadway. „Ich denke die Welt ohne Theater ist eine Welt ohne Leuchttürme. Theater ist für mich die einzige Impfung, das einzige Gegengift und der einzige Antikörper um Angst zu bekämpfen.“
 
 
Dann fand er, in einem zweiten Interview doch passende Worte: „…dass all das mit „Lehman“ passiert, ist wunderbar für mich. Es ist ein Text, der für mich sehr vieles verkörpert: Meine Geschichte, meine Idee von Theater und einen Ausritt durch 160 Jahre Geschichte und Wirtschaft.“, und weiters: „Es ist auch eine Bestätigung, dass sich das Theater mit großen Geschichten befassen kann, dass es sich nicht nur um kleine Geschichten kümmern muss. Auch große Geschichten haben das Recht, auf die Bühne zu kommen.“
Massini ist auch dem Teatro Stabile von Bozen verbunden: Zuletzt war aus seiner Feder „Eichmann. Dove inizia la notte“ zu sehen, sowie in der letztjährigen Saison von FUORI auf den Talferwiesen der Monolog „L'alfabeto delle emozioni“, der ihn in der Dreifach-Rolle Autor, Regisseur und Darsteller sah. Für die kommende Spielzeit kündigt das Stabile bereits „L’interpretazione dei sogni“, für Mitte Jänner 2023 im Stadttheater an. Das Werk, welches bereits  2017 als Roman bei Mondadori erschienen ist nimmt „Die Traumdeutung“ Freuds als Ausgangspunkt für eine Hintergrundstudie und Vertiefung. „Jeder von uns - auch ein Analphabet oder die am wenigsten kultivierte Person - trägt eine Schmiede von Geschichten in sich und sieht, wenn er am Abend die Augen schließt, eine Vorführung beginnen, wie in einem perfekten Theatersaal. In diesem Raum des Nicht-Bewusstseins ereignen sich wundervolle Geschichten.“, meinte Massini in einem Interview zum Buch. Der Januar hat somit bereits einen Termin zum vormerken.