Politica | Sprachgruppen

Die Angst vor den Anderen

Die Freiheitlichen machen einmal mehr mit der Forderung nach einer restriktiveren Einwanderungspolitik von sich reden.

Anlass für die Aussendung war die Bevölkerungsprognose für das Jahr 2030 des Landesstatistikamtes Südtirol. Lois Taibon interpretiert die Zahlen zur steigenden Einwanderung als Angriff auf die ladinische Sprachgruppe und das kulturelle Erbe der Ladiner.

Nur wenn wir bereits heute die politischen Rahmenbedingungen zum Schutz der sprachlichen Minderheit schaffen und die Einwanderung begrenzen, kann unser kulturelles Erbe an die nächsten Generationen weitergegeben werden.

Der Gadertaler Gemeinderat rechtfertigt seine Forderungen mit der Entwicklung der Zu und- Abwanderungsströme von und nach Südtirol. Derzeit beträgt die Anzahl der Netto-Einwanderungen aus Italien und dem Ausland rund 3.000 Menschen pro Jahr. Die dabei am stärksten vertretene Altersgruppe ist jene zwischen 25 und 40.

Ausgehend von der heutigen Situation wird der Anteil der Ladinischen Bevölkerung im Jahr 2030 auf 3,82 Prozent leicht absinken, was an sich schon eine Überlegung zum Gegensteuern wert ist.

Aber nicht der fallende Prozentsatz, sondern die Tatsache, dass in Zukunft etwa ein Fünftel der Südtiroler ausländische Wurzeln haben werden, ist besorgniserregend mit Blick auf die Ladinische Sprache und Kultur.

Die Argumentationsweise und Formulierungen, die in einer solchen Aussendung verwendet werden, stehen dabei ganz im Zeichen der Mutterpartei, der FPÖ in Österreich. Die Ängste der Bürger werden geschürt, vor einer Invasion der Andersartigen. Diese seien es, welche die Integration erschweren und eine Gefahr für die Kultur, in diesem Fall der Ladiner, darstellen.
 

Es kann davon ausgegangen werden, dass die Migranten den sprachlichen Inhalt der Mehrheit übernehmen werden und sich kaum mit der Ladinischen Sprachtradition auseinandersetzten werden.

Dass sich in Zeiten der Krisen, mit Emotionen wie Ängsten und Hass, Politik machen lässt, haben die Blauen schon länger verstanden. Doch die Kultur und Sprache der Ladiner, aber auch aller Südtiroler ist nicht durch die Anzahl an Menschen aus anderen Ländern gefährdet.

In einer globalisierten und modernen Welt ist eine demografische Mobilität zwischen verschiedenen Ländern zur Selbstverständlichkeit geworden. Diese Entwicklungen als einen Angriff auf Sprachgruppen und ihre Kultur zu interpretieren, geht aber zu weit. Viel mehr bietet der Austausch und die Begegnung zwischen Menschen verschiedenster Kulturen eine Möglichkeit sich seiner eigenen Traditionen wieder bewusst zu werden. Diese dann zu pflegen und hegen, kommt den Menschen zu. Sie jedoch als Anlass zu nehmen, Stimmung gegen Einwanderer zu machen, ist weder fair noch konstruktiv. Nicht restriktive Einwanderungspolitik ist die Lösung.

Dabei sollten die Freiheitlichen sich auch bewusst sein, dass ihre ständigen Forderungen zu einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung werden könnten. Denn wer Hass sät, der wird Gewalt ernten.