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Alpha Beta von A bis Z

Allerhand passiert bei der Sprachschule „Alpha Beta“: Ein Gespräch mit der neuen Präsidentin Ingeborg Mahlknecht zum Gründer Aldo Mazza und den Plänen für die Zukunft.
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Foto: alphabeta

Die Südtiroler Sprachschule „Alpha Beta piccadilly“ durfte in den letzten Wochen gleich mehrmals die Korken knallen lassen: Der Gründer der Organisation, Aldo Mazza, feierte am 2. April seinen 75. Geburtstag, Ende Mai löste dann Ingeborg Mahlknecht den langjährigen Präsidenten Ivo Klaus Carli ab und wurde zur neuen Präsidentin Alpha Betas. Im Interview spricht Mahlknecht über das Leben und die Leistungen Aldo Mazzas, den Wandel der Sprachschule in den letzten Jahrzehnten und ihre Pläne für die Zukunft als neue Präsidentin.

Ingeborg Mahlknecht klein
Ingeborg Mahlknecht, die neue Präsidentin der Sprachschule "Alpha Beta" (Foto: Ingeborg Mahlknecht)

Salto.bz: Vor 36 Jahren hat Aldo Mazza die Sprachschule Alpha Beta gegründet, wie ist es dazu gekommen?

Ingeborg Mahlknecht: Aldo ist im Alter von 22 Jahren von Salerno nach Südtirol gekommen und hat hier eine Familie gegründet. Studiert hat er Juristik und Linguistik. In Südtirol hat er begonnen, italienisch zu unterrichten. Das war zu einer Zeit, als die italienische und die deutsche Sprachgruppe noch stark getrennt war. Mit dieser Differenz hat sich Aldo beschäftigt, er hat es sich zur Aufgabe gemacht, diesen Spalt zu schließen. So hat er in Meran die Sprachschule Alpha Beta gegründet. Diese Sprachschule hat er ständig gefüttert mit neuen Ideen zur Didaktik und Methodik, parallel dazu hat er weiter gelehrt und Bücher geschrieben. Bis heute ist er diesbezüglich einer der wichtigsten Bezugspunkte Südtirols und ein Vorbild fürs Zusammenleben.

Was war das Besondere daran, sich mit diesen Themen zu beschäftigen?

Er war einer der ersten in Südtirol, der sich wirkliche Gedanken darüber gemacht hat, wie wir das Zusammenleben der zwei Kulturen verbessern können. Und das als Süditaliener zu einer Zeit, in der es Italiener in Südtirol noch nicht einfach hatten. Resultat aus seinen Überlegungen war eben die Sprachschule, damit einhergehend auch Angebote wie zum Beispiel Italienreisen für Südtiroler und Südtirol-Reisen für Italiener. Er hat immer versucht, die Sprachgruppen aneinander anzunähern. 

"Aldo hat es sich zur Aufgabe gemacht, beide Sprach- und Kulturgruppen einander vorzustellen und eine neue Gemeinschaft zu bilden" - Ingeborg Mahlknecht

Und vor Kurzem hat er seinen 75. Geburtstag gefeiert.

Ja, am 2. April ist Aldo 75 Jahre alt geworden, dafür wurde eine Festschrift mit dem Namen „Impegno miteinander“ publiziert mit Beiträgen von Universitätsprofessoren, Freunden, Mitarbeitern usw. Diese hat wieder aufgezeigt, wie viel Aldo in den letzten Jahrzehnten geleistet hat.

Welche Rolle hat Aldo Mazza heute noch für Alpha Beta und für Südtirol?

Er ist ein großer Denker und immer noch im Verwaltungsrat der Sprachschule. Seine Präsenz macht weiterhin einen Eindruck und einen Unterschied. Er ist und war aber auch ein guter Unternehmer: Die Sprachschule, die er gemeinsam mit meinem Vorgänger Ivo Klaus Carli aufgebaut hat, ist nicht ohne Grund bis heute noch erfolgreich. Ivo Klaus Carli hat ihn dabei immer finanziell begleitet und unterstützt.

Aldo Mazza
Der Gründer der Sprachschule Alpha Beta Aldo Mazza bei einem Gespräch mit salto.bz (Foto: salto.bz)

In den 36 Jahren von Alpha Beta ist vieles in Südtirol passiert, die Sprachschule ist aber weiterhin erfolgreich. Was ist das Erfolgsrezept?

Aldo Mazza selbst, würde ich sagen! Seine Methoden und Ideen haben auf die Sprachschule stark eingewirkt. Wer bei Alpha & Beta unterrichtet, muss nach gewissen Regeln unterrichten. Diese ausgeklügelten Methoden werden immer wieder neu angepasst und durch die praktische Anwendung, aber auch durch die Theorie abgesichert.

Was hat Aldo zusammenfassend Ihrer Meinung nach erreicht?

Er hat eine hochwertige professionelle Sprachschule mit internationalem Renommee gegründet, zeitweise hat er auch an der Universität Klagenfurt und der Freien Universität Bozen unterrichtet. Über seinen Fachbereich „Sprachbildung“ hat er zahlreiche Bücher geschrieben und er ist auch Fortbildner für andere Sprachschulen in Italien und Europa. Bis heute begleitet er noch die Weiterbildung. Nachdem er als Direktor von Alpha Beta ausgestiegen ist, hat er einen kleinen mehrsprachigen Verlag gegründet.

Was publiziert dieser Verlag?

Am Anfang hat der Verlag Bücher zum Sprachunterricht herausgegeben, dann auch Tagungsdokumente und Forschungsberichte. Schließlich wurden auch italienische Autoren publiziert, die historische und aktuelle Thematiken Südtirols behandelten. Aldo Mazza hat außerdem die Südtiroler Autorin Anita Pichler ins Italienische übersetzt und umgekehrt italienischsprachige Autoren ins Deutsche übersetzen lassen. Insgesamt haben wir bis jetzt 220 Titel veröffentlicht, im letzten Jahr haben wir 13.000 Bücher verkauft. Natürlich werden wir dabei immer von der öffentlichen Hand unterstützt, sowie auch die Sprachschule.

Ende Mai wurden Sie zur neuen Präsidentin von Alpha Beta ernannt, im Verwaltungsrat waren Sie jedoch schon länger. Was hat sich in den letzten Jahren bei Alpha Beta geändert?

In den letzten Jahrzehnten hat sich in Südtirol vieles geändert und Alpha Beta hat sich den neuen Begebenheiten entsprechend gewandelt. Anfangs war es das Hauptziel der Sprachschule, die zwei Landessprachen zu vereinen, eben mit Aktionen wie zum Beispiel den zuvor genannten Italienreisen. Mit der Zeit hat sich unser Fokus immer mehr auf die Alphabetisierung der Migranten, aber auch der Südtiroler gerichtet. So haben wir vermehrt Kurse in diesem Bereich angeboten, auch Kurse im Gefängnis haben wir abgehalten. Diese Bevölkerungsgruppen haben weniger Mittel, Sprachkurse zu bezahlen. So werden wir auch hier stark von der öffentlichen Hand unterstützt. Die Pandemie war ein weiterer einschneidender Faktor für uns.

Inwiefern hat euch die Covid-19-Krise betroffen?

Wegen der Ausgangssperre mussten wir viel in den Online-Bereich schieben und investieren, das hat einige Änderungen mit sich gebracht. Neue Methoden, neue Konzepte, nicht nur bei uns, sondern auf der ganzen Welt, darauf mussten wir uns erst mal einstellen.

"Wenn sich etwas verändert, bewegt sich Alpha Beta mit" - Ingeborg Mahlknecht

Welche Rolle spielt Alpha Beta heute?

Wir sind sicher noch die größte Sprachschule Südtirols und eine der größten Weiterbildungsorganisationen mit hohen Qualitätsansprüchen und auch anerkannter Qualität. Bis vor Kurzem haben wir 60.000 Unterrichtsstunden pro Jahr gehalten, die sind seit der Pandemie ein wenig zurückgegangen. Alpha Beta ist vor allen Dingen auch eine Genossenschaft von und mit Frauen, ein Großteil unseres Lehrpersonals ist weiblich und Frauen spielen in unserer Organisation eine wichtige Rolle. Großer Arbeitsbereich von Alpha Beta ist die Bildung und Integration der Migranten. Dieser Bereich stellt uns zurzeit auch vor eine große Herausforderung, weil die Kurse jetzt nicht mehr über das Land, sondern über den ESF, den Europäischen Sozialfond gehen.

Was ist der Unterschied zum alten Modell?

Vor allem verwaltungstechnisch ist die Organisation von Sprachkursen nun komplizierter. Wir sind gerade erst dabei, uns an die neuen Abläufe zu gewöhnen. Andere Sprachschulen haben jetzt damit aufgehört, Sprachkurse für Migranten zu organisieren, da sie den bürokratischen Aufwand mit dem ESF nicht schaffen. Auch für uns ist es eine große Herausforderung, aber wir bleiben weiter dabei und sollten das auch meistern.

Ingeborg Mahlknecht und Ivo Klaus Carli
36 Jahre lang war Ivo Klaus Carli Präsident von Alpha Beta, nun wurde er von Ingeborg Mahlknecht abgelöst. Die zwei Führungspersönlichkeiten der Sprachschule im Bild (Foto: Ingeborg Mahlknecht)

Was sind Ihre Pläne für die Zukunft als Präsidentin von Alpha Beta?

Wir wollen uns den neuen gesellschaftlichen Herausforderungen stellen. Ich denke, dass wir eine große und wichtige Aufgabe haben. Anfangs war es das Ziel, die italienische und die deutsche Kultur zu vereinen. Nun integrieren wir weiter, Ziel ist es, die „neuen Südtiroler“ sprach- und kulturfit zu machen.

Wieso ist Sprache für Migranten so wichtig?

Migranten müssen mit unserer Sprache und unserer Kultur in Kontakt kommen, um sich integrieren zu können. Ohne Sprache haben sie es noch viel schwerer, als sie es so schon haben. Wir bieten Kurse für Kinder an, sodass diese so schnell wie möglich keine Sprachbarriere mehr haben. Aber auch Kurse für Erwachsene organiseren wir, damit sie sich so gut es geht verständigen können. Das ist eine große Aufgabe für uns, zu überlegen, was können wir für Kurse anbieten und wie können wir sie abhalten. Etwa Sprachkurse beim Kochen, um Sprache und gleichzeitig Kultur zu vermitteln. Wir sind gewillt, weiterhin in diesem Sektor große und wichtige Arbeit zu verrichten.

Ein Beitrag von Nathanael Peterlini