Politica | SEL-Skandal

SEL: Nun klagt Franz Pircher an

Arrivederci Franz: Das fordert nicht zuletzt die Südtiroler Union für die Aufsichtsratspräsidentschaft von Franz Pircher beim Wohnbauinstitut. Pirchers Replik: Eine Anklage gegen Südtirol – allen voran gegen seine Medien.

Auf die erstinstanzliche Verurteilung am Ende vergangener Woche folgt zu Wochenbeginnen die Fortsetzung der Causa Franz Pircher:  Ist der ehemalige SEL-Aufsichtsratspräsident nach dem Schuldspruch vom Freitag noch als Aufsichtsratspräsident des Wohnbauinstitutes (Wobi) haltbar? Diese Frage hätte am heutigen Montag eigentlich die Landesregierung beschäftigten sollen.  Ein Schritt, der laut Unions-Abgeordneten Andreas Pöder ohnehin zu spät kommt. Denn, wie er in einer Pressemitteilung meint: „Es hätte zum guten Stil gehört, wenn die Landesregierung Pircher bereits nach der Einleitung des Hauptgerichtsverfahrens zum Rücktritt von seinem Aufsichtsrats-Präsidenten-Posten im Wobi gedrängt oder ihn abberufen hätte.“ Immerhin sei das Wohnbauinstitut mit seinen 14.000 Wohnungen im öffentlichen Besitz und mit einem Zig-Millionen-Euro-Jahresbugdet ein ähnlicher Brocken wie die SEL

Pöders Aufruf, den ehemaligen SVP-Bezirksobmann und Durnwalder-Freund zumindest nach seiner Verurteilung dringend abzuberufen, scheint Pircher selbst zuvorgekommen zu sein. Zumindest in der Dolomiten-Ausgabe vom Montag erklärte Landeshauptmann Luis Durnwalder, dass ihn Pircher am Sonntag seinen Rücktritt angekündigt und sich die Causa deshalb für die Landesregierung erledigt habe. Ein Schritt, den vor allem Landesrat Christian Tommasini eingefordert hatte. Denn wie der Wohnbaulandesrat schon am Freitag meinte: Wer wegen Betrug an der öffentlichen Körperschaft SEL verurteilt sei, könne nicht das Kontrollorgan der öffentlichen Körperschaft WOBI leiten.

Franz Pircher: "Fühle mich in Dreißiger Jahre des vergangenen Jahrhunderts zurückversetzt"

Ob Pirchers Rücktritt nun bereits vollzogen ist, konnte am Montag Vormittag auch Wobi-Präsident Konrad Pfitscher nicht beantworten. „Ich bin erst am Nachmittag in Bozen und bislang nicht informiert“, erklärte er. Keine Information dazu wollte auch die direkteste Informationsquelle, Franz Pircher selbst, geben. Denn: Er spreche nicht mehr mit Südtirols Medien, die „uns zwei Jahre lang durch den Kakao gezogen und Rufmord betrieben haben, ohne sich nur annähernd um eine objektive Berichterstattung zu bemühen.“ Sein höchst emotionales telefonisches „J’accuse“ richtete sich zwar auch gegen nicht näher spezifizierte politische Vertreter, die „ihren Wahlkampf auf Köpfen statt auf der Basis von Sachthemen“ führen. Insgesamt ist es jedoch vor allem das „Kesseltreiben der Medien“, das ihn zutiefst enttäuscht habe, meint Pircher. „Ich fühle mich in die Dreißigerjahre des vergangenen Jahrhunderts zurückversetzt“, sagt er, „und frage mich, mit welcher Berechtigung Leute über andere herfallen und nur über jenen Teil des Geschehens berichten, der ihnen opportun ist.“

Warum also legt er nicht den anderen Teil des Geschehens auf den Tisch? „Jetzt ist dazu gerade nicht der richtige Zeitpunkt“, meint Pircher mit Verweis auf die anstehenden Landtagswahlen, die er nicht beeinflussen möchte. Bis der gekommen sei, müsse ihm nun zumindest sein Recht zuerkannt werden, den Rechtsweg bis zum Schluss auszuschöpfen. „Und bis dahin lasse ich mich von niemandem mehr verurteilen – auch nicht von der bisherigen Schmutzkampagne der Presse.“