Film | BZ 48h

0471 gewinnt

Der 8. jährliche Kurzfilm-Wettbewerb BZ 48 hat fast alle Sieger:innen gefunden. Zu sehen waren auch alle zehn Filme, die es in zwei Tagen über die Ziellinie geschafft haben und aus strengen Limits kreatives Potential verbinden.
BZ 48h, 2024
Foto: SALTO
  • Es geht um zehn Filme mit vier Formvorgaben: dem Drehort in einem Bozner Stadtviertel, dem Start und dem Ende, welche jeweils in der Natur beziehungsweise im urbanen Kontext zu sein haben und von einem ins andere führen müssen, ein Seil und nicht zuletzt die Verwendung eines „Point-of-View-Shots“, der uns die Sicht einer Figur aufzwingt.

    Alle Filme haben die Vorgaben zum Teil mit erstaunlicher Kreativität umgesetzt und die Fach- (Lucile Hadžihalilović, Martine De Biasi und Matteo Zadra) und Passionsjurys – von jung bis erfahren – durften Preise verteilen. Auch das Publikum durfte für die Vergabe eines Publikumspreises seine Reihung von Platz 1 bis Platz 3 notieren und am Ende des Abends am Eingang abgeben. Die Wertung des zahlreich erschienen Saalpublikums soll dabei jener zugerechnet werden, die in einer noch nicht näher vorgestellten Onlinewertung eingesammelt wird. „Stay tuned“, hieß es seitens des Veranstalters und man vertröstete auf den 20. Oktober. Es geht auch dabei um immerhin 1000 Euro Preisgeld.

  • Voll Besetzt: Nicht zuletzt weil der Eintritt frei war, fanden filmbegeisterte und kurzfilmaffine Personen am Samstagabend den Weg in den Filmclub. Foto: Asia De Lorenzi

    Zu sehen waren endlich auch die Filme in Aufführungsreihenfolge: „Scatta“ vom Team Blue, „Ride Dance Breath“ von Spirale Film, „Cataclisma“ von Erranti, „Blackout: ovvero come ho improvvisato un otto ripassato“ von i Giaroni, „Promenade“ von i Treppiedi,  „Quarto piano“ von Triglie, „Torna sempre utile“ von Massimo Latte, „Amigdala“ von Umami und last but not least, „Scordami“ von Semaforo Blu sowie „2880’“ von Travel boys. Alle Teilnehmer und Teilnehmerinnen, auch jene, die ansonsten leer ausgingen, dürfen sich über eine Akkreditierung beim Lago-Filmfest freuen.

    Mit „Scatta“ und „Ride Dance Breath“ gab es zwei verdiente Sieger gleich zu Beginn des Bewerbs, überzeugen konnte aber auch „Quarto Piano“. Aber der Reihe nach. In „Scatta“ wird mit cleverem Editing und dem Spiel mit Farbe die Geschichte eines getriebenen Fotografen gezeigt, der seine letzte Chance darin sieht, ein Foto zu schießen, das Bozen auf einen Moment konzentriert. Am Ende kommt ein wirklich überraschendes und gutes Foto zustande, das wir nicht vorweg preisgeben wollen. Die Menzione „Go, Go! Cinema“ der Jungjury gehörte dem schicken Bilddrama, das damit auch beim Lago-Filmfest zu sehen sein wird.

  • Trophäen: Weiblich und porös zeigt sich die Schwimmerin, die es für die erfolgreichsten Tauchsprünge im Bereich des Kurzfilms gibt. Foto: Asia De Lorenzi

    „Ride Dance Breath“ ist ein Film mit einem Twist, also einer unerwarteten Handlungswendung, die man auch in den Jurybegründungen als solche nur umschreibt. Überzeugen konnte man die Rai sowie, mit dem Schauspiel von Filmneuling Samantha Ezechiele, Laboratorio d'Arte Cinematografica für den LAC for Acting-Preis, einem 2000 Euro-Stipendium für professionelle Schauspiel-Workshops. Dem „Ihr spinnt ja, ich kann nicht mal schauspielern!“, auf den Aufruf hin, dürfte die Schauspielerin ihre Freude daran haben, auch wenn diese unerwartet für sie kam. Besonders gelungen ist hier der Einsatz der „Ich-Sicht“, die uns in einem besonders stressigen Moment unter klaustrophobischen Bedingungen in die Haut der jungen Schauspielerin schlüpfen lässt. Großes Kino im kleinen Maßstab eines Autos auf einem Parkplatz. Die Rai steht durch ihren Preis für einen Vorschlag zur Produktion eines Filmprojekts mit Spirale Film offen, bindend klang das im Filmclub Saal eher wenig.

    Klug gedacht und unter den Filmen, die die Produktionsbedingungen mit thematisieren als gelungenster herausstechend, war „Quarto Piano“ auchdurch eine gewisse Ironie und einen eigenen Witz. Den Hauptpreis konnte sich das als Plan B umgesetzte Werk sichern, trotz oder wegen der kurzen Drehzeit. Der Titel des Werkes ist schon mehrdeutig, funktioniert „piano“ doch mindestens auf drei Ebenen. Es geht um ein Klavier im vierten Stockwerk eines engen Treppenhauses und um besagten Plan B. Ein Wandpiano-Inserat war vor der ersten oder zweiten Idee zum Film da gewesen, welches dieses kostenfrei bei Selbstabholung angeboten hatte.  Zu einem gratis Wandklavier darf sich die Gruppe Triglie damit auch über 5000 Euro freuen. Witziges Detail am Rande, das wir uns nicht hätten ausdenken können: Die Tombola für eine unlimitierte Filmclub-Karte bis Jahresende gewann das Los mit der Nummer 0471. Mehr Bozen auf knapper Zeit geht nun wirklich nicht.